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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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da?»
    Er behauptete noch sturer, er habe nie etwas von einem Mädchen namens O’Brien gehört; von seinem Gesicht ließ sich unmöglich ablesen, ob er log oder nicht. Auch der Überfall in der U-Bahn-Station Wembley Knotts war ihm nicht zu Ohren gekommen, was Jury für äußerst unwahrscheinlich hielt. Er ließ es ihm aber durchgehen. «Sie hatte einen Musiklehrer, der hier ziemlich häufig zu Gast sein soll. Macenery. Bitte erzählen Sie mir nicht, daß sie auch den noch nie gesehen haben, sonst müßte ich mich wirklich fragen, Mr. Biggins, ob Sie Ihre Kneipe noch lange betreiben werden – da Sie so gut wie niemanden kennen. Lange könnten Sie sich so nicht über Wasser halten, denke ich.» Jury lächelte.
    «Ich hab nie behauptet, daß ich ihn nicht kenne, oder? Er sitzt da drüben an Doc Chamberlens Tisch. Chamberlen ist nicht sein richtiger Name; er benutzt ihn nur fürs Spiel. Cyril ist der mit dem Bart.»
    «Was ist das für ein Spiel?»
    «Magier und Kriegsherren heißt es. Die ganze Zeit hocken sie darüber. Ziemlich blöd, wenn Sie mich fragen. Aber über Geschmack läßt sich nicht streiten, hab ich recht?» Harry Biggins ließ einen Goldzahn aufblitzen, um Jury zu beweisen, wie kooperativ er sein konnte.
    «Vielen Dank. Also, wer hier drin hätte Cora Binns kennen können? Da Sie ihr ja nie begegnet sind.» Jury erwiderte sein Lächeln.
    «Versuchen Sie doch mal Ihr Glück bei Maud; sie sitzt da hinten.» Biggins zeigte auf eine Frau mit goldblondem Haar, das wie ein Korb Zitronen auf ihrem Kopf saß. Sie war mit zwei andern Frauen zusammen, und alle drei trugen Mäntel und Schals.
    «Sie kümmern sich um Maud, Wiggins; ich nehm mir den Tisch vor.»
    Auf dem Weg dorthin fing Jury ein paar Gesprächsfetzen auf. «… spielten Strip Poker mit ihr. Und ham verloren.» Schallendes Gelächter, nur der stattliche Herr mit dem Zwicker war anscheinend zu sehr in das Spiel vertieft. Er warf einen seltsamen, kristallblauen Würfel mit vielen Flächen.
    Ein bleicher junger Mann in Jeans stöhnte auf.
    «Schaut euch Keith an, er wird schon ganz aufgeregt.»
    Keith hätte auf dem Totenbett liegen können, so leidenschaftslos war seine Miene. Der Mann, den Jury für Cripps hielt, hatte ein breites, eingefallenes Gesicht, als wäre ihm ein Auto reingefahren. Er rollte seine Zigarre im Mund und starrte auf einen Bogen Millimeterpapier. Alle hatten solche Bögen vor sich; der ganze Tisch war damit bedeckt. Der Dicke hatte jedoch einen sehr viel größeren und mehrfach gefalteten. Das Spiel schien eher etwas zum Zuschauen zu sein, nach dem Verhalten der Leute zu urteilen, die mit einem Bier in der Hand an den Tisch traten, einen Augenblick lang darauf starrten und dann wieder weggingen.
    Einer von ihnen sagte: «Wir sind den Gang entlanggegangen und haben nach einem versteckten Eingang in der nördlichen Mauer gesucht.» Dieser Beitrag kam von dem bärtigen jungen Mann, der Cyril Macenery sein mußte.
    «Gut, ihr findet eine Tür», sagte der Dicke.
    «Wir horchen», setzte Macenery hinzu.
    Der Dicke würfelte wieder. «Ihr hört ein Schnauben und ein Stampfen.»
    «Gorgon versucht, das Schloß aufzubrechen», sagte Ash Cripps mit einem selbstgefälligen Lächeln.
    «Nein, falsch», erwiderte der Dicke und würfelte weiter.
    «Wir treten ein», sagte Macenery.
    Die andern schwiegen und blickten Macenery an, der ihnen anscheinend aus der Klemme helfen sollte. Er sagte: «Manticore benutzt einen Schild aus Silber, um die Strahlen der Sonne aufzufangen. Der Schild wird zu einem Flammenwerfer gegen die Hengste –»
    «Polizei», sagte Jury und warf seinen Ausweis auf die Blätter, wie ein Spieler, der seinen Einsatz erhöht.
    Ihre Reaktion wirkte wie eingeübt. Alle blickten auf Ash Cripps, der die Achseln zuckte, den Bleistift auf den Tisch warf und seinen Mantel von der Stuhllehne ziehen wollte.
    «Nicht Sie, Mr. Cripps.» Jury nickte in Macenerys Richtung. «Sie.»
    Die Verblüffung auf ihren Gesichtern ließ Cripps’ Gesicht aufleuchten wie ein neuer Tag. «Nicht ich?» Er blickte zu Cyril hinüber. «Was hast denn du ausgefressen, Cy?»
    «Mit Ihnen würde ich mich gerne später unterhalten, Mr. Cripps. Einstweilen können Sie gehen.» Damit war auch Ash der Tag verdorben. «Ich komme gerade von Ihrer Frau», sagte Jury.
    «Vom Elefanten? Hat ein großes Maul, die Alte. Zum Teufel mit der ganzen Blase.» Er leerte sein Glas und verschwand.
     
     
     
    « Es dreht sich um Katie , nicht?» fragte Cyril Macenery, als

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