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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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um gemeinsam mit ihm nach Hause zu fahren. Jetzt zog sie den Schulbus vor. Lieber fuhr sie zusammengepfercht wie in einer Sardinenbüchse mit der schreienden, kichernden, Zigaretten rauchenden Meute. Mandy, die Außenseiterin, blieb am Rande der Menge und lachte meistens so laut über alle Witze, daß ihr Lippen und Kehle weh taten. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie verstand, worüber gerade gelacht wurde.
      An diesem Nachmittag war das allerdings anders gewesen. Sie hatte kaum Gelegenheit zum Lachen gehabt. Dafür hatten die anderen um so mehr über sie gelacht. Drei oder vier der größeren Mädchen im Mittelpunkt der Schülermeute hatten sich immer wieder zu Mandy umgedreht, mit einander geflüstert und dann laut losgegröhlt. Edie Carter hatte sie immer weiter aufgestachelt.
      Mandy haßte Edie wie keine andere. Haßte ihr schlaues, dreieckiges, blasses Gesicht, mit dem hoch aufgetürmten flammend roten Haar und den schrägstehenden Augen. Nur Tom war noch schlimmer. Er hatte stets mit sanfter Stimme die gemeinsten Kommentare auf Lager, die auch den unanständigsten Witz noch schlüpfriger erscheinen ließen.
      Was Mandys Stellung innerhalb der Klasse betraf, war der status quo ante praktisch wiederhergestellt. Der Mordfall in ihrer Nachbarschaft interessierte mittlerweile keinen mehr. Selbst die unbeliebtesten Mädchen der Klasse redeten kaum noch mit ihr, und für Haze Stitchley war sie wieder Luft.
      Gut ein Dutzend stiegen an der Haltestelle am Park aus, taten sich zu zweit oder zu dritt zusammen und hasteten heimwärts. Es war erst vier Uhr, aber schon fast dunkel, und es wehte ein eisiger Wind. Mandy lief den Gartenweg entlang ins Haus und schlug die Tür hinter sich zu. Tasche und Mantel fielen im Wohnzimmer von ihr ab, wo sie den Fernseher anstellte. Das Feuer im Kamin war fast niedergebrannt.
      Mandy dachte sehnsüchtig daran, wie sie am Vortag um dieselbe Zeit in einem großen, weichen Sessel im gemütlichen Wohnzimmer der Großmutter gesessen hatte. Kaum war sie in die Polster gefallen, hatte sie bereits ein Tablett mit einer riesigen eisgekühlten Coca Cola, Butterkeksen, Schokoladenpudding und der Fernbedienung auf dem Schoß gehabt.
      Mandy polterte in die Küche. »Was ist dann mit dem Feuer los?«
      »Es will nicht so recht heute.«
      »Aber du weißt doch, daß ich um vier nach Hause komme.«
      »Ja, ich weiß das, Amanda.« Sue ließ den Guardian sinken. »Aber das Feuer hats offenbar noch nicht so recht kapiert.«
      Mandy starrte ihre Mutter fassungslos an. Statt hektisch zwischen Herd, Spüle und Tisch herumzuhantieren wie üblich, saß sie am Ofen in ihrem Sessel, hatte die Beine hochgelegt und las Zeitung.
      Mandy ging zum Küchentisch. An ihrem Platz lag neben einem Apfel und einem Glas Apfelschorle der gewohnte Müsliriegel.
      »Gestern hatte ich Schokotorte«, beschwerte sich Mandy.
      »Ich hatte auch Schokotorte. Heute morgen.«
      »Großartig! Und wo ist sie jetzt?«
      »Ich hab sie aufgegessen. Hatte sie für mich und die Spielgruppe gekauft - zur Feier des Tages.«
      Sue wartete auf Reaktionen wie: >Wirklich, Mami? Wie toll. Was habt ihr denn gefeiert? Erzähl doch mal!< Aber Fehlanzeige. Sue nahm deshalb die Füße vom Stuhl und drehte sich zu ihrer Tochter um.
      »Ich habe heute eine Nachricht von Methuen erhalten.«
      »Vom wem?«
      »Dem Kinderbuchverlag. Ich hatte ihnen eine meiner Geschichten von Hector geschickt. Die Lektorin möchte mit mir zu Mittag essen«
      »Stark«, befand Amanda.
      »Finde ich auch«, erwiderte ihre Mutter.
      Sue stand auf, öffnete den Kühlschrank und nahm eine Flasche Wein heraus. Es war nicht mehr viel übrig, aber den Rest gab sie in ein Wasserglas, das neben ihrem Sessel stand. Dann warf sie die Flasche in den Mülleimer, kehrte an ihren Platz zurück und verschwand erneut hinter dem Feuilletonteil der Zeitung.
      Ihre Lider brannten, und die Druckerschwärze verschwamm immer mehr vor ihren Augen. Doch Sue hielt tapfer die Tränen zurück. Es gab schließlich keinen Grund, deprimiert zu sein. Amandas Reaktion war nicht anders ausgefallen als erwartet.
      Ihre Finger berührten leicht den Brief des Verlags, den sie klein zusammengefaltet in ihrem BH trug. Sie hatte eine Stunde zuvor mit Methuen telefoniert. Dabei war sie so aufgeregt gewesen, daß sie zu allem Ja und Amen gesagt hatte, obwohl sich die Lektorin kein bißchen über sie lustig gemacht hatte. Als ihre völlig

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