Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden

Titel: Inspektor Morse 07 - Huete Dich vor Maskeraden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
Vom Netzwerk:
Freund und Kollege SERGEANT LEWIS und versuchten, den berühmten zu lösen...

Kapitel Vierzehn

DONNERSTAG, 2. JANUAR

    «Ist dort jemand?» sagte er.
    Walter De La Mare, Die Lauschenden

    Falls der Mörder, wie es jetzt beinahe wahrscheinlich schien, unter den anderen Gästen in der Dependance zu suchen war, dann war es höchste Zeit, sich mit den Palmers und den Smiths, die die Zimmer Nummer eins beziehungsweise Nummer zwei bewohnt hatten, näher zu beschäftigen. Lewis holte sich als erstes die jeweiligen Anmeldeformulare; sie waren beide ordentlich und vollständig ausgefüllt und wirkten auf den ersten Blick völlig unverdächtig.
    Die Adresse der Palmers auf dem Anmeldeformular war identisch mit der, die sie bei ihrer Anfrage angegeben hatten. Sie lautete: London W4, 29 A Chiswick Reach. Die Telefonauskunft bestätigte, daß die Adresse existiere, der Anschluß laute auf den Namen P. Palmer (Geschlecht unbekannt). Lewis sah, wie Morse die Augenbrauen hochzog, als sei er über die Information überrascht, und schüttelte innerlich den Kopf. Hatte der Chef etwa im Ernst angenommen, daß es sich bei den Gästen, die sich zu Silvester in der Dependance aufgehalten hatten, nur um Kriminelle handelte? Er wählte die Nummer, die ihm die Auskunft gegeben hatte, doch es ging niemand an den Apparat.
    «Könnten wir nicht die Londoner Kollegen bitten, einmal dort vorbeizugehen?»
    «Das wäre ein bißchen voreilig, Lewis; lassen Sie uns doch eine halbe Stunde oder so abwarten.»
    Lewis nickte und nahm sich das Anmeldeformular der Smiths vor.
    «Wie lautet ihre Adresse?» erkundigte sich Morse.
    «Klingt ziemlich vornehm. Haus Aldbrickham, 22 Spring Street, Gloucester.»
    Diesmal schienen Morses Augenbrauen fast den Haaransatz zu berühren. «Also, das ist ja... geben Sie mal her!»
    Lewis reichte ihm das Formular und sah, wie der Chief Inspector langsam den Kopf schüttelte und sich sein Mund zu einem überraschten Lächeln verzog.
    «Was wollen wir wetten, Lewis, daß es diese Adresse überhaupt nicht gibt? Ich setze mein gesamtes Bankguthaben.»
    «Sie wissen doch, daß ich grundsätzlich nicht wette, Sir», sagte Lewis, eine Spur mißbilligend.
    «Ich habe den Straßennamen gleich wiedererkannt; ich hoffe, Sie auch, Lewis: die Spring Street ist die Straße, wo Jude und Sue Fawley gelebt haben.»
    «Müßte ich die kennen?» fragte Lewis stirnrunzelnd.
    «Aber Lewis, haben Sie nie Jude the Obscure gelesen? Und Aldbrickham ist Hardys Name für Reading, wie Sie sich vielleicht erinnern.»
    «Oh, das hatte ich im Augenblick vergessen», sagte Lewis eilig.
    «Raffiniert», sagte Morse und nickte beinahe anerkennend, so als ob er den literarischen Geschmack von Mr. und Mrs. J. Smith durchaus zu schätzen wisse. «Es ist ja vermutlich sinnlos, aber wir sollten nichts unversucht lassen...»
    Lewis hörte, wie das Fräulein vom Amt einen tiefen Seufzer ausstieß, als er sie bat, doch bitte nachzusehen, ob es in Gloucester einen Teilnehmer namens Smith, J. gebe, Adresse: 22 Spring Street... Es dauerte eine Weile, bis sie, wiederum seufzend, mitteilte, daß sie einen Teilnehmer dieses Namens unter der angegebenen Adresse nicht finden könne. Kein Wunder, dachte Lewis. Ein weiterer Anruf bei der Polizei in Gloucester brachte die erwartete Auskunft, daß eine Straße mit Namen Spring Street in der Stadt nicht existiere.
    Lewis versuchte erneut, die Palmers zu erreichen, aber wieder hob niemand ab.
    «Vielleicht sollten wir uns zur Abwechslung doch mal mit diesem alten Mädchen, dieser Doris Arkwright, beschäftigen», schlug Morse mit einem Anflug von Galgenhumor vor. «Wer weiß, vielleicht erleben wir eine Überraschung, und sie ist auch nicht echt.»

    In diesem Moment klopfte es an die Tür, und ein Bote brachte den Bericht des Pathologen. Er war, offenbar von ihm selber, mehr schlecht als recht getippt und fugte dem, was Morse bereits wußte, wenig hinzu: Alter zwischen fünfunddreißig und vierzig Jahren, Größe fünf Fuß achteinhalb Zoll («Er muß über Nacht einen Zoll gewachsen sein», bemerkte Morse frivol). In der ausgedehnten Gesichtswunde waren weder Holz- noch Glas-, noch Stahlsplitter gefunden worden, die Verletzung war aller Wahrscheinlichkeit durch einen einzigen kräftigen Schlag verursacht. Die Zähne des Toten waren für einen Mann seines Alters in ungewöhnlich guter Verfassung — nur drei Zähne im linken Ober- und Unterkiefer wiesen eine Füllung auf, eine stammte offenbar aus

Weitere Kostenlose Bücher