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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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will.»
    «Denken Sie an Ramona Wey?» Sie legte den Kopf zurück, ohne sich dazu zu äußern. «Ihr verstorbener Gatte hatte geschäftlich mit ihr zu tun, nicht?» Sie nickte. «Es ging um alten Schmuck.» Sie nickte wieder; irgendwie hatte er das unangenehme Gefühl, sie könne seine Gedanken lesen. «Lady Kennington, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir etwas über den Diebstahl dieses Smaragdcolliers erzählen könnten.»
    Das schien sie zu überraschen. «Was hat denn das mit dieser Sache zu tun?»
    «Wie Sie wissen, wurde Trevor Tree, kurz nachdem die Polizei ihn wieder auf freien Fuß gesetzt hatte, von einem Auto überfahren. Das Collier ist nie wieder aufgetaucht. Es muß aber irgendwo sein.»
    Sie griff sich an die Kehle, wie im Reflex auf die Erwähnung des Colliers. «Ja, das muß es wohl. John ließ sich zu allem möglichen hinreißen, wenn es um Schmuck ging. Er war richtig besessen davon. Er hat eine Hypothek nach der andern aufgenommen, um seiner Leidenschaft frönen zu können. Eigentlich sollte man annehmen, er wäre so schlau gewesen, das Collier versichern zu lassen. Aber er meinte, Versicherungen für Schmuck seien unzahlbar. Ist das nicht absurd? Ich glaube, John – mein Mann – war so etwas wie ein Spieler. Selbstzerstörerisch.»
    «Und Sie müssen nun verkaufen, um seine Schulden zu begleichen. Trotzdem sind Sie nicht verbittert –»
    Sie sah so verständnislos drein, als wüßte sie nicht, was das Wort bedeutet. «Ich hätte sowieso verkauft. Ich hätte das schon längst tun sollen.» Sie wandte den Blick ab. «Mir lag nie viel an Schmuck.»
    Eine Meisterin des Understatements, dachte er; sie sprach von dem Smaragd, als käme er aus dem Warenhaus. «Es soll aber ein ziemlich seltenes Exemplar sein, ägyptisch.»
    «Ja. John interessierte sich besonders für ägyptische Sachen. In den Stein ist eine Krähe eingraviert und darunter eine Krabbe oder etwas Ähnliches. Sie sollten einen schützen vor ‹Unannehmlichkeiten, Alpträumen und Dummheit›.» Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. «Sie haben es aber nicht getan. Ich bin immer noch nicht schlauer geworden. Und meine Träume –» sie verschränkte die Hände hinter dem Kopf und sah weg – «sind noch genauso schlimm.»
    «Wurde der Kasten, in dem Lord Kennington seinen Schmuck aufbewahrte, ebenfalls verkauft?»
    «Nein. Er ist nebenan.» Er folgte ihr zu der Tür auf der andern Seite.
    Die Ausmaße sowie die gähnende Leere des Raums, in den sie ihn führte, versetzten Jury einen Schock. Auch hier war kein einziges Möbelstück vorhanden. Es mußte einst das Speisezimmer gewesen sein. Am Ende führte eine ganze Phalanx von Flügeltüren auf den Hof hinaus und gestattete dem Besucher, die Trauernde aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Sie waren inzwischen in einem andern Flügel des Gebäudes angelangt, demjenigen mit dem Säulengang. Er hatte das Gefühl, durch dicke, runde Stäbe auf die Statue zu blicken. Bis auf die schweren, grünen Vorhänge an den Fenstern und den Schaukasten mit dem Glasdeckel, der in eine Ecke neben den marmornen Kamin geschoben worden war, war der Raum leer. Der seltsame Rundgang – mit der Statue als einzigem Orientierungspunkt – hatte Jury durcheinandergebracht. Er beugte sich über den Schaukasten und fragte: «Fanden Sie Trevor Tree sympathisch?» Er blickte zu ihr auf.
    «Ich hatte nichts gegen ihn. Allerdings war ich selten mit ihm zusammen. Wir standen uns nicht sehr nahe.» Er glaubte einen Anflug von Ärger herauszuhören. Vielleicht antwortete sie aber auch nur mit leisem Humor auf seine unausgesprochene Frage.
    «Was ist in jener Nacht passiert, Lady Kennington?»
    Wieder dieses flüchtige Lächeln. «Ich möchte lieber nicht so genannt werden. Jenny Kennington genügt. John hat auch nur den Familiennamen geführt. Er fand das praktischer. In mancher Hinsicht war er wirklich sehr vernünftig. Ich glaube, ich habe mich als Lady nicht gerade bewährt.»
    Jury sah sie an. «Ich könnte mir vorstellen, daß Sie Ihre Rolle recht gut gespielt haben. Erzählen Sie, was in der Nacht passiert ist, als das Collier gestohlen wurde.»
    Sie erzählte ihm dieselbe Geschichte, die er schon von Carstairs gehört hatte. «Als wir entdeckten, daß Trevor verschwunden war, wußten wir natürlich Bescheid. Wir hätten es gar nicht so schnell bemerkt, wenn unsere Köchin nicht so früh aufgestanden wäre.»
    «Ich verstehe. Es sind doch noch ein paar andere Schmuckstücke verschwunden in der Zeit,

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