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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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am ganzen Leib, suchte gedanklich verzweifelt nach einem Ausweg.
    »Klar«, erwiderte er nickend. Mehr wusste er nicht zu sagen, und so sagte er es immer wieder.
    »Aber du lässt dich zwischendurch bei uns blicken, ja?«, redete Mitch auf ihn ein. »Und erzählst mir alles. So stell ich's mir vor... als ob ich mit dabei war.«
    »Klar, klar.«
    »Du wirst auch für mich dabei sein müssen, Johnny.«
    »Sicher, klar.«
    Mitch lächelte. »Danke, Kumpel.«
    »Das Mindeste, was ich tun kann«, sagte Johnny.
    Also war er zum Militär gegangen. Janice schien das nicht allzu viel auszumachen. Mitch hatte ihm auf dem Bahnsteig nachgewinkt. Und das war's. Er schrieb Mitch und Janice Briefe; erhielt von ihnen aber keine Antwort. Als er zum ersten Mal Heimaturlaub bekam, war Mitch unauffindbar und Janice in Urlaub mit ihren Eltern. Später erfuhr er, dass Mitch abgehauen war, kein Mensch schien zu wissen, wohin oder warum. Johnny konnte es sich denken: diese Briefe, die Heimatbesuche - lauter Erinnerungen an das Leben, das Mitch immer verschlossen bleiben würde...
    Dann schrieb ihm sein Bruder Mickey, Janice hätte ihn gebeten, ihm auszurichten, dass sie mit Barney Mich ging. Und danach war Johnny eine ganze Weile nicht mehr heimgekommen, hatte andere Orte gefunden, an denen er seinen Urlaub verbringen konnte. Hatte irgendwelche Märchen nach Haus geschrieben, damit sein Vater und sein Bruder keinen Argwohn schöpften, damit sie zu der Überzeugung gelangten, die Army sei mittlerweile seine Heimat geworden, der einzige Ort, an dem man ihn verstand ...
    ... während er sich im Geist immer weiter entfernte, immer weiter von Cardenden und den Freunden, die er einmal gehabt, und den Träumen, von denen er geglaubt hatte, ihre Verwirklichung liege zum Greifen nah...
45
    Es war dunkel, Cary Oakes verspürte Hunger, und das Spiel war noch immer nicht zu Ende.
    Im Gefängnis hatte er jede Menge gute Ratschläge bekommen, wie man sich nicht erwischen ließ - allesamt von Männern, die erwischt worden waren. Er wusste, dass er sein Aussehen verändern musste;
    dazu reichte ein Besuch in einem Secondhandladen. Ein vollständiges neues Out-fit - Jacke, Hemd, Hose - für weniger als zwanzig Pfund, dazu eine flache Tweedmütze. Schließlich konnte er sich nicht auf Befehl die Haare wachsen lassen. Als er sein Foto in der Zeitung sah, nahm er noch ein paar weitere Korrekturen vor und rasierte sich in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt sehr sorgfältig. Er fand ein paar herumliegende Plastiktüten und füllte sie mit irgendwelchen Abfällen, Als er sich in einem Schaufenster begutachtete, blickte ihm ein x-beliebiger Arbeitsloser, leicht verbittert, entgegen, aber immerhin noch so weit bei Kasse, dass es für die Einkäufe reichte.
    Er fand die Stellen, an denen die Penner ihre Tage verbrachten: Tagescenter auf dem Grassmarket; die Bank neben den Toiletten bei der Tron Kirk; das untere Ende des Mound. An diesen Orten drohte ihm keine Gefahr. Da leisteten sich die Leute bei einer Dose Bier und einer Zigarette Gesellschaft und stellten keine Fragen, zu denen ihm keine passenden Antworten eingefallen wären.
    Er fröstelte und fühlte sich angeschlagen; der Hotelaufenthalt hatte ihn verweichlicht. Die windgepeitschten Nächte in den Hügeln hatten an seinen Kräften gezehrt. Es war nicht so gelaufen, wie er es geplant hatte. Archibald lebte noch. Zwei Geister galt es, aus seinem Leben zu tilgen; mit beiden musste er sich noch befassen.
    Und Rebus... der hatte sich als etwas anderes erwiesen als der »kopflose Vorprescher«, den Jim Stevens ihm geschildert hatte. Nach den Worten des Reporters hatte Oakes erwartet, dass Rebus allein zum Kampf antreten würde. Aber er hatte eine ganze gottverdammte Armee mitgebracht. Dass er entkommen konnte, hatte Oakes lediglich unwahrscheinlichem Glück und dem Wetter zu verdanken. Oder der Tatsache, dass die Götter seine Mission von Erfolg gekrönt sehen wollten.
    Er wusste, dass es ab jetzt schwierig werden würde. Im Stadtzentrum konnte er anonym bleiben, aber je weiter er sich davon entfernte, desto größer würde die Gefahr sein, entdeckt zu werden. Die Vororte von Edinburgh waren noch immer Gegenden, in denen Fremde nicht lange unbemerkt blieben. Doch genau ein solcher Vorort war sein Ziel, war es von Anfang an gewesen.
    Er hätte den Bus nehmen können, aber dann ging er doch zu Fuß. Er brauchte dafür weit über eine Stunde. Er kam an Alan Archibalds Bungalow vorbei: Dreißigerjahrestil, ein

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