Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
sind.«
    Rebus schlug die Wagentür für sie zu. »Was ist los? Dübel ausgegangen?«
    »Sind Sie hier schon mal gewesen?«
    »Kann ich nicht behaupten.«
    Der Wind blies ihr das Haar ins Gesicht. »Kommen Sie«, sagte sie in geschäftsmäßigem, fast feindseligem Ton.
    Er folgte ihr um die Ecke. Hier, an der Längsseite der Halle, stellten die Mitarbeiter ihre Fahrzeuge ab. Es gab zwei Notausgänge, in einem Grün gestrichen, das dem Grau der Wellblechwände an Trostlosigkeit in nichts nachstand. Die Rückseite des Gebäudes diente der Müllentsorgung und der Warenanlieferung. Container quollen über von platt gedrückten Pappkartons. Ein Dutzend Keramiktöpfe wartete darauf, hineingetragen und in Regale gestellt zu werden. Eine niedrige Backsteinmauer umgab das Gelände.
    »Und hier ziehen Sie mir eins über den Schädel?«, fragte Rebus und steckte die Hände in die Taschen.
    »Weswegen haben Sie einen solchen Hass auf Darren Rough?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Sagen Sie's mir einfach.«
    Er versuchte, Blickkontakt herzustellen, aber sie spielte nicht mit.
    »Wegen dem, was er ist, dem, worauf er im Zoo aus war. Wegen der miesen Geschichten, die er über einen Kollegen von uns in Umlauf gebracht hat. Wegen...«
    »Shiellion?«, tippte sie und sah ihm endlich in die Augen. »Ince und Marshall konnten Sie nicht drankriegen, aber plötzlich war jemand da, dem sie es stellvertretend heimzahlen konnten.«
    »So war's nicht.«
    Barbour öffnete den Umschlag, zog ein Schwarzweißfoto heraus. Es sah alt aus, zeigte ein dreigeschossiges georgianisches Haus. Davor posierte eine Familie, stolz auf ihr neues Automobil. Das Auto war ein Modell aus den Zwanzigerjahren.
    »Das Haus ist vor sechs Jahren abgerissen worden«, erklärte Barbour. »Die einzige Alternative wäre gewesen, abzuwarten, dass es von selbst einstürzte.«
    »Schönes Haus.«
    »Der Patriarch da«, sagte Barbour und tippte mit dem Finger auf den Mann, der mit einem Fuß auf dem Trittbrett des Autos stand, »ging irgendwann mal Bankrott, Ein gewisser Mr. Callstone. Machte in Jute oder was in der Richtung. Das Haus der Familie musste verkauft werden. Die Church of Scotland hat es sich geschnappt. Aber der Kaufvertrag sah unter anderem vor, dass der Name der Familie beibehalten werden musste.
    Also blieb es Callstone House.«
    Sie wartete, bis er den Namen eingeordnet hatte. »Das Kinderheim«, sagte er schließlich und sah, wie sie nickte.
    »Ramsay Marshall arbeitete dort bis zu seiner Versetzung nach Shiellion. Und da kannte er Harold Ince bereits.« Sie reichte ihm weitere Fotos.
    Rebus sah sie durch. Callstone House als von der Church of Scotland geleitetes Heim. Kinder, die in Reih und Glied vor derselben Haustür standen, Innenaufnahmen mit Kindern, die mit hungrigem Blick an langen Tischen saßen. Schlafsäle. Ein paar Fotos von streng dreinschauendem Personal. Rebus stellte jetzt im Geist Zusammenhänge her. »Darren Rough hat einige Zeit in Callstone verbracht...«
    »Ja, genau.«
    »Während Ramsay Marshalls Regierungszeit?« Sie nickte wieder.
    »Sie...«, sagte er, plötzlich begreifend, »...Sie waren es, die Darren Rough wieder hier haben wollte.«
    »Stimmt.«
    »Für den Prozess?«
    Sie nickte. »Ich hab ihm eine Wohnung besorgt, wollte ihn in Reichweite haben. Hab ihn wochenlang bearbeitet.«
    »Er wurde missbraucht?« Rebus runzelte die Stirn. »Er steht nicht auf der Liste.«
    »Der Staatsanwalt meinte, dass er keinen besonders guten Zeugen abgegeben hätte.«
    Rebus nickte. »Vorbestraft. Unangenehm, wenn's im Kreuzverhör zur Sprache gekommen wäre.«
    »Eben.«
    Rebus gab ihr die Fotos zurück. Jetzt wusste er, worum es ging.
    »Also, was ist ihm passiert?«
    Sie steckte demonstrativ beschäftigt die Fotos in den Umschlag zurück. »Eines Nachts kam Marshall in den Schlafsaal. Darren war wach. Marshall sagte, sie würden eine Spazierfahrt machen. Er nahm Darren mit nach Shiellion.«
    »Was beweist, dass Marshall und Ince schon damals unter einer Decke steckten?«
    »So sieht's jedenfalls aus. Die beiden und noch ein dritter Mann wechselten sich ab.«
    »Scheiße.« Rebus starrte die Lagerhalle an und stellte sich vor, sie sei ein Kinderheim, eine angebliche Stätte der Geborgenheit. Er fragte sich, was der Geist Mr. Callstones davon gehalten hätte. »Wer war der dritte Mann?«
    Barbour zuckte die Achseln. »Sie hatten Darren die Augen verbunden.«
    »Warum?«
    »Die Sache ist die, John, ich hab ihm gewisse Zusicherungen

Weitere Kostenlose Bücher