Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
Breezer vor sich. Ihr fünfter, oder war es sogar der sechste heute Abend? Sie wusste es nicht. Die anderen hatten noch unterschiedlich viel von ihren Getränken übrig, die Jungs meistens Bier, die Mädels Weißwein. Vor einer halben Stunde hatte die Band aufgehört zu spielen, trotzdem war es noch laut und voll. So schlecht war die Musik heute nicht gewesen, fand Chelsea, aber wenn sie noch eine Coverversion von »Satisfaction« hören müsste, würde sie losschreien. Sie hatte das Lied sowieso nie gemocht, auch die Rolling Stones nicht. Die waren schon alt und tatterig gewesen, als sie geboren wurde.
      Chelsea zündete sich eine Zigarette an. Wahrscheinlich würden sie sich hier noch gut zehn Minuten aufhalten dürfen, wenn sie sich nicht danebenbenahmen. Wenn sie nach zwölf Uhr nach Hause käme, würde es schon deutlich ruhiger sein. Sie könnte sich die Kopfhörer aufsetzen und im Bett noch die neue CD der Killers hören. Es war ein netter Abend gewesen, jetzt war sie ein bisschen benebelt und müde. Die beiden Male, als sie Shane auf dem Gang zum Klo begegnet war, hatte er sie geküsst, und morgen wollten sie ja zusammen ins Sage. Chelsea würde sich gründlich überlegen müssen, was sie anziehen wollte, musste ihren Kleiderschrank plündern.
      Plötzlich tranken alle aus und wollten weiter. Draußen auf dem Marktplatz war die Hölle los, einige Mädchen kreischten sich an und stritten sich. Ein Einsatzwagen der Polizei stand am anderen Ende, doch niemand kümmerte sich darum. Die Beamten griffen erst ein, wenn es zu einer richtigen ausgewachsenen Schlägerei kam.
      Vor dem Polizeirevier drosch ein Mädchen mit ihrer Handtasche auf einen schmalen jungen Kerl ein. Alle lachten, nur der junge Kerl nicht. Ein anderes Mädchen, offenbar allein, wankte über das Kopfsteinpflaster, hatte sich wohl den Absatz abgebrochen. Sie weinte, die Wimperntusche lief ihr über die Wangen. Hin und wieder ertönte ein Johlen von der einen oder anderen Gruppe hinten bei der York Road oder auf dem Weg zum Taj Mahal. In der Gasse neben dem Pub rauchten zwei Jungs einen Joint. Chelsea roch es im Vorbeigehen. Sie wandte sich ab. Sie wollte nicht, dass die beiden auf sie aufmerksam wurden, so breit, wie sie waren. Chelsea hakte sich bei Katrina und Paula unter, und zu dritt schwankten sie hin und her, sangen auf dem Weg zur Castle Road ein altes Lied von Robbie Williams. Chelsea hasste Robbie Williams fast ebenso wie die Rolling Stones, aber man konnte ihm einfach nicht aus dem Weg gehen. Er war fast ein Nationalheiligtum, so wie Manchester United, das sie genauso wenig ausstehen konnte. Es war noch mild, und der wächserne Mond leuchtete vom klaren Nachthimmel herunter. Die Jungen liefen vor den Mädchen, rauchten und schubsten sich zum Spaß an.
      »Wir könnten ins Three Kings gehen«, sagte Shane. »Die haben wahrscheinlich noch eine halbe Stunde oder so auf. Trinken wir noch was?«
      »Das Three Kings ist total Scheiße«, sagte Katrina. »Da sind nur alte Knacker drin. Ich krieg eine Gänsehaut, wenn ich da reingehe, so wie die einen anstarren.«
      »Nicht um diese Uhrzeit«, gab Shane zurück. Er ging rückwärts. »Die alten Knacker sind längst zu Hause im Bett. Was ist mit dem Fountain? Da ist meistens bis zwölf Uhr auf.«
      »Nein«, widersprach Chelsea. »Da ist das Mädchen letzte Woche auch vorher gewesen. Hayley Daniels. Die ermordet wurde.« Chelsea kannte Hayley nicht, hatte sie aber samstagabends ein paar Mal in diesem oder jenem Pub gesehen. Als Kind hatte Chelsea oft im Labyrinth gespielt. Die Vorstellung, dass dort jemand umgebracht worden war, fand sie wirklich gruselig.
      »Spielverderber«, meinte Shane, drehte sich wieder nach vorn um und nahm eine Zigarette von Mickey an.
      »Was ist denn?«, sagte Mickey zu Chelsea in diesem herausfordernden Tonfall, den sie hasste. »Hast wohl Schiss, zu nah am Labyrinth zu sein, was? Angst vorm Dunkeln? Vor den Geistern? Vor Hannibal dem Kannibalen?«
      »Ach, sei leise!«, sagte Chelsea. »Ich habe keine Angst. Außerdem ist eh alles abgesperrt. Guck doch!«
      »Das ist nur der Eingang bei Taylor's Yard«, gab Mickey zurück. »Von der Castle Road oder vom Parkplatz hinten kommt man problemlos rein. Ich wette, das traust du dich nicht. Du hast mit Sicherheit Schiss.«
      »Was willst du damit sagen?«, fragte Chelsea. Der Boden unter ihren Füßen wankte. Sie wusste nicht, ob es daran lag, dass sie Angst hatte oder betrunken

Weitere Kostenlose Bücher