Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
Bessere.«
»Ist mir egal«, sagte Annie. »Lösche einfach alles, dann vergessen wir es, dann vergessen wir, dass es je passiert ist.«
»Aber das will ich nicht vergessen! Kannst du mir nicht wenigstens irgendwas zur Erinnerung an dich dalassen?«
»Ich werde dir mehr als genug zur Erinnerung dalassen, wenn du nicht tust, was ich dir sage.«
»Ist das eine Drohung?«
»Das kannst du verstehen, wie du willst, Eric. Ich habe einen langen Tag hinter mir. Langsam bin ich mit meiner Geduld am Ende. Gibst du mir jetzt das Handy?«
»Sonst?«
»Na gut«, sagte Annie. »Wenn du es unbedingt so haben willst. Du hattest recht, als du nach meinem Beruf gefragt hast. Ich bin bei der Polizei. Genauer gesagt, bin ich Detective Inspector.«
»Soll ich jetzt beeindruckt sein?«
»Du sollst tun, was ich gesagt habe.«
»Was machst du, wenn ich es nicht tue?«
»Muss ich das aussprechen?«
»Holst du deine Neandertaler, damit sie mich zusammenschlagen?«
Annie lächelte und schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube nicht, dass ich dabei Hilfe bräuchte, aber nein, das habe ich nicht vor.«
»Du bist ziemlich eingenommen von dir, was?«
»Hör zu«, sagte Annie. »Hören wir mit den Spielchen auf, ja? Was passiert ist, ist passiert. Vielleicht war es gut. Ich weiß es nicht. Ich kann mich nicht erinnern, und es gereicht mir nicht gerade zur Ehre, das zu sagen. Ganz egal was, es war ein Fehler. Wenn -«
»Woher willst du das wissen?«
»Was?«
Eric setzte sich auf. »Woher willst du wissen, dass es ein Fehler war? Du hast mir gar nicht die Chance gegeben, mich -«
»Für mich war es ein Fehler. Akzeptier das einfach. Und dein Verhalten in den letzten Tagen hat es nicht gerade besser gemacht.«
»Aber warum?«
»Ich will wirklich nicht darauf eingehen. Ich bin nicht hergekommen, um Ärger zu machen. Ich bin nur hergekommen, um dich freundlich zu bitten, diese Fotos zu löschen. Sie sind peinlich, und ehrlich gesagt, käme ich nicht mal im Entferntesten auf die Idee, mich auf jemanden einzulassen, der so was fotografiert.«
»In dem Moment hattest du nichts dagegen. Und vergiss nicht: Du hast auch ein paar gemacht. Kannst du nicht etwas lockerer sein, ein bisschen Nachsicht mit mir haben? Das war doch nur harmloser Spaß.«
»Gib mir jetzt das verdammte Handy!« Annie erschrak über ihre eigene Heftigkeit, aber Eric beanspruchte ihre Geduld einfach über die Maßen. Sie hatte keine Lust, ihm zu erklären, wo der Unterschied lag, wenn sie aus Spaß ein paar lustige Fotos in einem Club machte oder wenn er persönliche Bilder in der Intimsphäre des Schlafzimmers aufnahm, an die sie sich nicht mal erinnern konnte. Wenn er den Unterschied nicht sah, verdiente er keine Nachsicht.
Auch Eric schien erschrocken. Eine Weile schwieg er, dann griff er in seine Jeanstasche, zog sein BlackBerry hervor und warf es Annie zu. Sie fing es auf. »Danke«, sagte sie. Als sie den Medien-Manager fand, scrollte sie durch alle Fotos, die er an dem Abend gemacht hatte. Abgesehen von denen, die sie kannte und auf denen sie zumindest wach gewesen war, gab es andere, auf denen sie schlief, das Haar zerzaust, eine Brust nackt. Nichts Anzügliches, sondern nur geschmacklos und verletzend. Annie löschte alle Bilder. »Jetzt der Computer.«
Eric winkte sie zum Schreibtisch in der Ecke. »Bitte!«
Auf dem Computer waren dieselben Fotos. Annie löschte sie ebenfalls. Zur Vorsicht leerte sie auch den Papierkorb. Sie wusste, dass es möglich war, gelöschte Dateien wiederherzustellen, doch glaubte sie nicht, dass Eric dazu imstande oder es ihm überhaupt wichtig war. Möglicherweise hatte er die Fotos auf einer CD oder einem USB-Stick gespeichert, aber daran konnte sie nicht viel ändern, da hätte sie schon seine gesamte Wohnung durchsuchen müssen. »Ist das alles?«, fragte sie.
»Ja, das ist alles. Jetzt hast du bekommen, was du haben wolltest. Verpiss dich!« Er wendete sich ab, nahm sein Bier und tat, als schaue er fern.
»Bevor ich gehe«, sagte Annie, »erkläre ich dir nur noch kurz, was passiert, falls du Kopien haben solltest und sie irgendwann im Internet auftauchen. Du hast falsch geraten: Ich rufe nicht meine Kumpel, damit sie dich zusammenschlagen. Viel zu primitiv. Aber ich habe Freunde, und du kannst mir glauben, dass wir dir das Leben wirklich schwermachen können.«
»Oh, ja«, sagte Eric, ohne den Blick vom
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