Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende
die angezogenen Beine geschlungenen Armen und fest geschlossenen Augen in Embryonallage auf seinem Bett und weigerte sich beharrlich aufzustehen.
Janet fragte: »Soll ich noch mal Tee machen?« Keiner antwortete ihr. Heather erkundigte sich, wo Suhami steckte.
»Sie wird nicht nach unten kommen«, sagte Christopher. »Sie gibt sich die Schuld an Gamelins Besuch und wagt es nicht, euch unter die Augen zu treten.«
»Armes Mädchen.« Schwerfällig erhob sich May. »Jemand sollte nach ihr sehen.«
»Du wirst nicht reinkommen. Sie hat sich mit mir durch die verschlossene Tür unterhalten.«
»O Gott.« Erschöpft in sich zusammenfallend, warf May Janet einen fragenden Blick zu und konstatierte: »Trixie ist auch nicht hier.«
»Nein.« Die Andeutung, sie kenne den Grund für Trixies Abwesenheit, beschleunigte Janets Puls. »Sie schläft noch. Auf dem Weg nach unten habe ich einen Blick in ihr Zimmer geworfen.«
»Wir trauern doch nur um uns selbst.« Mit gepeinigter Miene kehrte May zu dem Thema zurück, mit dem sich alle beschäftigten. »Er hat es hinter sich. Er befindet sich nun in Gesellschaft der Erleuchteten.«
»Wurde schon wiedergeboren«, sagte Heather mit einem wäßrigen Lächeln.
Auch wenn das wahrscheinlich den Tatsachen entsprach, empfand niemand Trost. Es war einfach zu früh. Wie schrecklich nicht nur der Tod ihres Meisters, sondern auch die Umstände seines Dahinscheidens waren, dämmerte ihnen erst jetzt. Legte sich wie ein dunkler Schleier über ihre Seelen. Die Fakten sprachen Bände, was nichts daran änderte, daß keiner von ihnen den Verlust fassen konnte. Es war einfach unfaßbar. Allein May, die immer noch der Überzeugung anhing, eine gewaltige übernatürliche Kraft habe den Meister geholt, war in der Lage, ihre Verzweiflung in Schach zu halten. »Wir müssen unsere düsteren Gedanken vertreiben«, mahnte Heather. »Ich jedenfalls werde mich darum bemühen - weil er es so gewollt hätte.«
»Du hast recht!« Ken sprang auf, soweit das mit einem steifen Bein überhaupt möglich war. »Heute wird hier eine Menge Liebe vonnöten sein. Ich plädiere dafür, daß wir den Tag mit einer Herz-zu-Herz-Begrüßung beginnen - komm her, Heather.«
»Ich komme.« Seine Frau stand auf, und die beiden bauten sich voreinander auf, blickten sich an und legten die Arme um die Taille des anderen.«
»Direkter Augenkontakt.«
»Köpfe aneinander.«
»Voller Körperkontakt.«
»Langsam und leise atmen.«
»....l.a.n.g.s.a.m.....l.e.i.s.e...«
»Mitgefühl fließt.«
»Mein Herzchakra zu deinem...«
»F.l.i.e.ß.t... f.l.i.e.ß.t....«
»Drücken.«
»Loslassen.«
Lächelnd lösten sie sich voneinander. Ken sah schon viel besser aus. Von den anderen hatte keiner Anstalten gemacht, eine Herz-zu-Herz-Begrüßung zu vollziehen. Arno trank Saft und brach ein weiteres Stück Gerstenkuchen ab. »Ich denke, was helfen würde - was auch helfen würde, sollte ich sagen«, er warf Heather einen entschuldigenden Blick zu, »wäre, sich zu beschäftigen. Ich meine, nach einem... Nach so einem Ereignis gibt es doch gewiß so manches zu organisieren, oder?« Er mußte an den Tod seiner Mutter denken, an die Freunde und Verwandten, die kamen und gingen. An Briefe, die zu beantworten waren, an die Bestattungsfeierlichkeiten.
»Es wird eine Obduktion geben, vermute ich«, sagte Christopher. »Bis das vorbei ist und der Leichnam freigegeben wird, können wir nicht viel unternehmen.«
Diese unverblümte Bemerkung ließ May erneut in Tränen ausbrechen. Arno streckte die Hand aus, um sie zu berühren. Im letzten Augenblick verließ ihn allerdings der Mut, und er legte seine sommersprossige Hand neben ihre auf den Tisch. Plötzlich kam ihm der Gedanke, daß sie (selbstverständlich ganz unbewußt) nach seiner greifen würde, und da wurde ihm auf der Stelle leicht schwindlig.
»Fürs erste halte ich es für sinnvoll, wie gewohnt unseren täglichen Pflichten nachzugehen. Das hätte der Meister gewollt. Auf lange Sicht...«
»Was meinst du damit?« fragte Ken. »Mit >auf lange Sicht«
»Ich denke, er will damit ganz pragmatisch fragen«, mischte Janet sich in das Gespräch ein, »was auf lange Sicht mit dem Haus passieren wird.«
»Ich verstehe nicht«, meinte May entsetzt.
»Nun, May«, sagte Janet mit sanfter Stimme, »einmal angenommen, daß Manor House sein Vermächtnis war, bestünde ja
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