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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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einigermaßen verängstigt. »Die Idee, ihn rauszuklingeln, gefällt mir ganz und gar nicht.«
    Doch es war zu spät, und einmal mehr versicherte Tina ihm, dass sie wisse, was sie tue. »Überlass das Reden mir«, sagte sie, ging zum Eingang und schlug mit dem bronzenen Klopfer hart gegen die Tür. »Du gibst mir nur Rückendeckung und versuchst, so hart wie möglich auszusehen.«
    Er murmelte etwas, das sie nicht verstand, und dann hörte sie auch schon Schritte im Innern.
    »Wer ist da?« Tina erkannte die Stimme aus dem Fernsehen, sie gehörte Gore.
    »Polizei, Mr. Gore«, antwortete sie entschlossen und hielt ihren Dienstausweis vor den Spion, der sich in der Mitte der imposanten Eichentür befand. Grier folgte ihrem Beispiel.
    Sie vernahmen das Geräusch sich öffnender Schlösser, dann ging die Tür einen spaltbreit auf, und ein verärgert wirkender Anthony Gore sah sie über die Sicherheitskette hinweg an. Er trug einen grauseidenen Morgenmantel, und seine normalerweise bis zum Kragen reichende Silbermähne war völlig durcheinander. Dennoch wirkte er gepflegt, gut genährt und erfolgsverwöhnt, als hätte er niemals in seinem Leben für irgendetwas kämpfen müssen. Sofort nahm Tinas Antipathie um mehrere Grade zu.
    »Wir haben Samstagmorgen, sieben Uhr. Ich hoffe für Sie, es ist etwas Wichtiges«, sagte er und nahm ausführlich die Dienstausweise in Augenschein. Schließlich ließ er sie ein.
    »Das ist es«, sagte Tina, entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen, obwohl sie Gores Charisma spürte, das wahre Macht ausstrahlte.
    Auch wenn es ihr schwerfiel, es sich einzugestehen, sie begriff gut, weshalb eine attraktive Frau wie Roisín, die über fünfundzwanzig Jahre jünger war als er, sich in ihn verlieben konnte.
    Sie folgten ihm einen langen Flur hinunter in sein Arbeitszimmer, das geschmackssicher in Mahagoni und Leder gehalten war. Deckenhohe Bücherschränke rahmten zwei der Wände ein. Die dritte Wand wurde von einer doppelflügeligen Glastür beherrscht, durch die man einen herrlichen Blick in den Garten hatte, der am Ende von einer Mauer begrenzt wurde. Gore setzte sich hinter einen einschüchternden Schreibtisch, so dass er sofort den Eindruck vermittelte, das Heft in der Hand zu haben. Huldvoll bedeutete er ihnen, gegenüber Platz zu nehmen.
    Während sie sich setzte, bemerkte Tina durch einen Seitenblick, wie Grier sich unter Gores finsterem, anwaltlichem Blick förmlich wand.
    »Ich bin DI Tina Boyd und das ist …«
    »Ich weiß, wer Sie sind, Miss Boyd. Für eine Polizeibeamtin sind sie auffällig bekannt, was nicht notwendigerweise eine positive Eigenschaft ist. Was also kann ich für Sie tun?«
    »Wir ermitteln im Mordfall Roisín O’Neill«, eröffnete sie ihm und bemühte sich, so unbeeindruckt wie möglich zu wirken.
    »Ich dachte, dafür sei bereits jemand unter Anklage gestellt«, erwiderte er prompt und ohne Anzeichen von Nervosität. »Der Mann, der gestern Abend aus Polizeigewahrsam entführt worden ist.«
    »Neue Erkenntnisse legen den Schluss nahe, dass er Roisín nicht umgebracht hat«, entgegnete Tina kühl, und diesmal war sie sich sicher, das erste nervöse Zucken in seinem Gesicht wahrgenommen zu haben.
    »Tatsächlich? Das ist ja interessant.«
    Es entstand eine kleine Pause. Tina spürte, dass sie aufs Ganze gehen musste. Es gab keine Alternative.
    »Ich glaube, Sie hatten zum Zeitpunkt ihres Todes eine Affäre mit Roisín O’Neill.«
    Er gab sich allergrößte Mühe, schockiert zu wirken. »Wie können Sie es wagen, mich einer Affäre zu bezichtigen, mit jemandem, den ich nicht einmal kannte.«
    Doch Tina merkte, dass er Theater spielte. »Lügen Sie uns nicht an, Mr. Gore. Wir haben die Telefonunterlagen ihres Handys und eines Handys, das von diesem Haus aus kurz vor dem Mord mehrfach dazu benutzt wurde, mit ihr zu telefonieren. Tatsächlich sogar noch am Tag vor ihrem Tod. Nur weil Sie sich des Handys nach ihrem Tod entledigt haben und es nie auf Ihren Namen registriert wurde, heißt das nicht, dass wir es nicht zu Ihnen zurückverfolgen können.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Sie haben den Nerv, hierherzukommen und mir unbegründete und absolut unwahre Vorwürfe zu machen, die ich nicht bereit bin zu dulden. Vielleicht sind Ihnen die Lobhudeleien und schlagzeilenträchtigen Erfolge zu Kopf gestiegen, Miss Boyd, und in der Tat wäre ich bereit, wenn Sie Ihre lächerlichen Behauptungen zurücknehmen und umgehend mein Haus verlassen, ein Auge

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