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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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einer Schachtel voller Kragen- und Manschettenknöpfen und anderen Alltagsutensilien beendet hatte, rief: »Hier ist Fehlanzeige. Mach' mich mal über die Kommode her.«
      »Gut«, antwortete Barnaby, der wußte, wie oberflächlich ihre Bemühungen im Vergleich zu den Ergebnissen der Spurensicherung sein mußten, die er am nächsten Tag in Form von Berichten auf seinem Schreibtisch vorfinden würde.
      »Chef!« Barnaby schlenderte ins Schlafzimmer zurück. »Hier fehlt 'ne ganze Menge.«
      »Sieht so aus.«
      Barnaby beugte sich hinab und starrte in die vier Kommodenschubladen ... zwei kleine über zwei größeren. Alle waren sorgfältig mit gewachstem Schrankpapier ausgelegt, was für forensische Analysen nicht gerade von Vorteil war. Sämtliche Fächer waren gähnend leer. »Wie komisch«, murmelte er.
      »Was ist denn daran komisch, wenn jemand bei diesem Sauwetter Kleidung klaut? Jeder Pennbruder wäre über zusätzlich wärmende Klamotten heilfroh.«
      »Und wenn die Kommode gar keine Kleidungsstücke enthielt? Und woher wollen wir denn wissen, daß wir's mit einem Gelegenheitsverbrecher zu tun haben? Im Badezimmer liegt eine Rolex Oyster.« Troy pfiff durch die Zähne. »Auch der dümmste Dieb läßt keine Uhr liegen ... ob er ihren Wert nun kennt oder nicht.«
      »Stimmt«, pflichtete ihm der Sergeant bei. »Schade, daß die Hintertür nicht verschlossen war. Jetzt läßt sich nicht mehr feststellen, ob der Mörder unter normalen Umständen hätte einbrechen müssen.«
      »In jedem Fall scheint er keinen Krach gemacht zu haben. Sonst hätte Hadleigh was gehört und wäre runtergegangen.«
      »Vielleicht wollte er ja gerade runterlaufen. Hat nach dem Ausziehen möglicherweise was Verdächtiges gehört, sich deshalb schnell den Bademantel geschnappt... aber dann ist ihm der Mörder zuvorgekommen. Würde auch erklären, warum er keinen Pyjama getragen hat.«
      Barnaby trat auf den Treppenabsatz hinaus und von dort in das zweite Schlafzimmer. Es war noch kleiner und wurde offenbar als Abstellraum genutzt. Barnaby entdeckte Farbeimer, Farbwalzen und eine Leiter. An einem Bügelbrett lehnte ein Staubsauger. In einer Ecke lagen zwei abgeschabte Lederkoffer derselben Marke. Der eine war kaum größer als eine Aktentasche, der andere mittelgroß. Barnaby nahm sich vor, Mrs. Bundy zu fragen, ob es möglicherweise noch einen dritten Koffer gegeben hatte.
      Der Chefinspektor zog den beigen Samtvorhang zurück und sah auf den Gemeindepark hinunter. Ein Lastwagen hatte bereits den Baucontainer angeliefert, in dem die Polizei vor Ort ihr Büro aufschlagen würde. Er stand neben dem Ententeich. Ein paar der Schaulustigen vor dem Haus zogen bereits in diese Richtung ab. »Ich gehe jetzt runter«, rief Barnaby und lief zur Treppe.
      Troy, der die schöne und elegante Rolex anprobiert hatte, legte das teure Stück hastig wieder beiseite. Dabei streifte er mit seiner blütenweiß gestärkten Hemdmanschette die graue Puderschicht auf der Ablage. Leise fluchend rannte er hinter seinem Chef her.
      >Plover's Rest< wimmelte noch immer von Polizisten. Mehrere Leute von der Kripo arbeiteten in der Küche. Die Tür daneben, die in die Garage führte, stand auf. Barnaby machte unter vielen anderen den flachen, reptilienartigen Schädel von Inspektor Meredith aus, der angestrengt in einen Besteckkasten starrte. Meredith war ein rotes Tuch für ihn. Ein Großteil der Leute von der Spurensicherung arbeitete auch im Garten. Am Rand des benachbarten Waldstreifens standen ebenfalls Schaulustige.
      Barnaby betrat einen großen Raum rechts der Haustür, wo, so nahm er jedenfalls an, das Treffen des Autorenkreises stattgefunden hatte. Wie das Schlafzimmer wirkte auch der Wohnraum merkwürdig nichtssagend. Er enthielt eine große und eine kleine Couch, dazu drei tiefe Sessel, deren Bezüge aus Chintz-Hussen in verwaschenen Pastelltönen und aufdringlichen Blumenmustern bestanden. Die bodenlangen Vorhänge waren aus hellbraunem Samt, die Wände eintönig weiß. Auch hier hingen nur langweilige Genrestücke, Stilleben, Jagdszenen und ein Druck der Kathedrale von Salisbury in viel zu pompösem Rahmen. Der Raum strahlte die anonyme Pseudogemütlichkeit eines Herrenklubs aus.
      Barnaby fiel automatisch Mrs. Bundys Bemerkung über Gerald Hadleighs verschlossenes Wesen ein. Alles im Haus sprach für die Richtigkeit ihrer Beobachtung. Aber konnte Hadleigh, ja konnte überhaupt ein Mensch so nichtssagend und

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