Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten
Ding gefunden, als wir hier eingezogen sind«, erklärte er. »Ich dachte mir, ich müsste irgendeinen Verwendungszweck dafür finden.« Er sah auf. »Sie wissen schon, Kontinuität und so weiter.«
Sein Finger fand das Datum, fuhr die Zeile entlang.
»An dem Abend gebucht, private Party. Kostümfest.« Er sah zu Janice. »Sicher, dass Ihr Sohn auf den Clipper wollte?« Sie zuckte die Achseln. »Es wäre möglich.«
»Wer gab denn die Party?«, fragte Rebus. Er war schon aufgestanden. Die Augen auf das Hauptbuch gerichtet, schien Preston nicht zu bemerken, dass Rebus auf seine Seite des Schreibtisches kam. Rebus' erster Impuls: auf den Bildschirm gucken. Solitaire wartete darauf, dass der Spieler den ersten Zug machte.
»Amanda Petrie«, sagte Preston. »Ich war an dem Abend da. Ich erinnere mich daran. Es war irgendein Thema vorgegeben... Piraten oder was in der Art.« Er rieb sich das Kinn. »Nein, es war Die
Schatzinsel . Irgendso'n Arschloch kreuzte als Papagei auf. Ehe der Abend rum war, kotzte er wie ein Reiher.« Er sah Janice an. »Könnte ich diese Fotos noch einmal sehen?«
Sie reichte sie ihm: Dämon und die Blondine aus dem Überwachungsvideo, dann Dämon auf einem Urlaubsschnappschuss.
»Sie waren nicht kostümiert?«, fragte Preston. Janice schüttelte den Kopf.
Prestons Hände waren mit dem Hauptbuch und den Fotos beschäftigt. Als Rebus sich hinüberbeugte, um selbst einen Blick ins Hauptbuch zu werfen, stellte er fest, dass er mit dem Ellbogen die Maus verschoben hatte, so dass der Zeiger auf »Schließen« stand. Ein leichter Druck auf die Maustaste, und das Bild änderte sich. Anstelle einer Patience eine Frau auf allen vieren. Das Foto war von hinten aufgenommen worden, und das Modell sah mit einem Schmollmund über die Schulter dem Betrachter entgegen. Sie trug weiße Strümpfe und Strapse und sonst nichts. Der Schmollmund war übertrieben. Neben ihr auf dem Fußboden eine leere Champagnerflasche. Rebus sah zur Fensterbank, wo eine leere Champagnerflasche stand.
»Aber kann sie auch Steno?«, fragte Rebus. Preston sah, worauf seine Augen gerichtet waren, schaltete den Bildschirm aus. Rebus nutzte die Gelegenheit, um das schwere Hauptbuch vom Schreibtisch zu nehmen und damit wieder zu seinem Sessel zurückzukehren.
»Sie waren in der Nacht also da?«, fragte er.
Preston sah verdattert aus. »Um nach dem Rechten zu sehen.«
»Und Sie haben weder Dämon noch die Blondine gesehen?«
»Ich kann mich jedenfalls nicht an sie erinnern.« Rebus sah ihn an. »Nicht ganz dasselbe, oder?«
»Hören Sie, Inspector, ich bemühe mich, Ihnen behilflich zu sein...«
»Amanda Petrie«, sagte Rebus. Dann entdeckte er ihre Adresse, erkannte sie wieder. Er sah wieder Preston an.
»Die Tochter des Richters?« Preston nickte. »Ama Petrie.«
»Ama Petrie«, echote Rebus. Er wandte sich zu Janice, sah die Frage in ihrem Blick. »Edinburghs wildes Mädchen Nummer eins.« Wieder zu Preston gewandt: »Wie ich sehe, haben Sie ihr für den Kahn nichts berechnet.«
»Ama bringt immer ein ordentliches Gefolge mit.«
»Benutzt sie den Clipper häufig?«
»Vielleicht einmal im Monat, gewöhnlich zu irgendeiner Art von Kostümfest.«
»Spielen alle mit?«
Preston begriff, worauf er hinauswollte. »Nicht immer.«
»An diesem Abend hat's also auch Gäste in normaler Kleidung gegeben?«
»Ja, ein paar.«
»Und die fielen dann wohl nicht so sehr ins Auge wie Piraten und Papageien - richtig?«
»Richtig.«
»Also wär's möglich...?«
»Es war möglich«, sagte Preston mit einem Seufzer. »Hören Sie, was erwarten Sie von mir? Soll ich lügen und behaupten, ich hätte die beiden dort gesehen?«
»Nein, Sir.«
»Am besten wäre es, Sie würden direkt mit Ama reden.«
»Ja«, sagte Rebus nachdenklich. Dachte über Amanda Petrie, über ihren Ruf nach. Und auch über ihren Vater, Lord Justice Petrie.
»Sie zieht mit einer ziemlich wilden Clique durch die Gegend«, erklärte Preston.
Rebus nickte. »Auch einer ziemlich reichen.«
»O ja.«
»Die Sorte Gäste, von denen Sie ruhig mehr haben könnten.« Preston sah ihn böse an. »Lügen würde ich ihretwegen nicht. Außerdem bezweifle ich, dass mein Kreislauf mehr als eine Ama verkraften könnte. Dauert eine Ewigkeit, hinter ihr her zu putzen - noch mehr Unkosten für mich. Und die meisten Beschwerden scheinen nach Amas Partys zu kommen. Die sind weiß Gott schon laut genug, wenn sie hier eintreffen...«
»Irgendwas Ungewöhnliches in der
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