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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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erwartet.
    »Du hast es bestimmt in den Nachrichten gesehen. Die Night-Creeper-Entführung. Er war unser Hauptverdächtiger. Das hast du doch mitbekommen, oder?«
    Er sicherte den Revolver und steckte ihn hinten in den Bund seiner Jeans. Dann zog er ein zerknautschtes Päckchen Marlboro aus der Tasche und zündete sich eine an.
    »Tut mir leid, dass ich dir im Augenblick nicht weiterhelfen kann, vielleicht unterhalten wir uns später.« Er ging an mir vorbei, nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. »Es eilt.«
    Ich bemerkte, dass ihm der Schweiß auf der Stirn stand und seine Bewegungen steif und hektisch wirkten.
    »Trägst du neuerdings immer eine Waffe mit dir herum, wenn du zum Dienst fährst? Ich dachte, ein DCI braucht solchen Kinderkram nicht mehr.«
    »Ich wollte sie ja nicht mitnehmen. Aber ich musste dich für einen Einbrecher halten.«
    »Ich wusste nicht einmal, dass du eine Waffe besitzt.«
    »Und ich hoffe, du erzählst es auch nicht weiter. Sie ist illegal. In letzter Zeit hatten wir hier eine Menge Einbrüche«, fügte er hinzu, als ob damit erklärt wäre, warum er mit einer illegalen Waffe durchs Haus lief, die er nie abfeuern würde. »Tut mir leid, dass ich dich bedroht habe, aber wenn du einfach so herumschleichst …«
    Während er sprach, vermied er es, mir in die Augen zu sehen. Das passte ganz und gar nicht zu seiner Art. Hier stimmte etwas nicht.
    »Ich bin nicht hereingeschlichen. Ich bin hierhergekommen, weil ich Hilfe brauchte. Und immer noch brauche. Und weil es mit deinem Fall zu tun hat«, fügte ich hinzu, weil ich nicht wusste, wie ich sonst seine Aufmerksamkeit gewinnen sollte.
    »Wenn ich kann, helfe ich dir später, aber jetzt muss ich dringend los. Wir haben eine Pressekonferenz.« Er machte ein paar Schritte Richtung Tür.
    »Die Pressekonferenz ist um zehn – das haben sie eben bekanntgegeben. Das ist erst in drei Stunden.«
    »Davor gibt es noch einiges zu besprechen.«
    Doch ich rührte mich nicht von der Stelle. »Das finde ich merkwürdig. Da komme ich grün und blau geschlagen in dein Haus geschlichen und eröffne dir, dass ich wichtige Informationen habe, die den größten Fall deiner Karriere betreffen, und du tust so, als sei dir das scheißegal. Weißt du, was mir das sagt?«
    Er blieb direkt vor mir stehen, seine Kiefer mahlten, seine Augen waren weit aufgerissen, und sein ganzer Körper vibrierte vor nervöser Anspannung. »Wir reden später, okay?«
    Meine Faust traf ihn – und mich – völlig unvorbereitet. Und obwohl meine Kraftreserven aufgezehrt waren, ging Dougie MacLeod zu Boden wie ein nasser Sack. Sofort war ich über ihm, riss ihn auf den Bauch, stieß ihm das Knie in den Rücken und griff nach seinem Revolver. Ich riss ihn wieder herum, drückte ihm den Lauf an die Schläfe und spannte den Hahn.
    »Rede! Sag mir alles, was du über diesen Fall weißt, denn etwas weißt du. Das merke ich. Rede, oder ich knall dich hier und jetzt ab. Ich schwör’s dir.«
    Ich hätte es nie getan, weil ich es nicht fertiggebracht hätte. Selbst diese Attacke auf den Mann, der einmal mein Freund gewesen war und der meine Karriere gerettet hatte, als er mich ohne weiteres hätte fallenlassen können, tat mir in der Seele weh. Ich hasste mich dafür. Aber ich musste herauskriegen, was ihn so beschäftigte, dass er morgens um sechs mit einer Knarre durchs Haus lief. Und es ging nicht, ohne ihn massiv zu bedrohen. Deshalb starrte ich ihn zornig an und presste die Mündung härter gegen seine Schläfe.
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, flüsterte er heiser und sah angstvoll zu mir auf. Seine Nase blutete von meinem Schlag, und sein Gesicht nahm eine ungesunde Farbe an, als müsse er sich jeden Moment übergeben.
    »Ich bin heute Nacht fast draufgegangen, Dougie. Und ich stecke in der Night-Creeper-Entführung mit drin.«
    »Was?«
    »Eine Undercover-Operation, die schiefgelaufen ist. Kent ist tot. Auch alle anderen, die ihn entführt haben. Jemand hat uns eine Falle gestellt. Und ich glaube, das warst du. Jetzt hast du nur noch eine Chance. Rede, oder du bist ein toter Mann. Hast du verstanden?«
    Und da bemerkte ich die Tränen, die ihm übers Gesicht strömten.
    »Die haben Billy«, stöhnte er verzweifelt. »Diese Schweinehunde haben meinen Jungen.«

ACHTUNDVIERZIG
    Ein paar Augenblicke schwiegen alle, dann hörte Tina, wie Gore hinter ihr leise aufstöhnte, sich aber schnell wieder fasste.
    »Ich verabschiede nur meine beiden Besucher, Jane. Warum

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