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Inspektor Jury schläft außer Haus

Titel: Inspektor Jury schläft außer Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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eine Woche ist das nun schon her. Wie die Zeit vergeht! Sie hat mich gefragt, ob sie sich ein paar Tage freinehmen dürfe, um ihre Familie in Weatherington zu besuchen.»
    «Aha. Gibt es irgendwo ein Foto von Ruby? In ihrem Zimmer vielleicht?»
    Verwirrt blickte ihn der Pfarrer an. «Das kann ich Ihnen nicht sagen. Vielleicht weiß es Mrs. Gaunt.» Er rief Mrs. Gaunt herein, eine hagere, unglücklich aussehende Frau, die ihrem Namen alle Ehre machte, und bat sie, in Rubys Zimmer nach einem Foto zu suchen.
    Mrs. Gaunt gab ein paar gutturale Laute von sich, die an jeden von ihnen gerichtet sein konnten, und zog sich zurück.
    Mr. Smith senkte die Stimme zu einem Flüsterton, als hätte er ein wenig Angst vor ihr. «Mrs. Gaunt ist nicht gerade zufrieden mit Ruby. Sie sagt, sie sitze nur herum und lese Filmzeitschriften. Gaunt hat sie auch schon mal dabei erwischt, wie sie in einem Kirchenstuhl herumlungerte, statt die Kirche zu fegen.»
    «War sie denn sehr fromm?» fragte Jury.
    Der Pfarrer kicherte. «Wohl kaum. Sie lackierte sich die Fingernägel.»
    Der alte Mann schien selbst nicht übermäßig fromm zu sein. Rubys Benehmen amüsierte ihn offensichtlich nur.
    Mrs. Gaunt kam im Laufschritt zurück; sie hatte die Lippen zusammengekniffen und hielt zwei Schnappschüsse in der Hand. «Sie steckten am Spiegel.» Das klang, als hätte sie unanständige Pinup-Fotos gefunden. Sie rümpfte die Nase und ging.
    Der Pfarrer gab sie Jury. «Sie denken doch nicht, daß Ruby etwas zugestoßen ist, oder? Sie sollten mit Daphne Murch sprechen. Sie und Ruby sind ungefähr gleichaltrig und dicke Freundinnen. Die kleine Murch hat mir Ruby übrigens empfohlen.»
    Jury steckte die Schnappschüsse in seine Brieftasche. «Sie scheinen sich keine großen Sorgen um sie zu machen, Herr Pfarrer. Ist sie schon öfters verschwunden?»
    «Ja, ein- oder zweimal. Ich nehme an, sie hat irgendwo einen Freund, vielleicht in London. Ruby ist schon in Ordnung. Nur etwas leichtsinnig, wie so viele in ihrem Alter.»
    Jury wechselte das Thema. «Sie sind mit Mr. Bicester-Strachan befreundet. Ich weiß, Sie werden nicht über Vertrauliches sprechen wollen, aber vielleicht könnten Sie mir etwas weiterhelfen, was diese Sache in London betrifft …?» Jury fügte nicht hinzu, daß er über ‹diese Sache› überhaupt nichts wußte. Er rechnete damit, daß die Klatschsucht des Pfarrers die Oberhand gewinnen würde, und er wurde nicht enttäuscht, obwohl Smith sich lange genug zierte. Er nuschelte irgend etwas und machte sich dann ans Erzählen. «Bicester-Strachan hatte keinen sehr wichtigen Posten im Verteidigungsministerium. Eines Tages kam es zu diesem, hm, Zwischenfall: Anscheinend waren irgendwelche Informationen in die falschen Hände geraten, Dinge, über die nur Bicester-Strachan und ein paar andere Bescheid wußten. Er wurde jedoch nie zur Verantwortung gezogen; soviel ich weiß, ließ sich auch nichts beweisen. Er spricht nicht gern darüber, wie Sie sich denken können. Aber es erklärt seine frühe Pensionierung. Bicester-Strachan ist nicht so alt, wie er aussieht. Er ist knapp über sechzig, obwohl man ihn auf achtzig schätzen könnte, und das kommt sicher von dem Schock, den ihm diese Geschichte versetzt hat.» Pfarrer Smith lehnte sich zurück und verkündete feierlich: «Agatha glaubt, daß die Kommunisten dahinterstecken, und vielleicht hat sie recht damit.»
    Melrose Plant, der die ganze Zeit geduldig geschwiegen hatte, konnte sich nicht mehr zurückhalten. «Und wie stellt meine Tante sich das vor?»
    Der Pfarrer dachte kurz nach. «Ehrlich gesagt, das weiß ich auch nicht. Agatha ist ja so verschlossen.»
    «Verschlossen?» Es war das erste Mal, daß jemand seiner Tante das nachsagte.
    «Hmmm. Wir entwickelten unsere Theorien, und sie dachte, daß bei Bicester-Strachans Vergangenheit … nun ja, möglich ist alles. Sie könnten es doch auf ihn abgesehen haben, oder?»
    «Wie gut kennen Sie Mr. Darrington?» fragte Jury und versuchte ihn von Doppelagenten und ähnlichem abzulenken.
    «Nicht besonders gut. Nicht gerade ein fleißiger Kirchgänger, dieser Darrington. Er hat für einen Londoner Verlag gearbeitet. Daß der Kriminalromane geschrieben hat, ist Ihnen wohl bekannt?» Seine nächste Bemerkung schien er offensichtlich zu genießen: «Manchmal habe ich ja meine Zweifel, ob diese Miss Hogg wirklich seine Sekretärin ist, wie er behauptet.»
    «Daran zweifeln wir gelegentlich alle», sagte Melrose.
    Pratts Bericht zufolge war der

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