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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Sie hatte die Vögel noch nie leiden können, sogar Angst vor ihnen gehabt, als sie ein Kind in St. Ives war. Annie musste nicht den Hitchcock-Film sehen, um einen Möwenschwarm als bedrohlich zu empfinden. Als ihr Vater sich einmal etwas weiter von ihrem Kinderwagen entfernt hatte, um eine besonders malerische Gruppe alter Eichen zu skizzieren, hatten sich Möwen auf die kleine Annie gestürzt. Das war eine ihrer ganz frühen Erinnerungen. Sie erschauderte und riss sich zusammen.
      »Haben Sie schon was für uns, Doc?«
      »Leider nicht viel. Sie ist seit ein oder zwei Stunden tot, höchstwahrscheinlich ist sie verblutet, das sehen Sie ja selbst. Wer so was tut, ist wirklich krank. Die Frau war wohl stark behindert, so wie es aussieht. Konnte offenbar nicht mal den kleinen Finger rühren, um sich zu verteidigen.«
      »Die Tatwaffe?«
      »Eine sehr dünne, sehr scharfe Klinge, zum Beispiel eine Rasierklinge oder eventuell sogar ein chirurgisches Instrument. Der Rechtsmediziner wird Ihnen sicherlich mehr sagen können. Auf jeden Fall war es ein glatter, sauberer Schnitt, es gibt keine gezackten Wundränder, wie sie bei groben Schnittwerkzeugen vorkommen.«
      »Rechts- oder Linkshänder?«
      »Das kann man bei Schnittwunden oft nicht sagen, besonders wenn es sich um keinen zögerlichen Schnitt handelt, aber ich würde vielleicht sagen, von links nach rechts, von hinten.«
      »Das heißt, der Mörder ist Rechtshänder?«
      »Ja, falls er es nicht vorgetäuscht hat. Also höchstwahrscheinlich. Berufen Sie sich aber nicht auf mich!«
      Annie grinste. »Als ob ich das je tun würde.« Sie wandte sich an Naylor. »Wer hat die Leiche gefunden?«
      Naylor wies auf eine Bank in gut hundert Meter Entfernung. »Der Typ da hinten. Gilbert Downie. War mit seinem Hund unterwegs.«
      »Der Arme«, sagte Annie. »Der Appetit auf den Sonntagsbraten ist ihm bestimmt vergangen. Weiß jemand, um wen es sich handelt?«
      »Noch nicht, Ma'am«, sagte DC Baker. »Keine Handtasche, kein Portemonnaie oder so.« Helen Baker war eine stämmige Frau mit tonnenähnlicher Figur, genauso breit wie hoch, wie man so sagte, aber auffallend behände und flink für jemanden von ihrer Statur. Und sie hatte knallrotes, nach allen Seiten abstehendes Haar. Ihre Freunde und Kollegen nannten sie liebevoll »Ginger«. Sie schaute sich um. »Nicht mal ein Armband, wie es manche tragen. Hier draußen ist es ziemlich einsam, wohlgemerkt, besonders zu dieser Jahreszeit. Das nächste Dorf liegt vier Meilen in südlicher Richtung, eine halbe Meile landeinwärts. Das Einzige, was hier einigermaßen in der Nähe liegt, ist das Pflegeheim eine Meile südlich. Mapston Hall.«
      »Pflegeheim für was?«
      »Keine Ahnung.« Ginger warf einen Blick auf den Rollstuhl. »Für Menschen mit Problemen wie sie, würde ich mal sagen.«
      »Aber sie kann es nicht ganz allein hier hoch geschafft haben, oder?«
      »Das bezweifle ich«, schaltete sich Naylor ein. »Es sei denn, sie machte einen auf Andy aus Little Britain.«
      Annie musste grinsen. Sie war ein großer Fan der Comedy-serie. Banks auch. Sie hatten sie sich ein paar Mal gemeinsam nach einem langen Arbeitstag bei indischem Essen und einer Flasche Rotwein angesehen. Aber Annie wollte jetzt nicht an Banks denken. Aus dem Augenwinkel sah sie den Wagen der Spurensicherung am Straßenrand halten. »Gute Arbeit, Tommy und Ginger«, sagte sie. »Wir gehen mal besser aus dem Weg und überlassen der Spusi das Feld. Setzen wir uns ins Auto, damit wir nicht noch länger in diesem schrecklichen Wind stehen.«
      Sie steuerten auf Annies Astra zu und blieben kurz stehen, um mit dem Tatortkoordinator, Detective Sergeant Liam McCullough, zu sprechen. Dann setzten sie sich in den Wagen und ließen die Scheiben ein paar Zentimeter herunter, damit Luft hereinkam. Ginger nahm hinten Platz. Annies Kopf pochte, sie musste sich zwingen, sich auf den Fall zu konzentrieren. »Wer ermordet eine hilflose alte Frau, die an den Rollstuhl gefesselt ist?«, fragte sie.
      »So alt war die nicht«, antwortete Naylor. »Ich nehme an, mit so einer Krankheit altert man frühzeitig, aber wenn man das Haar und das käsige Gesicht außer Acht lässt, ist sie wahrscheinlich nicht älter als vierzig oder so. Vielleicht Ende dreißig. Und sie sah wohl mal sehr gut aus. Hohe Wangenknochen, hübsche Lippen.«
      Vierzig, dachte Annie. Mein Alter. Du lieber Himmel, das war doch nicht alt!
      »Naja«,

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