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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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verkrampfte Hand endlich den Hörer losgelassen hatte, war ihr dann mit Schrecken klargeworden, daß es bis zu der Verabredung am 13. nur noch vier Tage waren.
      »Fladenbrot mit Butter hatte ich gestern auch. Oma sagt, ich brauche ...«
      »Es ist mir scheißegal, was deine Oma sagt. Sie soll gefälligst mal versuchen, mit meinem Haushaltsgeld auszukommen. Dann könntest du dich glücklich schätzen, wenn du von ihr ein Glas Wasser und ein Knäckebrot kriegst. Von Fladenbrot mit Butter kannst du dann nur träumen.«
      Es wurde sehr still in der kleinen Küche. Weder Mutter noch Tochter trauten ihren Ohren. Mandy kriegte den Mund gar nicht mehr zu. Sue zog sich erneut hinter ihre Zeitung zurück, die trotz ihres wild klopfenden Herzens kein bißchen zitterte. Worauf Sue sehr stolz war.
      Schließlich ließ sie den Guardian wieder sinken. Amanda hatte sich zum Fernseher abgesetzt, wo Scooby Doo lautstark über den Bildschirm jagte. Dann trudelte Brian ein. Er polterte übertrieben laut die Treppe hoch, um auf sich aufmerksam zu machen.
      Brian ging zunächst ins Wohnzimmer, meckerte dort Mandy an, weil sie ihre Sachen überall herumliegen ließ, lachte herzlich und hysterisch wiehernd über Scooby Doo und stapfte dann geradewegs durch die Küche zur Toilette. Als er von dort zurückkam, starrte er genau wie Amanda zuvor erstaunt auf seine Gattin, die die Füße hochgelegt hatte und im Sessel saß.
      Brian warf einen prüfenden Blick in die Runde. Alles sah sauber und aufgeräumt aus. Tee und Gebäck standen wie immer auf dem Tisch. Gegen seinen Becher lehnte ein Umschlag. Sobald er die Schrift gesehen hatte, wußte er, daß der Brief von Edie stammte. Woraufhin sich sein Magen zusammenkrampfte. Er war freudig erregt und erschreckt zugleich. Etwas atemlos setzte er sich auf die Bank und zwang sich zur Ruhe.
      Er würgte das Essen hinunter und wäre an seiner Angst fast erstickt. Einen Brief in sein Haus zu schicken! Diesem Treiben mußte er ein Ende bereiten. So etwas konnte leicht ins Auge gehen. Aber offenbar war sie ganz versessen darauf, ihn wiederzusehen. Das wiederum erschien ihm nur zu verständlich, denn es beruhte auf Gegenseitigkeit. Während Brian seinen Unterricht geradezu automatisch abgespult hatte (ohne daß seine Klasse einen Unterschied bemerkt hätte), hatte er unablässig von der Zukunft geträumt. Für ihn galt es längst als beschlossene Sache, Edie zu heiraten, sobald er wieder frei war. Seine Eltern würden natürlich nicht gerade erfreut darauf reagieren, wegen des Standesunterschieds versteht sich. Aber die würden sich irgendwann schon beruhigen. Und irgendwann wollte er auch Kinder. Aber vorerst waren Edie und er sich selbst durchaus genug.
      »Es ist ein Brief für dich gekommen.«
      »Ich habe Augen im Kopf. Danke.« Brian griff nach dem Kuvert und spitzte die Lippen. »Weißt du, wer ihn gebracht hat?«
      »Nein. Er lag schon da, als ich von der Spielgruppe nach Hause gekommen bin.«
      Brian war stolz darauf, wie lässig er den dicken Umschlag in die Tasche seiner Strickjacke steckte und weiter an seiner Bananen-Walnußpampe kaute. Der dicke Brief brannte bald wie Feuer an seiner Haut.
      »Vermutlich von jemandem, der nicht zur Probe kommen kann.«
      »Wie läuft's denn eigentlich? Dein Stück, meine ich.«
      »Prima.«
      Sue beobachtete, wie unästhetisch er einen Löffel nach dem anderen in seinen Mund stopfte.
      »Ich fahre übrigens Dienstag nach London.«
      »London?« Er starrte an ihr vorbei ins Leere. »Weshalb?«
      »Das Essen. Mit der Lektorin.«
      »Ach, richtig.« Es half alles nichts. Er konnte nicht länger warten. Keine Sekunde mehr. Auf keinen Fall so lange, bis er vom Tisch aufstehen und sich mit seiner süßen Last irgendwo verstecken konnte. »Würdest du mir bitte einen Gefallen tun, Sue?«
      Sue war perplex. »Geht's dir gut?« fragte sie.
      »Würdest du mir trockene Socken holen? Die ich anhabe, sind ganz naß.«
      Sie brauchte eine Ewigkeit: eine Woche, um in die Vertikale zu kommen; einen Monat, um es bis zur Tür zu schaffen, und sechs weitere, um das Wohnzimmer zu durchqueren; ein Jahr für die Ersteigung der Treppe ... Großer Gott! Sie kam zurück!
      »Hast du einen besonderen Wunsch?«
      »Nein, nein. Nein! Nimm einfach, was dir gefällt!«
      Er wartete, die Hände zu Fäusten geballt. Dann, als er ihre Clogs über den Holzboden im ersten Stock poltern hörte, riß er den Umschlag auf.

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