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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Kneipe rumzuhängen, oder?»
    Ein tiefer Seufzer entrang sich dem Violinspieler. «Großer Gott, wir haben ihr keine Drinks spendiert, Mann; sie wollte nur bei dem Spiel zuschauen.»
    «Hat sie auch mitgespielt?»
    «Nein, glauben Sie mir, sie war nur ganz kurz hier.»
    «Hat sie mit jemandem gesprochen, ich meine, außer mit Ihnen?»
    «Nein. Und ich kann mir auch nicht vorstellen, daß sie Cora Binns hier kennengelernt hat; soviel ich mich erinnere, waren die beiden nie zur selben Zeit hier.»
    Jury blickte zu dem Tisch hinüber, von dem die andern Spieler, anscheinend bei ihrer Partie gestört, nach und nach aufgestanden waren. Nur der Dicke, Chamberlen, saß noch auf seinem Platz. «Ein seltsames Spiel!»
    «Die Magier? Ein Zeitvertreib. Wir sind eine Art Club. Treffen uns ein paarmal in der Woche. Manchmal ist es ganz spannend.» Macenery schaute auf seine Uhr. «Hören Sie, in fünf Minuten habe ich eine Stunde. Sind Sie fertig mit mir?»
    «Wo waren Sie am Donnerstag abend?»
    «Hier.» Er war mit seinem Stuhl zurückgerutscht, um aufzustehen, schien aber nicht recht zu wissen, was er tun sollte. «Warum?»
    Jury nickte. «Sie können gehen. Ich werde später noch einmal mit Ihnen reden.» Als Macenery aufstand, fragte Jury: «Haben Sie Katie schon besucht?»
    Er blickte überall hin, nur nicht auf Jury. «Nein. Zu was auch? Ich weiß, daß sie im Koma liegt.» Er sah äußerst unglücklich aus. «Ich meine, sie würde mich doch nicht hören, wenn ich mit ihr spreche. Und was sollte ich auch sagen?»
    «Irgendwas wird Ihnen schon einfallen.» Er beobachtete, wie Cyril Macenery zur Tür ging, und sah Wiggins vom Tisch von Maud und ihren beiden Begleiterinnen auf sich zukommen. Auch wenn er nicht wußte, welcher Art Katie O’Briens Gefühle gewesen waren, die von Macenery kannte er nun ganz gut.
     
     
     
    Dr . Chamberlen sass an dem Tisch wie ein dicker Götze; er hatte die Hände über dem Bauch gefaltet, und der Zwicker baumelte ihm an einem dünnen, schwarzen Band von der Weste. «Ich nenne mich nur so», erwiderte er auf Jurys Frage. «Aus Gewohnheit. Nur so zum Spaß. Sie verstehen.» Zu Wiggins, der seinen Block hervorgezogen hatte, sagte Chamberlen: «Ich bin ein unbeschriebenes Blatt, Sergeant. Mein richtiger Name ist für Sie völlig uninteressant.»
    «Trotzdem, nur so zum Spaß», sagte Jury lächelnd.
    Chamberlen seufzte. «Na schön, Aaron Chambers, Catchcoach Street neunundvierzig. Vielleicht haben Sie schon einmal von dem berühmten Dr. Chamberlen gehört? Außer den Stammgästen des Anodyne Necklace kennen ihn nur wenige. Dr. Chamberlen schwor darauf, daß ein einfaches Knochencollier – so eines wie auf dem Schild über dem Eingang –, daß ein solches Halsband einfach alles heilen könne, vom Zahnweh kleiner Kinder und der Gicht bis –» Er zuckte die Achseln. «Weiß der Himmel, wie viele er davon verkauft hat, jedes in einer luftdicht verschlossenen Packung. Luftdicht, damit die Energie nicht entweichen konnte. Man kriegte sie bei einer alten Frau in dem Laden da drüben. Den Laden gibt es noch, die Frau ist natürlich schon lange tot. Viele hielten es für einen Schwindel. Was meinen Sie, Superintendent?» Eine rein rhetorische Frage. Chamberlen fuchtelte mit der Hand, und die Asche seiner Zigarre wurde über die Papiere geweht. «Von unserm Spiel haben Sie wahrscheinlich auch noch nichts gehört? Magier und Kriegsherren. Es gibt da einen Schatz. Und wir sind schon seit Wochen auf der Suche nach diesem Schatz. Das Ganze existiert natürlich nur auf dem Papier. Ich hab die Kette zum Schatz gemacht – das ‹Heilende Halsband›. Das kann ich, weil ich ein Meister bin. Und ich hab ihm magische Kräfte verliehen, die so außergewöhnlich sind, meine Herren, daß ich Sie beide vor meinen Augen verschwinden lassen könnte.» Er spitzte vergnügt die Lippen und schnippste mit den Fingern.
    «Leider würden wir aber vor Ihren Augen genauso schnell wieder Gestalt annehmen, Dr. Chamberlen.»
    Chamberlen zuckte mit den Schultern. «Sie verstehen, für mich ist das Heilende Halsband weit mehr als nur ein Mittel gegen Zahnfleischentzündung. Es ist etwas nicht Greifbares, noch nicht Erschaffenes. Ich allein entscheide, welche Eigenschaften es haben wird. Dr. Chamberlen, der richtige Dr. Chamberlen» – bescheiden preßte er die Hände gegen seine Weste – «hatte viele Konkurrenten. Einmal gab es da diesen Besenbinder aus Long Acre, dann einen gewissen Mr. Oxspring vom Hand and Shears, der um

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