Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
sie Marcel ihren Mantel reichte und auf den Tisch zusteuerte. Er schaute ihr in die Augen und lächelte. Sie trug eine Designerjeans und eine Art gewickeltes Oberteil, das hinten geschnürt wurde. Frauen mussten ziemlich geschickt darin sein, Dinge auf ihrem Rücken zu befestigen, hatte Banks im Lauf der Jahre festgestellt. Ständig mussten sie sich mit Pferdeschwänzen, BHs, Wickelteilen und komplizierten Ösen herumplagen.
Anmutig kam Sophia auf ihn zu, mit lässiger Eleganz, und machte es sich ihm gegenüber bequem. Sie hatte das Haar wieder locker im Nacken zusammengefasst, und ein paar dunkle Strähnen fielen ihr über die Wangen und in die Stirn. Ihre Augen waren genauso dunkel, wie Banks sie in Erinnerung hatte, schwarz funkelten sie im Kerzenlicht. Sophia trug keinen Lippenstift, aber ihre vollen Lippen hatten eine natürliche Farbe, die sich hübsch von ihrer makellosen olivfarbenen Haut absetzte.
»Freut mich, dass du kommen konntest«, sagte Banks.
»Mich auch. Ich wusste schon, dass es mit der Wanderung nichts würde, als ich die Nachrichten hörte. Du hast bestimmt nicht viel geschlafen.«
»Gar nicht«, sagte Banks. Ihm fiel auf, dass er seit der letzten Begegnung mit Sophia nicht nur weder geschlafen noch gegessen hatte, sondern dass er nicht mal zu Hause gewesen war und noch dasselbe wie auf Harriets Dinnerparty trug. Er musste daran denken, auf der Dienststelle Kleidung zum Wechseln zu deponieren. Es war peinlich, aber Sophia war anscheinend zu sehr Dame, um ein Wort darüber zu verlieren. Sie studierten die Speisekarte und sprachen über einige Gerichte - es stellte sich heraus, dass Sophia eine begeisterte Hobbyköchin war und mit Enthusiasmus aß und Banks bestellte eine Flasche anständigen Rotwein.
»Du heißt also Sophia, ja?«, fragte Banks, nachdem sie bestellt hatten - Steak mit Pommes frites für ihn und einen Wolfsbarsch für sie, dazu als Vorspeise einen Salat mit Stilton, Birne und Walnuss.
»Sophia Katerina Morton.«
»Nicht Sophie?«
»Nein.«
»Kate?«
»Auf keinen Fall.«
»Also sage ich Sophia.«
»Just don't call me >sugar<.«
»Was?«
Sie lächelte. »Das ist ein Lied. Von Thea Gilmore. Ehrlich gesagt, ist es ein bisschen anzüglich.«
»Thea Gilmore kenne ich«, sagte Banks. »Die hat ein altes Lied von den Beatles auf einer der Gratis-CDs von MOJO gecovert. Gefiel mir so gut, dass ich mir eine CD mit Coversongs von ihr geholt habe.«
»Loft Music«, sagte Sophia. »Die ist gut, aber du solltest dir mal ihre eigenen Lieder anhören.«
»Mache ich. Arbeitest du in der Musikbranche?«
»Nein. Nein, ich bin Producerin bei der BBC. Kulturprogramm, deshalb habe ich manchmal mit Musiksondersendungen zu tun. Vor einiger Zeit habe ich eine Serie über John Peel gemacht, außerdem hatte ich ein paar Sendungen mit Bob Harris.«
»Der Bob Harris vom Old Grey Whistle Test?«
»Genau der. Er hat mir Thea auf seiner Geburtstagsfeier vorgestellt.«
»Ich bin beeindruckt.«
»Das glaube ich gerne. Robert Plant war ebenfalls da. Aber deinen Sohn habe ich noch nicht kennengelernt.«
»Aha, verstehe. Du schmeißt dich an mich ran, nur um an meinen Sohn ranzukommen. Das versuchen sie alle. Aber das läuft nicht, ja?«
Sophia lachte, und ihr Gesicht strahlte. »Ranschmeißen würde ich das nicht gerade nennen.«
»Du weißt, was ich meine.« Banks spürte, dass er rot wurde.
»Klar. Aber er hat erstaunlichen Erfolg, dein Sohn Brian. Und er ist ein ganz Süßer. Du bist bestimmt sehr stolz auf ihn.«
»Bin ich. Auch wenn ich sagen muss, dass es ein bisschen gedauert hat, bis ich mich dran gewöhnt hatte. Ob er süß ist, kann ich nicht sagen, du hättest ihn mal sehen sollen, als er ein mürrischer, verpickelter Teenager war, aber es ist nicht die normalste Sache der Welt, wenn der Sohn beschließt, die Fachhochschule zu schmeißen und in einer Rockband mitzuspielen.«
»Das kann ich mir vorstellen«, erwiderte Sophia.
»Falls ich das fragen darf«, sagte Banks, »wieso warst du eigentlich gestern Abend auf Harriets Dinnerparty? Ich fand, ehrlich gesagt, dass es irgendwie ganz und gar nicht deine Welt war.«
»War es auch nicht. Und ich wollte auch gar nicht hin.«
»Warum bist du dann gekommen?«
»Weil ich mir nicht die Gelegenheit entgehen lassen wollte, den Supercop von Eastvale kennenzulernen.«
»Nein, im Ernst!«
»Das ist mein
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