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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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lösen, die ganzen Buchstaben auseinander zu sortieren. Er hatte Geduld mit mir.« Hine schien in Gedanken abzuschweifen, riss sich dann aber wieder zusammen. »Der Mann, über den er schrieb, das war wirklich er. Er sagte mir selbst, dass er Böses getan hätte und nie dafür bestraft worden war. Aber das machte es seiner Seele nicht leichter, für ein Verbrechen zu büßen, das er nicht begangen hatte. Immer wieder sagte er zu mir: >Ich hab's nicht getan, Mick, ich schwör's bei Gott und jedem anderen, der da oben sein mag.‹ Er war wie besessen davon. Ich glaube, wenn seine Schreiberei nicht gewesen wäre, hätte er sich vielleicht schon früher umgebracht.«
    »Sie glauben nicht, dass da jemand nachgeholfen hat?«
    Hine dachte darüber nach, ehe er entschieden den Kopf schüttelte. »Ich bin davon überzeugt, dass er sich das Leben genommen hat. Dieser letzte Tag - das war, als wäre er endlich zu einer Entscheidung gelangt, als hätte er Frieden mit sich geschlossen. Er war ruhiger, fast heiter. Aber seine Augen... er sah mich nicht an. Es war so, als könnte er mit Menschen einfach nicht mehr. Er redete, aber das waren irgendwie nur Selbstgespräche. Ich mochte ihn unheimlich gern. Und was er schrieb, war wunderschön...«
    »Der letzte Tag...?«, soufflierte Rebus. Jack pinkelte durch das Gitter aufs Krankenhausgelände.
    »Der letzte Tag«, wiederholte Hine. »Dieser letzte Tag war der spirituellste in meinem ganzen Leben. Ich fühlte mich richtig angerührt, von... von der Gnade.«
    »Hübsches Mädchen, Miss Gnade«, murmelte Jack. Hine hörte ihn nicht.
    »Wissen Sie, was seine letzten Worte waren?« Hine schloss bei der Erinnerung die Augen. »>Gott weiß, dass ich unschuldig bin, Mick, aber ich habe es so satt, das andauernd zu wiederholen.««
    Rebus war ganz hektisch. Er hätte am liebsten etwas Schnoddriges, Ironisches, typisch Rebushaftes gesagt, aber jetzt merkte er, dass es ihm keinerlei Probleme bereitete, sich mit Spavens letzten Worten zu identifizieren; ja vielleicht sogar - nur ein wenig - mit dem Mann selbst. Hatte Lawson Geddes ihn wirklich getäuscht? Rebus kannte Spaven kaum, dennoch hatte er mitgeholfen, ihn wegen Mordes ins Gefängnis zu bringen, hatte gegen Regeln und Vorschriften verstoßen, um einen Mann zu unterstützen, der von Hass und Rachsucht besessen war.
    Aber wofür hatte er sich rächen wollen?
    »Als ich hörte, dass er sich die Kehle durchgeschnitten hatte, überraschte mich das nicht. Den ganzen Tag war er sich mit der Hand über den Hals gefahren.« Hine beugte sich plötzlich nach vorn, und seine Stimme wurde lauter. »Und bis zu seinem Todestag beharrte er darauf, dass Sie ihm das angehängt hätten! Sie und Ihr Freund!« Jack wandte sich zur Parkbank, auf Ärger gefasst. Aber Rebus machte sich keine Sorgen.
    »Sehen Sie mich an, und sagen Sie mir ins Gesicht, dass Sie das nicht getan haben!«, spie Hine aus. »Er war der beste Freund, den ich je gehabt habe, der gütigste, freundlichste Mensch. Jetzt ist alles aus, alles aus...« Hine stützte den Kopf in die Hände und brach in Tränen aus.
    Rebus wusste genau, welche der sich ihm bietenden Möglichkeiten ihm am meisten zusagte: die Flucht. Und für genau diese Option entschied er sich. Und als er über den Rasen rannte, wieder in Richtung Melville Drive, hatte Jack alle Mühe, mit ihm Schritt zu halten.
    »Warten Sie!«, rief Jack. »Bleiben Sie stehen!« Sie waren mitten auf dem Sportplatz, im halbdunklen Zentrum eines von Fußwegen gesäumten Dreiecks. Jack packte Rebus am Arm, versuchte, ihn zu bremsen. Rebus fuhr herum und schüttelte die Hand ab, setzte dann sofort mit einem Schwinger nach. Er erwischte Jack an der Wange, dass es ihm den Kopf herumriss. In Jacks Gesicht zeichnete sich Schock ab, aber auf den zweiten Schlag war er jetzt gefasst. Er blockte ihn mit dem Unterarm ab und schob seinerseits eine Rechte nach - kein Linkshänder wie sein Boss. Er täuschte einen Schlag nach dem Kopf vor und rammte dann eine harte Faust in die Weichteile. Rebus stieß einen Grunzer aus, spürte den Schmerz, aber ließ sich auf ihm treiben. Er trat zwei Schritte zurück und warf sich dann nach vorn. Die zwei Männer fielen zu Boden, schlugen ohne rechten Schwung aufeinander ein, rangen verbissen miteinander. Rebus hörte Jack seinen Namen wiederholen, immer und immer wieder. Ein paar Radfahrer hatten auf einem der Wege angehalten und beobachteten das Schauspiel.
    »Scheiße, John, was soll das?«
    Mit gebleckten Zähnen

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