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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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blickten in die Luft, auf den Boden.
      Louise hielt Ann für die schlechteste Lügnerin, die ihr je begegnet war. Der Anfang war ja noch überzeugend gewesen. Schon möglich, dass Ann sich mit Carlotta gestritten hatte. Und auch, dass das Mädchen fortgelaufen war. Aber das war noch nicht alles. Bei weitem nicht alles.
      »Wann war das?«
      »Letzte Nacht.«
      »Hast du die Polizei verständigt?«
      »Nein!« Ein leiser Aufschrei.
      »Schon gut, meine Liebe.« Louise strich Ann übers Haar, langsam und beruhigend. »Ist ja schon gut...«
      »Entschuldige.« Ann zog ein zusammengeknülltes Kleenex aus ihrer Rocktasche und putzte sich die Nase. »Lionel hat gesagt, sie wär dann sauer. Wenn wir die ... die Bullen mit reinziehen.«
      Ach ja, die Bullen. Louise hatte für so was nichts übrig. Wenn Lionel glaubte, er brauche nur die jungen Leute nachzuäffen, um dazuzugehören, dann war er auf dem falschen Dampfer. Als Nächstes würde er mit einer Baseballkappe rumrennen, verkehrt herum getragen, dazu ein Radiohead-T-Shirt.
      »Ich lass dich nicht hier draußen sitzen.« Sie stand auf, nahm Anns Hand und zog sie aus dem Stuhl. »Komm mit rüber zu mir, wir trinken einen Tee.«
      »Ich kann nicht.«
      »Natürlich kannst du.« Sie klemmte Anns Arm unter ihren und führte sie die Einfahrt hinunter. »Ich hab einen wunderbaren Mokkakuchen von Marks & Spencer da.«
      »Ich sollte Lionel Bescheid ...«
      »Unsinn. Der merkt doch gar nicht, wenn du weg bist.«
      »Das stimmt«, sagte Ann traurig. »Vermutlich merkt er's noch nicht mal.«
     
    Candy hatte sich immer als Mrs. Leathers Hund betrachtet und wusste, dass Mrs. Leathers genauso empfand. Keiner von beiden machte viel Aufhebens davon, besonders wenn Charlie da war. An diesem Abend war er in dem vorderen Zimmer, in dem sie normalerweise aßen und fernsahen. Er war schon so lange dort und war so still, dass Mrs. Leathers glaubte, er wäre eingeschlafen. Also klopfte sie ermunternd auf ihren Schoß. Candy zögerte, warf einen besorgten Blick auf die verschlossene Verbindungstür und sprang dann hinauf.
      Mrs. Leathers streichelte Candys goldbraune Ohren, die an kleine dreieckige warme Toastscheiben erinnerten. Dann kraulte sie den Hund am Bauch, und Candy quiekte verzückt. Mrs. Leathers fragte sich, was ihr Mann wohl da drinnen machte.
      Er war vor fast einer Stunde mit der gestrigen Ausgabe von People, einer Schere und einer Tube Klebstoff verschwunden.
      »Wir sollten uns nicht beklagen, was?«, sagte Mrs. Leathers zu Candy, und sie lächelten sich an, wie sie beide urgemütlich in dem schäbigen alten Schaukelstuhl neben dem Kohlenfeuer saßen. Doch als nach weiteren zwanzig Minuten noch immer kein Laut aus dem Nebenzimmer zu hören war, setzte Mrs. Leathers den Hund widerwillig in den billigen Waschkorb aus Plastik und ging nachsehen, ob alles in Ordnung war.
      Charlie saß an dem wackligen Klapptisch. Er hatte die Gummihandschuhe seiner Frau übergezogen und schnitt große Stücke aus der Zeitung aus. Alte Totoscheine und Lotterielose, die keinen Gewinn gebracht hatten, waren beiseite geschoben worden, um mehr Platz zu haben.
      Charlie schnitt die Stücke kleiner. Und noch kleiner. Wählte einen Abschnitt aus, einen Satz, schließlich ein Wort und einen Buchstaben. Rasselnd stieß er einen zufriedenen Seufzer aus. Das war nicht allzu schwierig gewesen. Nur sieben Worte waren nötig, und die waren alle ganz gängig.
      Charlie zog die Handschuhe aus und griff nach seinen Blättchen, um sich eine Zigarette zu drehen. Er zupfte etwas penetrant nach Ingwer riechenden Samson-Tabak auseinander, rollte ihn ein und fuhr mit seiner runzligen grauen Zungenspitze an dem Blättchen entlang. Dann zündete er die Zigarette an.
      Plötzlich klickte das Schloss, und seine Frau stand in der Tür. Charlie sprang auf. Sein Gesicht wurde knallrot vor Zorn. »Raus hier!«
      »Ich wollt ja nur mal gucken, ob du ...«
      »Kann man denn nicht mal in Ruhe die Zeitung lesen?«
      »Entschuldige.«
      Charlie Leathers starrte wütend hinter seiner Frau her, während sie hinausschlich. Ihre mickrige magere Gestalt, das wirre graue Haar und die sorgenvoll gebeugten Schultern. Gott, was für eine jämmerliche Nervensäge. Normalerweise wär er ihr in die Küche gefolgt und hätte ihr ordentlich eins draufgegeben.
      Aber heute Abend nicht. Denn heute war für Charlie alles andere als ein normaler Abend. Man könnte sagen,

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