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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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behauptet, sie sei mit dem Bus hinübergefahren und ein bisschen zu früh dran gewesen. Grimbles Schlüssel habe noch immer neben der Hintertür unter dem Stein gelegen. Sie ist hineingegangen und die Treppe hinunter.«
    »Es muss ziemlich gestunken haben.«
    »Ich weiß. Sie meinte nur, im Keller habe es leicht faulig gerochen, als sei etwas ›schlecht geworden‹, wie sie es nannte. Sie hat ein paar Scheite weggezogen – weiß der Kuckuck, was sie sich dabei gedacht hat –, doch als sie sah, was darunter lag, ist sie einfach geflohen. Na ja, du weißt, wie es vor zwei Jahren ausgesehen haben muss. ›Es hat mir Angst eingejagt‹, hat sie gesagt. ›Schreckliche Angst.‹ Das arme alte Ding ist hinausgerannt. Vermutlich eher schwerfällig hinausgetapst. Und dabei hat sie hinter sich die Tür zugeworfen.«
    »Kein Wunder, dass ich sie nur mühsam aufbekommen habe.«
    »Sie ist die Treppe hinaufgetaumelt, ist nach Hause gegangen und hat vermutlich versucht, die Sache zu vergessen.« Wexford hob sein Glas und kostete mit einem leisen Seufzer genüsslich den Rotwein. »Morgen fahre ich wieder hin.«
    »Morgen ist Sonntag.«
    »Geht nicht anders. Wie hat mein Opa immer gesagt? Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Und wenn er’s nicht gesagt hat, dann hätte es jedenfalls gut zu ihm gepasst.«
    »Werden wir wenigstens Anklage erheben, weil sie einen Todesfall verschwiegen hat?«
    »Ich weiß nicht, ob ich das übers Herz bringe«, sagte Wexford, »aber eines Tages werde ich es müssen. Ich habe ihr das Foto von dem T-Shirt gezeigt, aber das hat sie eindeutig nicht wiedererkannt. Sie hatte durchs Fenster lediglich seinen orangen Anorak gesehen.«
    »Was ist aus dem Messer geworden?«, wollte Burden wissen.
    Bei dem verlorenen Vater konnte es nicht um den von ihnen gesuchten Mann handeln – oder doch? Die Zeit stimmte: Vor elf Jahren war im Juni ein Mann verschwunden. Und er hatte das richtige Alter, so weit Carina Laxton es feststellen konnte. Wenn jetzt auch noch die DNA übereinstimmen würde, der letzte todsichere Beweis … Zwei Menschen lebten noch für einen DNA-Vergleich, die beiden Töchter. Nachdem Barry Vine den Artikel in der Buchbeilage gelesen hatte, war sein erster Gedanke gewesen, das müsse er sofort Wexford erzählen, aber es war Samstagabend, und morgen würde der zweite Teil von Selina Hexhams Memoiren erscheinen. Vielleicht würde eine Bemerkung in der morgigen Folge ausschließen, dass Alan Hexham ihr Mann war.
    Er fuhr heim und las den Artikel noch mal. Nirgendwo schrieb die Autorin, sie wisse eindeutig, dass ihr Vater tot sei, oder wie er gestorben sei. Nirgendwo stand, ob sie und ihre Schwester in der Zwischenzeit jemals etwas von ihm gehört hatten. Vielleicht würde sie sich in der nächsten Folge dazu äußern. Wäre es gerechtfertigt, Wexford um diese Uhrzeit den Artikel zu zeigen, obwohl Barry nicht wusste, ob sich im weiteren Verlauf der Geschichte herausstellen würde, dass Alan Hexham gar nicht die Leiche aus Grimbles Graben sein konnte? Vielleicht würde Selina schreiben, ihr Vater habe ein Jahr später zu Hause angerufen, ohne seinen Aufenthaltsort preiszugeben, oder dass sie eine Postkarte aus Australien bekommen hätten. Einen Moment ging die Fantasie mit Barry durch, und er vergaß, dass Selina Hexham bereits alles geschrieben hatte, egal was morgen erscheinen würde. Vielleicht schon vor einem Jahr, und dass sie sich derzeit nicht fieberhaft das Gehirn wegen ihrer Memoiren zermarterte, nur weil eine Zeitung sie in ein paar Stunden veröffentlichen wollte. Schließlich kam er wieder zur Besinnung. Er schalt sich, er solle sich nicht lächerlich machen und bis morgen warten, und dann machte er es sich bequem und lauschte seiner CD-Einspielung von Linda di Chamonix.

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    The Sunday Times , Buchbeilage
    5. November 2006
    Spurlos verschwunden: Der verlorene Vater – Teil 2
    Er war tot. Meine Mutter wusste es. Sie wusste es vom ersten Tag an, als wir alle gemeinsam zur Polizei gegangen waren. Natürlich hatte sie es weder der Polizei gesagt noch uns, aber Jahre später hat sie mir erzählt, sie habe es von Anfang an gewusst. Es habe keine andere Erklärung dafür gegeben, dass er vierundzwanzig Stunden fortgeblieben sei, ohne Kontakt mit ihr aufzunehmen. Sie wisse, wann sie geliebt würde. Außerdem sei sie eine sensible und aufmerksame Frau, die schnell bemerkt hätte, ob ihr Mann sich mit einer anderen Frau traf. Vielleicht machte diese

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