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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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oder extrem schlampig durchgeführt, immer mehr Wohnungen als unbewohnbar eingestuft, deren Mieter umgesiedelt, Fenster und Türen vernagelt und verrammelt werden. Alles würde nach und nach verkommen und dadurch die Anwohner veranlassen, es sich noch einmal zu überlegen. Weitere von ihnen würden ausziehen. Der Zustand der Hochhäuser würde mit der Zeit »Anlass zur Besorgnis« geben. Die Medien würden sich unisono über die menschenunwürdigen Bedingungen empören. Das Rathaus würde mit Hilfsangeboten kommen - im Klartext, Umquartierungen vornehmen, was billiger war, als die Siedlung zu sanieren. Und schließlich würde Greenfield nicht mehr als ein verlassenes Abbruchgelände sein, aus dem neue Gebäude entstehen konnten. Kostspielige Zweitwohnungen für Parlamentarier vielleicht. Oder Büros und exklusive Geschäfte. Die Lage war erstklassig, gar keine Frage.
    Und was die Salisbury Crags betraf... er zweifelte nicht daran, dass es Leute gab, die auch da gebaut hätten. Aber es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sie die Gelegenheit dazu bekämen. So viele Jahrhunderte, so viele Umwälzungen, und der Park war noch weitgehend derselbe wie früher. Er kümmerte sich nicht darum, was um ihn herum geschah, war über alles erhaben.
    Rebus stand jetzt vor Darren Roughs Wohnung. Darren war heimgekehrt, um gegen zwei böse Menschen Zeugnis abzulegen. Zum Lohn wurde er drangsaliert, verdammt und zuletzt ermordet. Rebus war nicht stolz darauf, der erste Akteur in diesem Spiel gewesen zu sein. Er hoffte, dass Darren ihm eines Tages verzeihen würde. Das hätte er fast laut zu der geisterhaften Gestalt am Ende der Galerie gesagt, aber als sie näher kam, sah er, dass sie aus Fleisch und Blut war, durch und durch lebendig.
    Es war Cal Brady, mit wütend verzerrtem Gesicht.
    »Was wollen Sie?«
    »Seh mich nur ein wenig um.«
    »Ich dachte, Sie wären wieder so'n Perverser.«
    Rebus deutete mit einer Kopfbewegung auf das Handy, das Brady in der Hand hielt. »Hat dir das die Spielplatzwache erzählt?« Er nickte vor sich hin. »Nette Organisation, die ihr da habt, Cal. Fällt da auch für dich was ab?«
    »Ich tu nur meine Bürgerpflicht«, antwortete Brady und warf sich in die Brust.
    Rebus trat einen Schritt näher, die Hände in den Manteltaschen.
    »Cal, an dem Tag, wo Leute wie du entscheiden, was richtig und was falsch ist, da sitzen wir ernsthaft in Schwulitäten.«
    »Sie behaupten, ich war 'ne Tunte?«, schrie Cal Brady, aber Rebus war schon an ihm vorbeigegangen, auf die Treppe zu.
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    »Erzähl mir von Janice«, sagte Patience.
    Sie befanden sich im Wohnzimmer, eine offene Flasche Rotwein zwischen sich auf dem Teppich. Patience lag ausgestreckt auf dem Sofa. Auf ihrer Brust ein aufgeschlagenes Taschenbuch. Sie hatte es vor einer ganzen Weile da abgelegt und seitdem ins Leere gestarrt, der Musik aus der Stereoanlage gelauscht. Nick Drake, »Pink Moon«. Rebus saß quer im Sessel und ließ die Beine baumeln. Er hatte Schuhe und Strümpfe ausgezogen und las in der Zeitung nach, was er an Fußballnachrichten des Tages verpasst hatte.
    »Was?«
    »Janice - ich möchte mehr über sie wissen.«
    »Wir waren zusammen auf der Schule.« Rebus hörte auf zu lesen.
    »Sie ist verheiratet und hat nur den einen Sohn. Sie war früher Lehrerin. Ihren Mann kenne ich auch von der Schule her. Er heißt Brian.«
    »Bist du mit ihr gegangen?«
    »Auf der Schule, ja.«
    »Hast du mit ihr geschlafen?«
    Rebus sah sie an. »Bin nicht ganz so weit gekommen.«
    Sie nickte. »Bist du neugierig, wie es wohl gewesen wäre?« Er zuckte die Achseln.
    »Ich glaube, ich wär's«, fuhr sie fort. Ihr Glas war leer, und sie beugte sich hinunter, um sich nachzuschenken. Das Buch rutschte auf den Boden, aber sie achtete nicht darauf. Rebus war noch immer bei seinem ersten Glas Rioja. Die Flasche war fast leer.
    »Man könnte glatt meinen, du wärst diejenige mit dem Alkoholproblem«, sagte er und achtete wohlweislich darauf, dabei zu lächeln.
    Sie machte es sich wieder bequem. Etwas Wein schwappte ihr auf den Handrücken, und sie lutschte ihn ab.
    »Nein, ich trink nur ab und an ein bisschen zu viel. Also, hast du schon mal mit dem Gedanken gespielt, mit ihr zu schlafen?«
    »Herrje, Patience...«
    »Ich bin neugierig, das ist alles. Sammy meint, Janice hätte so einen gewissen Blick gehabt.«
    »Was für einen Blick?«
    Patience runzelte die Stirn, als versuchte sie, sich an die genauen Worte zu erinnern. »Hungrig. Hungrig und ein bisschen

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