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Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd

Titel: Inspektor Jury sucht den Kennington-Smaragd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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einem Wust von Details, Jury. Das war schon immer so.»
    «Dabei haben Sie mir immer vorgeworfen, ich würde mich über zu viele Details hinwegsetzen.»
    «Das auch», sagte Racer, ohne zu zögern. Hätte Moses eines der zehn Gebote zurückgenommen, wenn Gott der Herr mit einem elften angekommen wäre, das die ersten zehn in Frage gestellt hätte? Er blickte von dem Plan auf. «Sie lassen also die Polizei von Hertfordshire jeden Stein und jeden Zweig in diesem gottverlassenen Wald umdrehen, da vielleicht das Collier darunter zum Vorschein kommen könnte.» Racer schob Cyril, den Kater, von seinem Schreibtisch. Er war eines Tages in den Korridoren von Scotland Yard gesichtet worden; niemand wußte, wie er hereingekommen war, aber offenbar war er in der Absicht gekommen, etwas zu melden. Jury war überzeugt, daß der Kater seine Gründe hatte, sich Chief Superintendent Racer anzuschließen – vielleicht gefiel es ihm, daß Racer ihn nicht ausstehen konnte. Er setzte sich mit Vorliebe auf Racers Schreibtisch, den Schwanz dekorativ um die Pfoten gelegt, als wäre er Teil einer Schreibtischgarnitur.
    Diese Stellung nahm er auch auf der Erde wieder ein, aber er lauerte auf eine günstige Gelegenheit, den alten Platz zurückzuerobern.
    «Dieses Collier», sagte Jury, «ist eine Sache. Sie suchen außerdem nach Hinweisen, die uns im Fall Cora Binns weiterhelfen sollen. Was hätte ich denn Ihrer Meinung nach tun sollen, Sir?»
    Anscheinend hatte Racer auf dieses Stichwort nur gewartet. «Was Sie meiner Meinung nach hätten tun sollen?» Er lächelte andeutungsweise und erhob sich von seinem Schreibtisch, um im Zimmer auf und ab zu gehen. «Ich fasse zusammen: Folgendes liegt vor – erstens ein Packen anonymer Briefe; zweitens ein Mädchen, dem in einer Underground-Station der Schädel eingeschlagen wurde; drittens eine weitere Frau, deren Leiche in einem Wald etwas außerhalb dieses Kaffs gefunden wurde; viertens ein Collier, mit dem man einen König freikaufen könnte und das vor einem Jahr von irgendeinem Amateurdieb geklaut wurde.»
    «Ich würde Trevor Tree nicht gerade als Amateur bezeichnen.»
    Racer überging diesen Einwand. «Und fünftens dieser verdammte Wisch, ein Plan, der für irgendein blödsinniges Spiel benutzt wird. Wir haben es also mit völlig disparaten Elementen zu tun.» Racer war hinter Jurys Stuhl getreten. Cyril zuckte mit den Ohren, als wolle er Jury warnen.
    «Völlig disparate Elemente», wiederholte er, zufrieden mit seiner Formulierung. «Und Sie haben einfach alles aneinandergereiht, Jury, und zweifeln überhaupt nicht daran, daß es auch zusammengehört, stimmt’s? Aber …»
    Wollte Racer das Ganze wieder von vorne aufrollen? Anscheinend.
    «… wenn es nun nicht zusammengehört? Wäre es nicht auch möglich, daß der Fall O’Brien überhaupt nichts mit dem Rest zu tun hat?»
    «Es besteht aber ein Zusammenhang. Und das Mädchen ist ein Glied in der Kette.» Jury wiederholte gelangweilt dieses Glaubensbekenntnis. Racer in seinem Büro aufzusuchen war wie in einen Beichtstuhl zu treten, hinter dessen Gitter ein verrückter Priester hockt. Jury beobachtete Cyril, der seinen nächsten Angriff auf den Schreibtisch vorbereitete. Er schlich gerade um die Kante, und während Racer sich über die disparaten Elemente ausließ, landete er mit seinen vier Pfoten auf der Schreibtischplatte und begann sich zu putzen.
    «Und was sagen die Mediziner?» Racer war wieder an seinen Schreibtisch getreten und hielt den Plan hoch.
    «Gar nichts, bis jetzt. Der Bericht steht noch aus.»
    Racer schubste Cyril wieder vom Tisch und schaltete die Gegensprechanlage ein. Er fragte Fiona Clingmore, ob der Bericht über den Fall Littlebourne eingetroffen sei. «Dann setzen Sie sich mal gefälligst in Bewegung, Mädchen.»
    Fiona trat ein, ohne sich im geringsten zu beeilen. Sie ließ eine Kaugummiblase platzen, während sie ihrem Chef die Unterlagen hinschob und Jury mit einem Tausend-Watt-Lächeln bedachte. Sie trug ein langärmeliges, hochgeschlossenes schwarzes Kleid, das über dem Busen spannte. Zusammengehalten wurde es von unzähligen kleinen schwarzen Knöpfen mit den dazugehörigen kleinen Schlaufen. Es gab aber auch ein paar Lücken; zwei oder drei Knöpfe hatten sich aus den Schlaufen befreit und enthüllten etwas schwarze Spitze. Jury sah zu, wie Racers Blick über die Knopfreihe wanderte. Dann schob er die Unterlagen zu Jury hinüber. «Nichts, was wir nicht schon wußten. Und wenn Sie beide sich genügend

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