Inspiration – Du sollst mein sein!
belästigen. Belassen wir’s einfach dabei … er ist jetzt weg und kommt nie mehr wieder. Alles andere ist doch völlig unwichtig.«
Bellinda zögerte kurz, schob dann die Kissen und Decken auf dem Sofa zusammen und setzte sich in die frei geräumte Ecke. »Du hast recht. Ich war zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt, sonst hätte ich längst gemerkt, dass mit dir irgendwas nicht stimmt. Tut mir wirklich leid. Eine echte Freundin sollte so etwas nicht übersehen.« Sie beugte sich nach vorn und umarmte Elli fest.
»Jedenfalls sind meine Probleme genauso echt wie deine, aber ich werde sie wohl nicht so leicht wieder los. Gestern am späten Abend waren zwei Detectives von der Mordkommission bei mir. Offenbar hat sich irgendein Wahnsinniger in den Kopf gesetzt, meine Drehbücher in die Tat umzusetzen. Erinnerst du dich an diese Senatorentochter, von der neulich etwas in der Zeitung stand? Diese Geraldine Wheeler?«
Elli bekam große Augen. »Du meinst doch nicht etwa … klar erinnere ich mich. Ich war am Tatort und hab sie auch obduziert. Ich war sogar diejenige, die das Mädchen als Erste erkannt hat. Und was hat das mit deinen Drehbüchern zu tun? Du schreibst doch für Vormittagsserien. Da bringt doch keiner den anderen um.«
Bellinda war plötzlich unendlich erschöpft. Müde rieb sich über die Stirn. »Tja, es geht nicht um die Drehbücher, die ich im Moment schreibe. Irgendein Verrückter hat sich die Skripte beschafft, die ich ganz am Anfang geschrieben habe. Kurze Szenenausschnitte, die im Nachtprogramm gezeigt wurden. Lauter gruseliges und brutales Zeug. Es waren insgesamt sieben Szenen, eine grausamer als die andere.«
Bellinda holte tief Luft. Sie zitterte. Ihre Stimme klang gepresst von unterdrückten Tränen, die langsam aber sicher nach draußen drängten. »Ich bin nicht gerade stolz drauf, so etwas geschrieben zu haben. Jedenfalls stellt dieser Irre die Szenen offenbar nach und führt die Sache dann noch weiter bis zum Schluss. Du weißt ja, solche Trailer enden immer irgendwo in der Mitte. Da, wo man sich das Ende mit ein wenig Phantasie selbst ausmalen kann. Und der Typ geht den ganzen Weg. Erst klaut er bei mir die Ideen, dann bastelt er sich selbst den Rest zusammen.«
Während des Redens war Bellindas Stimme immer brüchiger geworden. Ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. Sie dachte an die Szenen, die noch in den Drehbüchern schlummerten, und schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht. Elli musste sich anstrengen, um ihre nächsten Worte zu verstehen. »Hoffentlich kriegen sie den Kerl bald. Falls sie das nicht schaffen, dann wird es noch ganz schlimm.«
* * *
Er verfolgte überrascht, wie seine schöne Belle eilig das Haus verließ und mit quietschenden Reifen davonfuhr. Natürlich blieb er trotzdem in ihrer Nähe, nur ein alter Honda und eine große Limousine zwischen sich und seiner Traumfrau. Er wollte keinesfalls riskieren, dass ihm auch nur eine Winzigkeit in ihrem Leben entging. Schließlich hatte er Monate investiert, um wirklich auch das letzte Detail über sie in Erfahrung zu bringen. Er wusste so viel, konnte möglicherweise sogar besser über ihre jüngere Vergangenheit berichten als sie selbst.
Deswegen war er keinesfalls erstaunt, dass sie zu Elli Purcell fuhr, die bereits vor der Haustür auf die schöne Belle wartete. Obwohl sie als Gerichtsmedizinerin eigentlich seine Feindin hätte sein müssen, war er ihr von Herzen zugetan, denn sie war die beste Freundin seiner Königin. Sooft er auch Gespräche zwischen den beiden belauscht hatte, immer wieder war ihm die Liebe und Herzlichkeit aufgefallen, mit der die beiden aneinander hingen. Und da Elli für seine Göttin , seine Inspiration eine so wichtige Rolle spielte, war sie auch für ihn tabu und sogar schützenswert.
Während seine Belle und Elli in ein offenbar sehr ernstes Gespräch vertieft in dem Haus verschwanden, in dem sich die Wohnung von Dr. Purcell befand, parkte er seinen Wagen an einer unauffälligen Stelle und machte sich auf eine längere Wartezeit gefasst. Daher war er völlig verblüfft, als schon wenige Minuten später sowohl seine schöne Belle als auch ihre Freundin wieder auftauchten, wobei es ganz so aussah, als würden sie den großen schlanken Mann, der vor ihnen das Haus verließ, nach draußen eskortieren. Die Gestik des Mannes bestätigte seinen Verdacht, als er sich im Gehen umdrehte und noch irgendetwas sagte, was seiner Belle offenbar so sehr missfiel, dass sie etwas
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