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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Erkerfenster, die Wände weiß verputzt. Innen war kein Lebenszeichen zu sehen. Archibald lag im Krankenhaus und stand - laut einem Zeitungsbericht - unter Polizeischutz. Vorläufig hatte Oakes ihn aus seinen Plänen gestrichen. Vielleicht verreckte der alte Mistkerl sowieso im Hospital. Nein, er ging weiter bergauf, eine sich schlängelnde Straße entlang, bis er East Craigs erreichte. Er war bislang erst zweimal hier gewesen, da er vermutete, dass die Leute Argwohn schöpfen würden, wenn er plötzlich angefangen hätte, sich da häufiger blicken zu lassen. Zwei Besuche, einmal nachts, einmal bei Tag. Beide Male hatte er am unteren Ende des Leith Walk ein Taxi genommen und sich wohlweislich schon ein paar Straßen vor seinem eigentlichen Ziel absetzen lassen, damit die Fahrer nicht wussten, wohin er wollte. Im Schutz der Nacht hatte er sich an das Gebäude herangeschlichen und mit zitternden Fingern das Mauerwerk berührt, hatte versucht, eine bestimmte Lebenskraft zu erspüren.
    Er wusste, dass er da drin war.
    Konnte sein Zittern nicht unterdrücken.
    Wusste, dass er da drin war, weil er - als angeblicher Sohn eines Freundes - angerufen, nach ihm gefragt und gebeten hatte, nach Möglichkeit nichts von seinem Anruf zu sagen: Er wolle, dass sein Besuch eine Überraschung sei.
    Er fragte sich, ob es eine werden würde...
    Jetzt befand er sich auf Höhe des Parkplatzes. Er schlurfte daran vorbei, irgendein müder Arbeiter auf dem Weg nach Hause. Aus dem Augenwinkel hielt er nach Streifenwagen Ausschau. Er rechnete zwar nicht damit, dass sie es erraten hatten, aber ein zweites Mal würde er Rebus nicht unterschätzen.
    Er sah ein Auto, das ihm irgendwie bekannt vorkam. Blieb stehen und stellte seine Einkaufstüten ab, nahm sie in die jeweils andere Hand, als wären sie schwerer, als sie tatsächlich waren. Und musterte dabei das Auto. Ein Vauxhall Astra. Nummernschild stimmte. Oakes stieß zischend Luft aus. Das ging zu weit, die Mistkerle waren wirklich fest entschlossen, ihm seine Pläne zu vermasseln.
    Da gab's nur eine Möglichkeit. Er liebkoste das Messer in seiner Hosentasche und wusste, dass wieder ein wenig Blut fließen musste. Er hatte die Plastiktüten weggeschmissen und lag unter dem Wagen, als er Schritte hörte. Drehte den Kopf in die Richtung, aus der sie kamen. Er schätzte, dass er gut anderthalb Stunden auf dem Boden gelegen hatte. Sein Rücken war wie ein Eisblock, und der Schüttelfrost ging wieder los. Sobald er hörte, wie die Türschlösser aufschnappten, glitt er aus seinem Versteck hervor und zog die Beifahrertür auf. Als er ihn sah, wollte der Fahrer wieder aussteigen, aber Cary Oakes hatte das Messer in der rechten Hand, während seine Linke sich in Jim Stevens' Ärmel krallte.
    »Ich dachte, Sie würden sich freuen, mich wieder zu sehen, Jimbo«, sagte Oakes. »Jetzt machen Sie die Tür zu und fahren los.« Er zog seine Jacke aus und warf sie auf den Rücksitz.
    »Wo soll's hingehen?«
    »Fahren Sie einfach, Mann.« Das Hemd folgte.
    »Was treiben Sie da eigentlich?«, fragte Stevens. Aber Oakes achtete nicht auf ihn, knöpfte seine Hose auf und warf sie ebenfalls nach hinten.
    »Das kommt mir alles ein bisschen zu plötzlich, Cary.«
    »Scherzkeks, hm?« Als sie vom Parkplatz fuhren, wurde Oakes bewusst, dass er auf etwas saß. Zog Notizbuch und Stift des Reporters unter sich hervor.
    »Fleißig gewesen, Jim?« Er schlug das Notizbuch auf, musste aber zu seiner Enttäuschung feststellen, dass Stevens Kurzschrift benutzt hatte.
    »Was wollten Sie von ihm?«, fragte Oakes, während er anfing, die Seiten des Notizbuchs in kleine Fetzen zu reißen.
    »Von wem? Ich hab einen früheren Nachbarn von mir besucht, und -«
    Das Messer senkte sich mit bogenförmigem Schwung in Stevens' Flanke. Der Reporter ließ das Lenkrad los, und das Auto machte einen Schlenker in Richtung Bordstein. Oakes riss es wieder herum.
    »Nicht vom Gas gehen, Jim! Wenn das Auto stehen bleibt, sind Sie ein toter Mann!«
    Stevens betrachtete seine Handfläche. Sie war ganz blutig.
    »Krankenhaus«, krächzte er mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Ins Krankenhaus kommen Sie, nachdem ich meine Antworten bekommen habe! Was wollten Sie von ihm?«
    Stevens umklammerte das Lenkrad, krümmte sich darüber. Oakes befürchtete, er würde die Besinnung verlieren, aber es war nur der Schmerz.
    »Ich musste ein paar Details abchecken.«
    »Das ist alles?«, fragte er, Seite um Seite zerreißend.
    »Was hätte ich da sonst tun

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