Inspiration – Du sollst mein sein!
richtig. Und nun so eine Schlappe. Er konnte kaum noch atmen vor lauter Wut und Frustration.
Vielleicht war es doch verdammt … verdammt … verdammt dumm gewesen, ausgerechnet sie holen zu wollen.
Verdammt dumm…
11
Während Elli den Leichnam eines sechsundachtzigjährigen Mannes obduzierte, der ganz offensichtlich einem schweren, aber simplen Herzinfarkt erlegen war, wanderten ihre Gedanken zurück zu den Ereignissen der letzten Tage.
Wer hätte gedacht, dass sie ein Wiedersehen mit ihrem Exmann derart aus der Fassung bringen würde? Vor allem nach all der vergangenen Zeit. Sie selbst hätte nie vermutet, dass noch so viele unterdrückte Gefühle in ihr schlummerten, nachdem es so lange keinen Kontakt mehr zwischen ihnen gegeben hatte.
Okay, sie war in Alex völlig vernarrt gewesen bis zur Hochzeit. Selbst danach, als ihr seine Eskapaden bewusst wurden, war sie ihm verfallen, kaum fähig zu einem vernünftigen Gedanken, nur bestrebt, ihm alles recht zu machen, ihn bei sich zu behalten. Hatte die Augen fest verschlossen vor seinen Seitensprüngen, obwohl sie innerlich daran fast zugrunde gegangen war. Zumindest, solange sie nicht mit eigenen Augen sehen musste, dass er sie betrog. Doch dieser Tag kam unausweichlich. Es war der viel zitierte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Die Trennung von ihm war schwer, aber für Elli eine Notwendigkeit. Die Scheidung dann eine Formalität. Der innere Kampf, den sie Tag für Tag und Nacht für Nacht mit ihren immer noch vorhandenen Gefühlen ausfocht, war höllisch gewesen, doch auch diese Zeit hatte sie mit Bellindas Hilfe überstanden.
Merkwürdig, zweimal hatte er sie in den Jahren seit ihrer Trennung aufgesucht. Das erste Mal nur kurz, Elli hatte ihn vor ihrem Haus auf der Straße getroffen und keine Anstalten gemacht, ihn hereinzubitten. Er hatte damals offenbar deutlich erkannt, dass er bei ihr nicht mehr weiterkommen würde, und sich schnell verabschiedet. Beim zweiten Mal war er stark angetrunken und in einer ziemlich überschwenglichen Stimmung gewesen. Elli war zum Glück nicht allein, als er vor ihrer Tür stand, sondern in Bellindas Begleitung. Da er mit Bellinda sowieso nie besonders gut ausgekommen war, verschwand er nach einer kurzen Unterhaltung wieder.
Dieses Mal allerdings war er hilfesuchend zu ihr gekommen, und obwohl sie ihm für ein paar Tage einen Unterschlupf gewährt hatte, quälte sie nun ein schlechtes Gewissen. Dieser Mann war einmal der wichtigste Mensch in ihrem Leben! Wäre es dann nicht richtig, ihm weiter unter die Arme zu greifen? Ihm zumindest …
Nein! Energisch rief sich Elli gedanklich zur Ordnung. Zu nichts war sie ihm gegenüber verpflichtet. Was auch immer er aus seinem Leben gemacht hatte, war nicht mehr ihre Sache, sondern nur seine. Auch seine Probleme waren selbst verschuldet. Sie musste endlich damit aufhören, sich immer wieder für ihn verantwortlich zu fühlen. Alex Duchinski war nicht mehr ihre Baustelle. Er hatte in ihrer Nähe nichts mehr verloren, und es war richtig gewesen, ihn aus ihrem geordneten Leben so schnell wie möglich wieder zu entfernen.
* * *
Alex Duchinski war nahe daran, zu verzweifeln. Er war so gut wie pleite, hatte keine Bleibe und einen von zu viel Alkohol dröhnenden Kopf. Seine Zunge schien irgendwie nicht zu seinem Mund zu gehören. Sie kam ihm vor wie ein fauliger, aufgequollener, pelziger Fremdkörper. All das ließ ihn sein gestriges Saufgelage verfluchen und fast an seinem Selbstekel ersticken.
Auch wenn er sich wirklich anstrengte, er konnte Elli den Rauswurf nicht verübeln. Eigentlich wunderte es ihn nur, dass sie so lange damit gewartet hatte. Trübsinnig starrte er auf das schmutzige Pflaster des Gehwegs zu seinen Füßen. Es war sinnlos, hier auf diesem kleinen Mauervorsprung zu sitzen und darauf zu warten, dass eine gute Fee auftauchte, ihm die obligatorischen drei Wünsche gewährte und ihm damit für alle Zeiten Gesundheit, Glück und Wohlstand brachte. Für ihn gab es keine guten Feen mehr. Er hatte sein Wunschkontingent schon lange aufgebraucht.
Alex hob den Kopf und betrachtete seine Umgebung. Nicht allzu weit entfernt leuchtete das Schild einer Bar, die anscheinend noch geöffnet hatte. Seufzend erhob er sich. Der Alkohol hatte ihm ohnehin schon Scherereien gemacht, also konnte er ihm jetzt auch helfen, die Nacht zu überstehen. Und diesen verfluchten Geschmack aus seinem Mund zu vertreiben.
Er griff nach seiner abgewetzten Reisetasche und machte sich auf den
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