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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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starrte sehnsüchtig auf das Päckchen Zigaretten.
      »Also die Gartentür stand sperrangelweit auf«, fuhr Mrs. Bundy nach kurzer Überlegung fort. »Das bedeutet, daß der Postbote schon da gewesen sein muß. Er hat die Pforte nämlich nie zugemacht. Auch nicht, nachdem Mr. Hadleigh ein Schild mit der entsprechenden Bitte drangehängt hatte. Deshalb hab ich sie hinter mir geschlossen, bin den Gartenweg runtergegangen und ... also wenn Sie wissen wollen, was ungewöhnlich war ... die Vorhänge waren noch zugezogen. Unten im Wohnzimmer und in Mr. Hadleighs Schlafzimmer, meine ich. Das war nicht normal. Und dann wollte ich die Tür aufschließen...«
      »Sie haben einen Schlüssel?«
      »Natürlich.« Und stolz fügte sie hinzu: »Alle Leute, für die ich arbeite, geben mir ihre Schlüssel. Aber die Tür war von innen verriegelt. Ich wußte zuerst nicht, was ich machen sollte. Dann bin ich zum Kücheneingang marschiert. Die Tür hat kein ordentliches Sicherheitsschloß, sondern nur einen soliden Riegel. Oben und unten. Sie war offen. Da bin ich einfach reingegangen.«
      »Die Tür ließ sich ohne weiteres öffnen?«
      »Ja. Ich bin in die Diele gegangen und habe gerufen.«
      »Haben Sie dort Post gesehen, Mrs. Bundy?«
      »Nein ... Jetzt, wo Sie fragen ... Nein.«
      »Fahren Sie fort.«
      »Ich habe meine Kittelschürze angezogen ...«
      »Hatten Sie die dabei?«
      »Nein, die hängt an meinem Haken im Besenschrank ... zusammen mit einem Kopftuch ... gegen den Staub.« Sie strich über ihr weißblondiertes, von zahllosen Dauerwellenbehandlungen strapaziertes, schaumgefestigtes Haar.
      »Schließlich habe ich bemerkt, daß Mr. Hadleigh nicht gefrühstückt hatte. Nicht mal der Tisch war gedeckt. Ich habe wieder an die geschlossenen Vorhänge gedacht, und plötzlich kam mir die Idee, daß er vielleicht krank ist. Da saß ich in der Zwickmühle. Raufgehen wollte ich nicht ... konnte ja sein, daß er noch im Bett liegt... Mein Mann ist in solchen Dingen komisch. Andererseits konnte ich auch nicht so mit der Arbeit anfangen. Ich mußte mich doch vergewissern, ob jemand da ist. Verstehen Sie?«
      »Verstehe«, antwortete Barnaby. »Absolut.«
      »Tja ...« Es war soweit. Der kritische Höhepunkt ihrer Geschichte war erreicht. Sie verschränkte erneut die Arme vor der Brust. »Ich bin also in sein Zimmer gegangen ...«
      »Die Tür stand auf?«
      »Ja.«
      »Brannte Licht?«
      »Ja«, schrie Mrs. Bundy und schlug sich mit den Fäusten gegen die Stirn. »Ich könnte mich ohrfeigen, daß ich da rein bin! Der Geruch ... dieser Geruch ... er hätte mich warnen müssen. Warum bin ich nur nicht wieder runtergegangen und habe jemanden angerufen? Aber man denkt in so einer Situation einfach nicht nach, stimmt's?«
      »Natürlich nicht, Schätzchen«, beruhigte sie die Polizistin.
      »Den Anblick vergesse ich nicht. Nie. Bis ans Ende meiner Tage nicht.«
      Barnaby hatte dem nichts entgegenzusetzen. Pech für Mrs. Bundy. »Haben Sie etwas angefaßt? Im Zimmer meine ich?«
      »Sind Sie bekloppt?« Mit dem Ärger kehrten ihre Lebensgeister zurück. »Ich bin gerannt! Gerannt als sei der Teufel hinter mir her.«
      »Haben Sie gesehen ...«
      »Ich habe ihn gesehen! Das hat mir gereicht! Ein Blick, und weg war ich. Kapiert?«
      Barnaby sah, daß sie nahe daran war, entweder auf ihn loszugehen oder in Tränen auszubrechen.
      »Kapiert, Mrs. Bundy. Danke.« Seine Stimme klang übertrieben ruhig. Er sah zu der jungen Polizistin hinüber. »Ich finde, wir könnten jetzt alle ...«
      Während Tee gekocht wurde, hielt Mrs. Bundy sich an ihren Zigaretten fest. Neun Kippen mit Lippenstiftspuren lagen bereits im Aschenbecher. Troy vermied es, dorthin zu sehen.
      Der Sergeant war frustriert. Im Büro konnte er nicht rauchen. Im Auto konnte er nicht rauchen. Im Dienst konnte er ebenfalls nicht rauchen. (Jedenfalls nicht während der Tagesschicht.) Und nachdem die Gefahren des Passivrauchens mittlerweile so nachhaltig bewiesen worden waren, mußte er sich auch verdammt gut überlegen, wann und wo er zu Hause rauchen wollte. Talisa Leanne, sein ganzes Glück und die beste Daseinsberechtigung, die ein Mann sich vorstellen konnte, zählte gerade mal zwei Jahre. Und kleine Lungen waren offenbar sehr verwundbar. Troy hatte sich erst an diesem Morgen dabei ertappt, daß ihm seine Zigarette nach dem Frühstück auf der Toilette nicht nur nicht geschmeckt, sondern daß er den

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