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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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er sich mit Jury an einem Tisch außer Hörweite niederließ.
    «Unter anderem.»
    «Ich hab Ihrem Kollegen schon alles erzählt, was ich weiß. Wie oft soll ich denn noch dieselben Fragen beantworten?»
    «Sooft sie Ihnen gestellt werden, fürchte ich. Der andere war von der Mordkommission, Mr. Macenery. Ich bin von Scotland Yard. Es ist noch etwas passiert.»
    «Oh, was denn?» Er machte auf Jury einen äußerst mißtrauischen, zugleich auch sehr jungen und nervösen Eindruck. Wahrscheinlich war er älter, als er aussah, aber die Jeans, der Rollkragenpullover und das intensive Blau seiner Augen ließen ihn wie Ende Zwanzig aussehen, wenn man von den beginnenden Falten im Gesicht absah. Haare und Bart waren sehr sorgfältig und ordentlich geschnitten.
    «Wie lange waren Sie Katie O’Briens Lehrer?»
    «Ungefähr acht, neun Monate. Zweimal im Monat. Was hat Scotland Yard mit der Sache zu tun?»
    Jury gab keine Antwort darauf. «Ich habe gehört, daß Sie ein sehr guter Lehrer sind. Zumindest so gut, daß Katies Mutter, die ja sehr besorgt um ihre Tochter ist, sie nach London fahren ließ, damit sie bei Ihnen Stunden nehmen konnte. War – ist – sie denn so begabt?»
    «Ja. Ich hätte es sonst auch gar nicht gemacht. Ich kann das Geld zwar gebrauchen, aber ich würde mir nicht jedes Balg aufhalsen lassen. Sie muß noch zehn, fünfzehn Jahre üben, dann kann sie sich hören lassen.» Er lächelte niedergeschlagen.
    «Da, wo sie jetzt ist, kann sie nicht viel üben», sagte Jury und versuchte so, Cyril Macenerys Einstellung zu dem Anschlag auf Katie O’Briens Leben zu ergründen. Er spürte, wie unglücklich dieser Mann war, der mit seinem Glas kleine Kreise auf der zerkratzten Tischplatte beschrieb.
    «Da war doch auch noch was mit ihren Kleidern?»
    Macenery knallte das Glas auf den Tisch. «Hören Sie, ich weiß nur, daß Katie in Jeans bei mir aufgetaucht ist. Von diesem Inspektor Hound hab ich dann erfahren, daß sie in ihrer Tasche ein Kleid gefunden haben. Daraus ergibt sich natürlich, daß sie sich bei mir umgezogen haben muß. Hat sie aber nicht. Ob Katie ein Kleid anhatte, als sie von zu Hause wegging, weiß ich nicht. Was wollen Sie damit sagen – daß sie nach Wembley Knotts gekommen ist, sich in Schale geworfen hat und sich den Schädel –»
    «Wenn jemand Jeans anzieht und etwas Rouge auflegt, wirft er sich ja noch nicht in Schale. Ich glaube, für sie war das einfach eine Gelegenheit, sich nach ihrem eigenen Geschmack zu kleiden. Sie haben nicht gewußt, daß sie in der Underground spielte, um sich etwas Taschengeld zu verdienen?»
    Ein kurzes Zögern. «Nein.» Jury blickte ihn an. Es war ein sehr defensives Nein.
    «Ich hab es wirklich nicht gewußt. Ich hätte das nie zugelassen. Aber wer weiß, vielleicht hab ich sie auf die Idee gebracht. Ich hab das nämlich auch schon gemacht. Verdiente mir auf diese Weise zwanzig oder dreißig Eier dazu. Ist aber schon lange her.»
    «Sie begleiteten sie von Ihrer Wohnung in der Drumm Street zur Station, stimmt das?» Macenery nickte. «Gibt es dort in der Nähe eine Toilette, wo sie sich hätte umziehen können?»
    «Es gibt eine öffentliche Toilette in dem kleinen Park gegenüber.»
    «Sie hat sich bestimmt auch für Sie umgezogen, Mr. Macenery. Vielleicht dachte sie, in Jeans sähe sie erwachsener aus?» Der junge Mann schwieg. «War sie denn in Sie verliebt?»
    Er funkelte Jury an. «Verliebt! Sie ist doch erst sechzehn , Superintendent.»
    Jury lächelte. «Das hat wohl noch niemanden davon abgehalten, sich zu verlieben.» Jury schaute ihn einen Augenblick lang prüfend an, bevor er ihn fragte: «Kennen Sie Cora Binns?»
    Das brachte Macenery aus der Fassung. «Cora Binns? Die Blonde, die hier ab und zu aufkreuzt? Ja, ich kenn sie, aber auch nicht besser als Sie. Nicht mein Typ.» Was wohl bedeutete, daß Jury genausowenig sein Typ war.
    «Sie wurde ermordet. Aber da können Sie mir wohl kaum weiterhelfen, oder?»
    Macenery machte einen schockierten Eindruck. «Oh, mein Gott! Wo? Wann?»
    «In Littlebourne. Wo auch Katie herkommt. Beide scheinen Ihnen bekannt gewesen zu sein.»
    «Bin ich vielleicht ein Glückspilz!»
    «Haben sie einander gekannt?»
    «Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?» Der alte Ärger kehrte zurück.
    «Ich meine, ist Katie auch ab und zu hierhergekommen?»
    Jury war überzeugt, daß er es abstreiten würde, aber dann schien er sich doch eines besseren zu besinnen. «Ja, ein- oder zweimal.»
    «Ein bißchen jung, um in einer

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