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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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doch bitte Platz.«
      Ann Lawrence deutete auf ein olivgrünes Knole-Sofa und setzte sich selbst ihnen gegenüber. Als ein Sonnenstrahl auf sie fiel, stellte Barnaby fest, dass ihr Haar gar nicht grau war, sondern von einem feinen Aschblond. Sie trug einen schlecht geschnittenen grünen Tweedrock und einen handgestrickten Pullover. Angenehm überrascht stellte er fest, dass sie absolut schöne Beine hatte, die allerdings in einer tabakbraunen Wollstrumpfhose steckten. Nun, wo die nervöse Anspannung verschwunden war, wirkte ihre Haut glatt und relativ faltenlos. Sie konnte durchaus noch in den Dreißigern sein.
      »Ich nehme an, Sie wissen bereits, dass Charlie Leathers tot aufgefunden wurde.«
      »Ja.« Ann Lawrence schauderte. »Das ist furchtbar.«
      »Bist du schon bei Hetty gewesen?«, fragte Lionel.
      »Natürlich war ich bei ihr.« Ann sprach mit schneidender Stimme. »Ihre Tochter ist da. Sie sagen mir Bescheid, wenn ich gebraucht werde.«
      »Wer auch immer das getan hat, muss gefunden werden«, sagte Lionel in autoritärem Ton zu Barnaby. »So ein Mensch braucht dringend Hilfe.«
      Sergeant Troy starrte mit offenem Mund den großen älteren Mann mit den schulterlangen, wallenden grauen Haaren an, der jetzt begonnen hatte, auf und ab zu gehen. Spitze Knöchel guckten unter einer zerknitterten Tweedhose hervor und verschwanden in Stiefeln mit elastischem Seiteneinsatz. Seine langen Storchenbeine gingen präzise wie eine Schere auseinander und wieder zusammen. In quälender Hilflosigkeit rang er die Hände.
      »Was kann ich denn bloß tun?«, rief er, als er endlich neben einem hübschen Schreibpult mit Einlegearbeiten ruckartig stehen blieb. »Es muss doch irgendwas geben.«
      »Im Augenblick reicht es, wenn Sie unsere Fragen beantworten.« Barnabys Tonfall war scharf. Er hatte nicht die Absicht, auf so ein Verhalten einzugehen. »Soweit ich weiß, hat Mr. Leathers bei Ihnen gearbeitet.«
      »Ja. Er hat geholfen, den Garten in Ordnung zu halten. Außerdem hat er verschiedene kleinere Arbeiten erledigt.«
      »War er schon lange hier beschäftigt?«
      »Ich glaube seit über dreißig Jahren.«
      »Was war er für ein Mensch?«
      »Du lieber Himmel, das weiß ich doch nicht. Ich hatte sehr wenig mit ihm zu tun. Ann könnte Ihnen vermutlich ...« Er wandte sich fragend an seine Frau.
      »Wir haben nicht viel miteinander geredet. Nur über die Arbeit.«
      »Dann wissen Sie also nichts über sein Privatleben?«
      »Ich fürchte nein.« Ann war nicht bereit zu verraten, was Hetty ihr über ihr trauriges Dasein anvertraut hatte.
      »Aber Sie hätten doch gewusst, wenn er in Schwierigkeiten steckte, Sir?« Sergeant Troy hörte die Aggression in seinen Worten mitschwingen, konnte sich aber nicht bremsen. Er wich dem Blick seines Chefs aus. »Ich meine, Sie hätten das doch gespürt. Und er hätte mit Ihnen reden wollen. Wo doch bekannt ist, wie gerne Sie Leuten helfen.«
      »Vermutlich.« Ironie, selbst wenn sie so plump daherkam wie bei Troy, ging an Lionel völlig vorbei. Er nickte und öffnete seine dünnen Lippen zu einem selbstgefälligen Lächeln.
      »Könnte er Geldsorgen gehabt haben?«, fragte Barnaby. »Hat er mal um eine Lohnerhöhung gebeten? Oder vielleicht um einen Kredit?«
      »Er hat jedes Jahr eine Lohnerhöhung bekommen«, sagte Ann. »Hetty ebenfalls. Und er hat nie etwas von Geldsorgen erwähnt.«
      »Hat mal irgendwer - ein Fremder - hier nach ihm gefragt? Oder vielleicht für ihn angerufen?«
      »Nein, niemand.« Lionel Lawrence wurde allmählich gereizt. »Hören Sie, diese Fragen sind sinnlos und reine ZeitVerschwendung. Leathers wurde ganz klar von einer armen verwirrten Seele überfallen, von jemandem, der sich durchaus gezwungen fühlen könnte, weiteren Unfug anzurichten, wenn Sie nicht sofort von hier verschwinden und ihn suchen.«
      Vielleicht spürte sie die wachsende Verärgerung der beiden Polizisten. Jedenfalls stand Mrs. Lawrence in diesem Augenblick auf, bewegte sich etwas unbeholfen seitlich auf die Tür zu und deutete mit einer zarten Bewegung ihrer schmalen Hand an, dass sie ihr folgen sollten. Kurz darauf fanden Barnaby und Troy sich auf der Eingangstreppe wieder und starrten auf den wilden Wein.
      »Unfug!«, sagte Troy »Herrgott noch mal. Wie kann man nur ... au!« Ein stählerner Griff hatte sich um seinen Unterarm gelegt.
      »Tun Sie das bloß nie wieder.«
      »Diese verdammten

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