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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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noch mehr irritierte. Ich widerstand dem Drang, nach Dougie zu rufen, fragte mich aber, was er wohl sagen würde, wenn er mich morgens um sechs in seinem Haus herumschleichen sah. Ich ging zu der Zimmertür und stieß sie leise auf.
    Zuerst vernahm ich das Geräusch des Fernsehers, und als ich die Tür schloss, sah ich, dass gerade die Sky News liefen. Das Zimmer war verlassen, roch aber nach Rauch, und auf dem Couchtisch zwischen zwei klassischen Ledersofas stand ein überquellender Aschenbecher, was mich ebenfalls irritierte. Als ich in seine Abteilung kam, hatte Dougie zwar noch geraucht, doch soweit ich mich erinnerte, hatte er es bald danach aufgegeben.
    Ich näherte mich dem Fernseher, auf dessen großem Vierzig-Zoll-Bildschirm ein müde aussehender Reporter in die Kamera sprach. Er stand vor der noch immer mit gelbschwarzem Flatterband abgesperrten Stelle, an der Andrew Kent entführt worden war. Hinter ihm liefen ein paar Beamte von der Spurensicherung in weißen Overalls durchs Bild, und etwas seitlich hielt ein uniformierter Polizist Wache. Das Ganze sah nicht aus, als wären hektische Ermittlungen im Gange.
    Auch der Reporter hatte nichts Bedeutendes mitzuteilen, sondern betete nur die Ereignisse des gestrigen Tages herunter. Immerhin erfuhr ich, dass der angeschossene Polizist im Krankenhaus operiert worden und sein Zustand stabil war. Zum Glück hatte ihn Haddock nicht lebensgefährlich verletzt. Für den Reporter war die große Neuigkeit die Identität des Entführungsopfers, und dass es kurz zuvor der dem Night Creeper zugeschriebenen Morde angeklagt worden war. Die Polizei, so sagte der Reporter, rätsele noch immer über das Motiv der Entführung. Dann wiederholte er das übliche Geschwafel von der auf vollen Touren laufenden Großfahndung und den zahlreichen Spuren, die man dabei verfolge, was sich anhörte, als hätte niemand auch nur die leiseste Ahnung, warum das Opfer entführt worden war und wo es im Moment steckte. Der Reporter beendete seinen Bericht mit der Ankündigung, die Polizei würde um zehn Uhr eine Pressekonferenz abhalten.
    Der Sender schaltete zurück ins Studio, wo eine makellos geschminkte Moderatorin zur nächsten Nachricht überleitete, einem Brand in einem verlassenen Hotel in Hertfordshire, aus dessen Ruine zwei Todesopfer geborgen worden waren. Dazu zeigten sie Bilder des verkohlten Schutthaufens, vor dem einige Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr parkten. Teile des Schuppens, in dem ich Haddocks Leiche entdeckt hatte, standen noch, und ich konnte sogar den Stromgenerator erkennen, der aus den Überresten des Gemäuers ragte. Ich nahm an, dass einer der bisher entdeckten Toten Haddock sein musste, bezweifelte aber, dass viel von ihm übrig geblieben war. Die Nachrichtensprecherin erklärte, man gehe von Brandstiftung aus, und zitierte den Chef der Hertfordshirer Feuerwehr, der weitere Todesopfer im Innern des Hotels vermutete. Es überraschte mich nicht, dass man bislang noch keine Verbindung zwischen den beiden Ereignissen gezogen hatte, aber früher oder später würden die Toten anhand von DNA-Proben oder Gebissabdrücken identifiziert werden, und das Ganze würde sich zu einer Sensationsstory entwickeln, die Medien und Polizei gleichermaßen frenetisch nach Motiven suchen lassen würde. Im Augenblick allerdings war ich ihnen einige Schritte voraus.
    Plötzlich blieb ich wie angewurzelt stehen. Die Tür hinter mir war aufgegangen, und ich hörte ein Geräusch, das mir seit meiner Schießausbildung nur allzu vertraut war.
    Das metallische Klicken eines Hahns, der gespannt wurde.

SECHSUNDVIERZIG
    Es war sieben Uhr morgens, und als Tina ihren Mietwagen auf dem Privatparkplatz vor Anthony Gores beeindruckendem, viergeschossigem Townhaus in Notting Hill parkte, überkam sie plötzlich doch ein mulmiges Gefühl. Die ganze Fahrt über hatte Grier ständig gefragt, ob sie sich ihrer Sache auch sicher sei und das Richtige tue. Dabei hatte er vorgeschlagen, sich zuerst eine Genehmigung von höherer Stelle einzuholen, ehe sie sich mit dem Innenminister anlegten und ihn des Mordes bezichtigten. Tina hielt ihm allerdings zugute, dass er sich nicht geweigert hatte mitzukommen. »Wenn alles schiefläuft, sage ich, ich hätte dich gezwungen, mich zu begleiten«, hatte sie versucht, ihn zu besänftigen.
    Doch als sie nun aus dem Wagen stiegen, wirkte Grier blass und verunsichert. »Verdammt, das ist der Innenminister, Ma’am«, wiederholte er zum x-ten Mal und klang jetzt

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