Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
Mannes zahlen zu können. Mit Entsetzen hatte sie festgestellt, wie viel das kosten würde. Ihre einzigen Ersparnisse beliefen sich auf etwas über zweihundert Pfund, die sie über die Jahre vom Haushaltsgeld abgezwackt hatte. Gelegentlich waren am Ende der Woche ein oder zwei Pfund übrig gewesen, die meiste Zeit jedoch nichts.
Candy reagierte immer noch sehr kläglich, wenn Hetty auch nur den Raum verließ. Deshalb schlug Ann Lawrence vor, dass sie den Hund mit zur Arbeit bringen sollte. Ann fuhr bis ans Ende der Gasse, Hetty trug den Hund in eine Decke gewickelt ins Auto, und Candy verbrachte dann den ganzen Tag in einem alten Sessel am Herd.
Dort lag sie auch, fest schlafend, als Barnaby und Troy erschienen. Barnaby fiel auf, dass die Garage leer war, was seinen Absichten nicht unbedingt zuwiderlief. Vermutlich fuhr Jackson den Reverend in irgendwelchen Angelegenheiten durch die Gegend. Das bedeutete, dass Mrs. Lawrence allein zu Hause sein würde.
Er erinnerte sich an ihre erste Begegnung. An ihr Erschrecken, als sie erfuhr, wer sie waren. Ihre extreme Vorsicht während des Gesprächs und die Bereitwilligkeit, sie bei der erstbesten Gelegenheit hinauszukomplimentieren. Diesmal hatte er etwas, womit er sie unter Druck setzen konnte. Und das würde er auch tun. Heftig.
Aber es war Hetty Leathers, die die Tür öffnete und erklärte, dass beide Lawrences nicht da wären. Sie drückte mehrfach ihr Bedauern darüber aus.
»Wir würden uns auch gerne kurz mit Ihnen unterhalten, Mrs. Leathers.« Barnaby stand plötzlich lächelnd im Flur. »Wenn es Ihnen recht ist.«
»Nun ja.« Sie starrte beunruhigt Sergeant Troy an, der gerade die schwere Haustür hinter sich zumachte. »Ich hab zu arbeiten.«
»Also ab in die Küche.«
Und dann waren sie genauso plötzlich in der Küche. Troy zeigte sich aufrichtig erfreut beim Anblick des kleinen Hundes.
»Geht's ihr besser?«
»Ja. Der Tierarzt hat gesagt...«
Barnaby ließ sie eine Weile gewähren. Das würde Mrs. Leathers entspannen und könnte ihnen zugute kommen, wenn sie ihre Fragen beantwortete. Er persönlich hatte eigentlich kein Interesse an Tieren, es sei denn, sie waren gut gefüllt, am liebsten mit Salbei und Zwiebeln, und hatten eine schöne braune Kruste.
»Möchten Sie einen Tee?«
Beide Polizisten nahmen an und setzten sich an den langen, abgenutzten Tisch aus Kiefernholz. Es gab auch eine Schale mit Keksen. Hetty, die verwundert, aber durchaus interessiert wirkte, reichte ihnen die Zuckerdose. Troy nahm mehrere Löffel und rührte um. Dann zog er diskret sein Notizbuch aus der Jackentasche und legte es auf sein Knie.
»Um was geht es, Inspector? Wieder um Charlie?«
»Nicht direkt, Mrs. Leathers. Ich möchte Sie bitten, uns von diesem jungen Mädchen zu erzählen, das bis vor kurzem hier gewohnt hat.«
»Carlotta?«
»Soweit ich weiß, ist sie fortgelaufen.«
»Kein großer Verlust«, sagte Hetty. »Ein solches Mädchen hätte überhaupt nicht hier sein dürfen.«
»War sie lange hier?«, fragte Sergeant Troy.
»Zu lange«, sagte Hetty. Und als Barnaby ihr ermutigend zulächelte: »Ein paar Monate.«
»Was für ein Mensch war sie?«
»Durch und durch falsch. War unverschämt zu den Leuten, außer wenn der Reverend dabei war, dann war sie wie Zucker.«
Das klang vertraut. Barnaby griff die Verbindung auf. »Wie war das denn mit Jax? Ich meine, zwei junge Leute - die sind doch sicher gut miteinander ausgekommen.«
»Nein.« Dann fügte Hetty grollend hinzu: »Das ist das einzig Gute, was man über das Mädchen sagen könnte. Sie konnte ihn nicht ausstehen.«
»Der gehört also auch nicht gerade zu Ihren Favoriten?«, fragte Sergeant Troy.
»Wenn ich den sehe, krieg ich das kalte Grausen. Mrs. Lawrence wollte ihn nicht im Haus haben, und das kann ich ihr nicht verdenken.«
»War das immer so?«
»Wie bitte?«
»Ich meine, ist das durch was Bestimmtes ausgelöst worden?«
»Nein. Da hat sie sich von Anfang an durchgesetzt. Allerdings ist er vor ein paar Tagen hier drinnen gewesen - Mittwoch Morgen war das, glaub ich. Ich bin ins Esszimmer gekommen, um aufzuräumen, und da stand er, lehnte an der Tür, als ob er hier zu Hause wäre. Und die arme Mrs. Lawrence zitterte wie Espenlaub. Ich hab ihn ganz schnell hinauskomplimentiert, das kann ich Ihnen sagen.«
Troy schrieb das Datum von Mittwoch auf. Er bemerkte, wie
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