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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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oder Newcastle zu leben! Dann könnte sie länger ausbleiben, sogar die ganze Nacht, wenn sie wollte. Aber in Eastvale war um halb eins oder spätestens um eins am Samstagabend so gut wie nichts mehr los, höchstens noch in der Bar None mit ihrem affigen DJ und der schlechten Musik oder im Taj Mahal, in dem immer nur traurige, betrunkene Soldaten hockten, die literweise Bier tranken und sich das Vindaloo reinschaufelten, bevor sie in den Irak verfrachtet wurden. Am nächsten Tag würde sich Chelsea zusammen mit Shane die Long Blondes im Sage in Gates-head ansehen. Sie wollten mit seinem Wagen fahren, das erste Mal, dass sie allein sein würden, ohne die anderen. Das würde bestimmt toll werden. Am Montag musste Chelsea wieder im Laden stehen und arbeiten. Das war ihr Leben.
      Sie hatten sich auf dem Marktplatz verabredet. Chelsea sah weit und breit keinen Bus, nach sechs Uhr fuhren sie in der East-Side-Siedlung so selten, dass sie wohl oder übel zu Fuß gehen musste, über den Fluss, dann den Hügel hinauf, vorbei an den Gärten und der Burg. Es war schon dunkel, und es war nicht einfach, auf den hohen Absätzen zu balancieren. Chelsea wusste, dass die anderen zuerst ins Red Lion gehen würden, und wenn sie sie dort nicht fand, würden sie ziemlich sicher im Trumpeter sein und ein bisschen Billard spielen, ehe es weiterging zum Horse and Hounds, wo meistens eine Band Coverversionen der berühmtesten Oldies wie »Satisfaction« oder »Hey Jude« spielte. Manchmal waren die gar nicht schlecht. Auf jeden Fall besser als der nervige traditionelle Jazz, der da manchmal sonntagmittags lief.
      Chelsea ging etwas schneller, als sie oben auf dem Hügel angekommen war und über die Castle Road hinunter zum Marktplatz eilte, wo schon Massen von jungen Leuten unterwegs waren. Als sie den Platz überquerte, grüßte sie hier und da, wenn sie jemanden kannte. Das Kopfsteinpflaster war in ihren Schuhen wirklich schwer zu bewältigen, mehrmals knickte sie beinahe um, ehe sie den Pub erreichte, die Tür öffnete und ihre Clique erblickte. Shane grinste sie durch den Qualm hindurch an, und Chelsea lächelte zurück. Jetzt war alles in Ordnung. Der Samstagabend hatte begonnen, jetzt war alles in Ordnung.
     
    Es wäre untertrieben gewesen zu behaupten, dass Sophias Eintreffen die Art und Weise der Unterhaltungen am Tisch änderte. Man konnte förmlich sehen, wie die Männer sich aufplusterten, um den neuen Gast zu beeindrucken. Geoff machte Bemerkungen über den Wein, erkannte Noten von Schokolade, Vanille und Tabak, von denen er irgendwo gelesen hatte, und Graham Kirk hielt Max einen Vortrag über die Zukunft des Computers, warf jedoch immer wieder beifallheischende Blicke zu Sophia hinüber, die gar nicht zuhörte. Sie schien das alles nicht zu bemerken. Ihr selbstbewusstes Verhalten vermittelte, dass sie doch nichts dafür könne, wenn die Männer sich so ins Zeug legten. Falls sie es amüsant fand, so ließ sie es sich nicht anmerken.
      Banks stellte fest, dass er das Schauspiel enorm genoss. Er kam sich unsichtbar vor, leichter als Luft, eine Fliege an der Wand. Er registrierte Gesichtsausdrücke und Körpersprache, als würde niemand seine Gegenwart bemerken. Unsichtbar zu werden, war eine Fähigkeit, die er seit seiner Kindheit beherrschte und die ihm bei seiner Arbeit sehr geholfen hatte. Sandra hatte das immer wahnsinnig gemacht, konnte er sich erinnern. Sie fand es unhöflich von ihm, sich nicht zu beteiligen. Schließlich war Sandra sehr gesellig und immer mittendrin gewesen.
      Seit Sophia da war, hing Daphne nicht mehr an Banks' Arm, sondern schmollte und trank ihren Wein noch schneller als zuvor. Am anderen Ende des Tisches kippte ein Glas Rotwein auf die weiße Decke, und alle riefen durcheinander und machten großes Aufhebens mit Tüchern und Schwämmen, während Harriet versuchte, darüber hinwegzugehen und die Gäste zu beruhigen, man könne doch alles waschen.
      In dem Durcheinander warf Banks Sophia einen unauffälligen Blick zu. Dass sie schön war, stand schon fest, bevor er sie eingehend betrachten konnte. Das hatte er an ihrer Wirkung auf die anderen gemerkt, als sie hereingekommen war. Doch je länger er sie anschaute, desto mehr verstand er. Ihr dunkles Haar war locker im Nacken ihres langen Halses zusammengefasst. Ihre olivfarbene Haut war glatt und makellos. Sie trug ein jadegrünes Oberteil, gerade so tief ausgeschnitten, dass es mehr erahnen ließ, als etwas zu zeigen. Um ihren Hals hing ein

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