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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Brockley schon bei der Coalport and National arbeitete.
      »Seit sie die Schule verlassen hat«, sagte Mr. Marchbanks. »Das muß jetzt dreizehn Jahre her sein.«
      Angeblich eine Unglückszahl, dachte Sergeant Troy. Er bemerkte den Ventilator neben dem Kalender und schob ihn behutsam in seine Richtung, lockerte den Kragen von seinem karierten Sporthemd und schnipste die erste vollgeschriebene Seite in seinem Notizbuch um.
      »Wie war das, wenn sie am Schalter gearbeitet hat?« insistierte der Chief Inspector. »Hat sie sich mal länger mit jemandem unterhalten? Vielleicht mehrmals mit ,derselben Person?«
      »Nun ja«, Mr. Marchbanks räusperte sich, »sie hatte nicht viel, ähm...«
      »... direkten Kontakt mit den Kunden«, half ihm die Afghanin.
      »Das stimmt. Sie schien lieber still vor sich hin zu arbeiten.«
      »Ganz für sich«, sagte die Frau aus der Personalabteilung.
      Barnaby führte sich erschreckt vor Augen, wie abgrundtief einsam Brenda bei der Coalport and National gewesen sein mußte. Wie hatte sie reagiert, wenn am Morgen Gespräche über die jeweiligen Freunde, Probleme in der Schule und Familienstreitigkeiten geführt wurden? Hatte sie nickend und lächelnd zugehört, wenn von Dingen die Rede war, die völlig außerhalb ihres Erfahrungshorizonts lagen? Vielleicht hatte sie, da sie wußte, daß sie nicht richtig an diesen Gesprächen teilnehmen konnte, daß jeder Beitrag von ihr unsinnig oder gar herablassend wirken mußte, so getan, als kriegte sie nichts mit - und sich damit erst recht den Ruf eingehandelt, reserviert zu sein. Vielleicht hatte sie einfach still an ihrem Schreibtisch gesessen - zweifellos der leere ganz hinten in der Ecke, auf dem jetzt ein einsamer Strauß Rosen in glänzendem, weiß gepunktetem Papier lag - und gehofft, daß niemand sie bemerkte. Er fragte sich, ob ihr, als sie noch lebte, jemals jemand Blumen geschenkt hatte.
      Barnaby erkundigte sich nach der Mittagspause. Hatte mal irgendwer Brenda zum Mittagessen abgeholt. Nein. Nie. Hatte sie die Pause manchmal mit einer ihrer Kolleginnen verbracht?
      »Eigentlich nicht. Wissen Sie, wir hatten alle immer was zu erledigen.«
      »Sie ist meistens hiergeblieben, hat sich Kaffee gemacht und ihre Butterbrote gegessen.«
      »Manchmal ist sie in die Bibliothek gegangen.«
      »Wir kamen immer absolut abgehetzt zurück. Wie das so ist, wenn man durch die Läden rast und Lebensmittel und sonstwas einkauft. Sie saß dann da, die Füße hochgelegt, und las einen ihrer Liebesromane.«
      »Ich nehm an, ihre Mutter hat alles für sie gemacht.«
      »Ja, sie hatte es ziemlich bequem.«
      »Für mich wäre das nichts. Fast dreißig und wohnte immer noch zu Hause.« In den abfälligen Worten schwang ein Unterton von Gehässigkeit mit. Troy warf einen warmen, bewundernden Blick zu diesem schönen Mädchen, das so ganz nach seinem Herzen war. Sie schlug ihre schlanken, graziösen Beine erneut übereinander und lächelte vor sich hin. Ihm fiel auf, daß auf ihrer Namensbrosche »Jacqui Willig« stand, und schöpfte sofort Hoffnung.
      An dieser Stelle begann Mr. Marchbank sich nervös mit einer Hand durch seine schlaffen Locken zu fahren, Trish Travers sah auf die Uhr und ihre schwer beringten Hände krochen auf die nächstbeste Tastatur zu. Es klopfte an der gläsernen Eingangstür.
      Da Barnaby den Eindruck hatte, daß bei der Coalport and National nicht mehr viel zu holen war, bedankte er sich bei dem Leiter, gab ihm eine Visitenkarte für den Fall, daß jemand vom Personal sich an etwas erinnern sollte, das hilfreich sein könnte, und schickte sich zum Gehen an.
      Bambi erhielt den Auftrag, sie hinauszubegleiten. Während sie mit Troys eifriger und absolut unnötiger Unterstützung die hintere Tür öffnete, sagte sie: »Die arme Brenda, sie hat sich immer so viele Gedanken wegen ihres Aussehens gemacht. Wie oft hab ich versucht, sie aufzuheitern. >Bren<, hab ich zu ihr gesagt, >Schönheit ist doch nur rein äußerlich<. Aber manchen Leuten kann man einfach nicht helfen, finden Sie nicht auch?«
      Barnaby hätte ihr am liebsten eine runtergehauen.
     
    Als der Chief Inspector sein Gespräch bei der Bausparkasse beendete, wurde bereits die Mittagsausgabe des Evening Standard mit der Schlagzeile »Nachbarin der entführten Frau auf mysteriöse Weise zu Tode gekommen« verkauft. Alle im Dorf waren zutiefst schockiert, und diesmal blieb man Eindringlingen gegenüber auf Distanz.

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