Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende
dünnen Schweißfilm überzogen. »Für ihn ist eine Welt zusammengebrochen.«
»Na, gut, dann eben morgen früh.« Da Arnos Erregung deutlich spürbar war, schob Barnaby nach: »Wir sind keine Monster, wissen Sie?«
»Gewiß nicht. Ich hatte nicht vor, anzudeuten... oh Gott. Könnte ich dabeisein?«
»Wenn wir Geisteskranke verhören, ist das Vorschrift, Mr. Gibbs. Sollten Sie der Meinung sein, in diesem Fall die richtige Person zu sein, habe ich nichts dagegen einzuwenden.«
Danach sprachen sie mit Mrs. Gamelin. Auch wenn es dem Verhör nicht an einem gewissen Unterhaltungswert mangelte, erwies es sich in jeder anderen Hinsicht als außerordentlich Unergiebig. May, die die beiden Polizisten in das Gemein-" schaftszimmer geleitete, beschrieb Felicity als »ziemlich arm und ruhebedürftig«.
Troy war schon mit der Information rausgerückt, daß die Dame eine Kokserin war. Auf dem Weg zu ihr fügte er hinzu: »Hat den Wagen zu Schrott gefahren. Die Polizei fand Drogen. Hat ihren Führerschein verloren. Stand alles in der Sun.«
»Bestimmt nicht«, entgegnete Barnaby.
»Könnte wetten, sie ist völlig zugedröhnt.«
Als er ihr dann gegenüberstand, beschlich Barnaby der Eindruck, daß sein Sergeant vielleicht recht hatte. Ihre riesigen Augen mit den verschmierten roten Lidern wanderten rastlos hin und her. Die Hände gestikulierten wild: fuhren nach oben, als wolle sie ihr Gesicht berühren, änderten die Richtung, zupften am Kleid herum, strichen über das zerzauste Haar. Ihr Gesicht war eingefallen, schien sich in sich selbst zurückzuziehen, war angespannt und geschrumpft wie das eines verängstigten Äffchens.
Felicity begriff gerade noch, daß Menschen zugegen waren, einer redete ziemlich nachdrücklich auf sie ein. Seine Stimme Ratterte in ihrem Kopf. Einzelne Laute vermochte sie nicht zu Erkennen. Er schob ein Blatt Papier in einer angenehmen Farbe herüber. Felicity nahm es höflich entgegen und gab es zurück. Wieder schob er ihr das Blatt und einen Bleistift zu. Legte er Wert darauf, daß sie damit etwas anstellte? Mit einem Lächeln griff sie seinen Vorschlag auf. Als Kind hatte sie gern gemalt. Die längste Zeit beugte sie sich über das Papier, und Barnaby mußte einräumen, daß das Ergebnis nicht unansehnlich war. Ein paar hübsche Pferde, eins davon hatte nur drei Beine, und eine Girlande aus Blumen in Kohlkopfgröße, die um den Pferdehals gewunden war. Nach Beendigung der Skizze bat Felicity um einen Drink.
Troy brachte ihr Wasser. Um Wasser hatte sie nicht gebeten. Sie schüttete es ihm über die Hose. Kurz darauf wurde das Verhör beendet.
Die ganze Zeit über war Trixie im oberen Stockwerk nervös und kettenrauchend umhermarschiert. Die Luft in ihrem Zimmer roch säuerlich und abgestanden. »Wieso brauchen die so lange?«
»Ich nehme an, sie möchten mit allen sprechen. Sie sind erst...« Janet drehte den Snoopy-Wecker um. »Seit neunzig Minuten hier. Das ist nicht schlecht.«
»Du wartest nicht, oder?«
»Ich weiß nicht, warum du dich derart aufregst. Du hattest ja nichts damit zu tun.« Sie ging zum Fenster hinüber und schob den Vorhang zurück. Ein silberner Halbmond stand tief am Himmel. Kalt und scharf konturiert wie eine Sichel.
»Laß das. Du weißt, ich kann es nicht ausstehen, wenn es Nacht ist.« Janet ließ den Vorhang fallen. »Wie sind sie denn so?«
Janet mußte an schmale Lippen und einen roten Schnauzbart denken. »In Ordnung.«
»Hast du ihnen bestimmt von dem Handschuh erzählt?«
»Das habe ich jetzt schon ein dutzendmal -«
»Und daß du diejenige warst, die ihn dabei beobachtet hat, wie er ihn versteckte?«
»Ja. Wie oft noch?«
»Dann hätten sie ihn doch verhaften müssen, oder? Ich begreife es einfach nicht.«
Weder du noch ich, dachte Janet traurig. Aber ich weiß, es hat etwas mit heute nachmittag zu tun. Nach der ersten schroffen Zurückweisung hatte sie Trixie keine Fragen mehr gestellt, doch es war keine Meisterleistung gewesen, die Gründe für Trixies verschmiertes Make-up, ihr fahles Gesicht und die notdürftig zusammengehaltene Bluse zu erraten. So kam es, daß Janet gleich verstanden hatte, was sie tun sollte, als die auf Rache sinnende Trixie sie aufklärte.
»Jan - ich hab gesehen, wie er das Ding versteckt hat. Ich würde dich nicht bitten, die Unwahrheit zu erzählen. Das Problem ist, wenn Gamelin erführe, wer ihn verraten hat, würde er ihnen
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