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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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musste es ihr sagen... musste die Worte finden. Dann sagte ihm jemand, auf der Toilette gebe es Whisky, und er beschloss, erst einmal dort Zwischenstation zu machen. Zwei Klokabinen nebeneinander. In jeder drei Jungs, die die Flasche über die Trennwand hin und her gehen ließen. Mucksmäuschenstill, um nicht erwischt zu werden. Das Zeug schmeckte wie Feuer. Johnny war betrunken, in Hochstimmung, durch nichts aufzuhalten.
    Als er wieder in die Aula kam, war Damenwahl angesagt. Ein Mädchen namens Mary McCutcheon forderte ihn auf. Sie tanzten gut zusammen. Aber der Reel machte Johnny ganz schwindlig im Kopf. Er musste sich hinsetzen. Er hatte ein paar Neuankömmlinge nicht bemerkt - drei Jungen aus seinem Jahrgang, die im Lauf der Zeit zu Mitchs erbitterten Feinden geworden waren. Der Anführer der drei, Alan Protheroe, hatte sich mit Mitch mal einen Zweikampf geliefert, aus dem Mitch als Sieger hervorging. Johnny bekam nicht mit, wie sie Mitch heimlich beobachteten. Kam nicht auf den Gedanken, dass das letzte Fest ihrer Schulzeit eine Gelegenheit sein könnte, alte Rechnungen zu begleichen - Dinge zu Ende zu bringen und neue anzufangen.
    Denn jetzt war Janice da, saß neben ihm. Und sie küssten sich, selbst noch als Miss Dysart vor ihnen stand und sich laut und vernehmlich räusperte. Als sich Janice schließlich von ihm losmachte, stand Johnny auf und zog sie mit hoch.
    »Ich muss dir etwas sagen«, erklärte er. »Aber nicht hier. Komm mit.«
    Und sie gingen nach draußen, zur Rückseite des alten Schulgebäudes, da, wo noch immer die mittlerweile kaum mehr benutzten Fahrradschuppen standen. »Die Raucherecke« nannten sie das. Aber es war auch ein Treffpunkt für Verliebte, für Knutschquickies während der Mittagspause. Sie setzten sich auf eine Bank.
    »Willst du mir nicht endlich sagen, dass ich wunderhübsch aussehe?«
    Er verschlang sie mit Blicken. Sie sah wirklich wunderhübsch aus. Im Licht, das aus den Fenstern der Schule drang, schien ihre Haut zu leuchten. Ihre dunklen Augen glänzten. Er küsste sie noch einmal.
    Sie versuchte, sich loszumachen, wollte wissen, was er ihr zu sagen hatte. Aber er fand, dass das warten konnte. Er war beschwipst und voller Verlangen, berührte ihren bloßen Nacken, ihre Schulter. Ließ die Hand tiefer hinuntergleiten, schob sie hinten in den Halsausschnitt. Das Kleid hatte ihre Mutter genäht. Als er fester drückte, spürte er, dass die Nähte am Reißverschluss nachzugeben begannen. Janice zog den Atem scharf ein und stieß ihn von sich weg.
    »Johnny...«, sie verdrehte den Hals, um das Ausmaß des Schadens abzuschätzen, »du Idiot, jetzt schau, was du angerichtet hast!«
    Seine Hände lagen jetzt auf ihren Beinen, schoben das Kleid über die Knie. »Janice.«
    Als sie aufstand, erhob auch er sich, drängte sich an sie, um sie noch einmal zu küssen. Sie wandte das Gesicht ab. Er schien nur noch aus Greifarmen zu bestehen, die an ihren Schenkeln hinaufglitten, sich um ihren Nacken und Rücken schlangen... Er wusste, dass er nach Bier und Whisky roch. Wusste, dass sie das nicht mochte. Als sie spürte, wie seine Hand sich zwischen ihre Schenkel zu zwängen versuchte, stieß sie ihn erneut von sich. Er taumelte, fing sich, fand das Gleichgewicht und wollte sich ihr wieder nähern. Aus seinem Lächeln war ein geiles Grinsen geworden.
    Sie ballte die Hand zur Faust, holte aus und verpasste ihm einen ordentlichen Schwinger. Renkte sich dabei fast das Handgelenk aus, rieb sich die Knöchel, fluchte vor Schmerz in sich hinein. Er lag flach auf dem Boden - k.o. Sie ließ sich wieder auf der Bank nieder und wartete, dass er aufstand. Hörte dann etwas, das nach einer Auseinandersetzung klang, und fand, dass sie besser nachsehen sollte, anstatt hier weiter herumzusitzen...
    Es war eine Schlägerei, »Gemetzel« hätte es vielleicht eher getroffen. Die Dreierbande hatte Mitch irgendwie allein erwischt. Sie standen am Rand des Sportplatzes, vor dem Hintergrund der Craigs. Der Himmel war dunkelblau. Vielleicht hatte Mitch gedacht, heute, an diesem besonderen Abend, mit allen dreien gleichzeitig fertig werden zu können. Vielleicht hatten sie ihm eine Revanche angeboten, jeweils einer gegen ihn. Aber dann waren sie alle drei gleichzeitig über ihn hergefallen. Mitch kauerte jetzt auf Händen und Knien, während sie ihn mit Tritten in Gesicht und Rippen bearbeiteten. Janice rannte, so schnell sie konnte, aber eine kleine, drahtige Gestalt überholte sie, erreichte, eine menschliche

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