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Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus

Titel: Inspektor Bony 24 - Bony und die Maus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W Upfield
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einem Bild, das aus unvorstellbar fernen Vorzeiten zu stammen schien.
    Es war jetzt Ende April – in Australien der Beginn des Herbstes. Die Sommerhitze war vorbei, Sandstürme rasten nicht mehr über die ausgedorrte, brüchige Erde. Nur wenige Vögel zeigten sich, Fliegen und Ameisen hatten sich verkrochen.
    Er beschloß, den See zu umreiten, weil er vielleicht in der Mitte zu weich war, um das Gewicht des Pferdes zu tragen. Da der Hengst nicht mehr so erpicht war, mit seiner Geschwindigkeit zu glänzen, dauerte es nahezu eine Stunde, bis sie die Stelle erreichten, wo die Eingeborenen das Seebecken verlassen hatten. Von da wiesen ihre Fährten nach Nordosten, tiefer in die Wüste hinein.
    Bonaparte hatte an diesem Job keine Freude, denn er hatte es mit Eingeborenen zu tun, die weniger von der Gesetzgebung der Weißen beeinflußt waren als Stämme mit engem Kontakt zu Missionssiedlungen. Sie waren sogar weiter von der Zivilisation entfernt als ihre schwarzen Brüder im Zentrum des Kontinents, durch das ja eine Eisenbahnlinie führte und in dem eine Reihe von Städten liegt und es Straßen und Telegrafie gibt. Mit den Männern dieses Stammes mußte er verhandeln, ohne seine Autorität herauszukehren. Sie verbargen sich nicht, sondern fühlten sich auf ihrem angestammten Gebiet so sicher, daß sie, wie Bony jetzt sah, die Rauchsäulen ihrer Lagerfeuer zwischen einer Gruppe von Eukalyptusbäumen an einem ausgetrockneten Bachbett, in dem es vermutlich Wasserlöcher gab, gen Himmel steigen ließen. Er sprang aus dem Sattel, als er etwa vierhundert Meter vor ihrem Lagerplatz war, band sein Pferd an eine Akazie und ging bis auf hundert Meter auf die Stelle zu und blieb dort stehen. Er stieß einen Ruf aus und hockte sich dann nieder. Es war eine beachtliche Leistung, unbemerkt so nahe ans Lager gekommen zu sein, und seine Anwesenheit mußte die Eingeborenen sehr überraschen.
    Zwischen den grauen Stämmen der Bäume kamen dunkle Gestalten hervor, sie blieben einen Moment stehen und verschwanden dann wieder. Bony wartete stumm. Er wußte, daß in diesem Lande in jedem Fall die Menschen, die Geduld besaßen, länger lebten als voreilige.
    Wenn der Besucher auf diese Weise gewissermaßen an der Haustür geklingelt hat, gibt sich der Hausbewohner die denkbar würdigste Haltung und späht durchs Schlüsselloch, um zu sehen, wer der Besucher sein mag. Sieht er, daß der Fremde unbewaffnet ist und einen friedlichen Eindruck macht, so schickt er einen Bedienten zu ihm, der ihn näher zu betrachten und ihn nach seinen Wünschen zu fragen hat. Dem gemäß kam jetzt zu Bony ein erst kürzlich zum Mann geweihter Jüngling, der einigermaßen Englisch konnte und sich mit Hilfe von ergänzenden Gesten verständlich zu machen wußte. Er betrachtete den Besucher mit unverhüllter Neugier, nahm dessen Bitte um eine Unterredung mit Iriti zur Kenntnis und machte kehrt, um Bericht zu erstatten. Nach einigen Minuten war er wieder da und geleitete Bony zum größten der Lagerfeuer, um das Iriti, der Medizinmann Nittajuri und fünf ältere Männer im Halbkreis saßen.
    Der Fremde wurde aufgefordert, sich ihnen gegenüber zu setzen.
    Um die sieben Männer lag dieselbe Reglosigkeit, die Bony beim Anblick der endlosen Weite so bedrückend empfunden hatte.
    Wie konnte ein moderner Mensch die Kluft zu ihnen überbrücken? Oft schon hatte Bony das versuchen müssen, und manchmal war es ihm halbwegs gelungen.
    Etwas abseits von der Gruppe stand Abie, Harmons Fährtensucher, mit seinem senkrecht gehaltenen Speer, dessen Spitze ein schmal zugeschliffenes, vermutlich von einer weißen Hausfrau fortgeworfenes Tischmesser bildete. Er hielt den Speer am Boden zwischen den Füßen und hätte ihn schneller abschleudern können, als Bony imstande gewesen wäre, eine Pistole zu ziehen.
    Bony wurde belehrt, daß er sein Anliegen dem hohen Rat durch Vermittlung des jungen Mannes vorzutragen habe, der ihn angemeldet hatte. Er spürte, daß es einer der mit Tony Carr befreundeten jungen Männer sein mußte, was ihm auch später das Aufblitzen in dessen Augen bewies, als Tonys Name genannt wurde.
    Er leitete das Gespräch mit der Behauptung ein, Melody Sam schicke ihn her mit der Anfrage, weshalb seine eingeborenen Freunde Bulow’s Range verlassen hätten, ohne es ihm vorher zu sagen, noch dazu so kurz nach ihrer Rückkehr von einer großen Wanderung. Dann erinnerte er sie an Sams Großzügigkeit in all den Jahren – daran, daß er sie stets in seiner Stadt

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