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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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unüberschaubares Puzzle, für das sich keine augenscheinliche Lösung anbot. Kent hatte Roisíns Alarmanlage installiert, und man konnte fast mit Gewissheit annehmen, dass er ihr nachgestellt hatte, tatsächlich umgebracht hatte er sie allerdings nicht, obwohl er höchstwahrscheinlich der Mörder der vier anderen Frauen war. Wer auch immer Roisín getötet hatte, musste in der Lage gewesen sein, in jener Winternacht in ihre Wohnung einzudringen, ohne den Alarm auszulösen. Und er musste genug über den Modus Operandi des Night Creepers wissen, um ihn imitieren zu können, was ihm immerhin gut genug gelungen war, um die ermittelnden Detectives zu täuschen. Allerdings gab es kein erkennbares Motiv für den Mord an der Managerin. Keine Vergewaltigung und ganz im Stil des Night Creepers auch keinen Raub oder Diebstahl. Aber der Mörder hatte das Gesicht seines Opfers mit dem Hammer zertrümmert, damit es aussah, als wäre es das Werk des Creepers.
    Warum nur? Darauf konnte sich Tina absolut keinen Reim machen.
    Andrew Kent wusste die Antwort, da war sie sich sicher. Bislang hatte er logischerweise nichts dazu gesagt, aber zumindest konnte sie ihm noch einmal auf den Zahn fühlen, ehe er am folgenden Tag den Justizvollzugsbehörden übergeben würde.
    Als sie den Zellentrakt betrat, war der walisische Sergeant, dessen Namen sie sich nie merken konnte, noch immer im Dienst. Er saß bei einer Tasse Tee und las den Daily Express. Er schaute von seiner Zeitung auf und begrüßte sie mit einem Lächeln, das gerade noch als unaufdringlich durchging: »Sie arbeiten ja sogar nachts.«
    »Der Kampf gegen das Böse kennt keine Unterbrechung«, erwiderte Tina mit gespieltem Ernst. Sie tauschten ein paar Nettigkeiten aus, ehe Tina ihm so beiläufig wie möglich sagte, sie müsse noch einmal kurz mit Kent sprechen.
    Der Wachhabende sah sie unsicher an. »Er hat aber nicht wieder nach Ihnen verlangt.«
    »Es hat mit etwas zu tun, weswegen er mich vorhin sprechen wollte.« Sie schenkte ihm ihr freundlichstes Lächeln. »Na kommen Sie, es ist keine große Sache und nichts Offizielles.«
    »Verdammter Sesselfurzer«, dachte Tina, als er sich endlich widerstrebend erhob und sie zu Kents Zelle führte.
    »Wie ist er denn drauf?«, fragte sie laut. Oft lässt sich die Schuld oder Unschuld eines Verdächtigen daran ablesen, wie er sich in der Abgeschiedenheit seiner Zelle verhält. Wut deutet in der Regel auf Schuld oder gespielte Gleichgültigkeit hin, während Resignation oder gar Tränen die Unschuldsvermutung nähren.
    Der Sergeant zuckte gelangweilt mit den Schultern. »Dem geht’s gut. Ist angenehmer als die meisten, die wir sonst hier reinbekommen. Ich habe erst vor ein paar Minuten nach ihm gesehen und ihm ein Glas Wasser gegeben.«
    Er blieb vor der Zellentür stehen und öffnete die Luke. »Sie haben Besuch«, rief er und spähte hinein. »Himmel, wo hat der sich denn verkrochen? Mr. Kent? Besuch für Sie!«
    Da hörte Tina das Geräusch. Ein ersticktes Gurgeln, das aus der Zelle kam. Der Sergeant hatte es auch gehört und langte nach seinen Schlüsseln.
    »Schließen Sie auf, los!«, stieß Tina hervor, und sobald er den Schlüssel herumgedreht hatte, drängte sie sich an ihm vorbei und stürmte in die Zelle, vergaß aber nicht, ihr CS-Gas vom Gürtel zu lösen.
    Doch es war keine Falle. Andrew Kent lag rücklings auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerz. Die Augen schienen aus dem Kopf zu treten, als er Tina bemerkte. Sein Gesicht verfärbte sich dunkelrot, und plötzlich griff er sich an die Kehle. Neben ihm lag ein umgestürzter Plastikbecher.
    »Heiliger Strohsack!«, rief Tina und drehte sich zu dem Sergeant um, der stocksteif dastand und offenbar keine Ahnung hatte, was er tun sollte.
    »Rufen Sie einen Krankenwagen, aber dalli!«, brüllte Tina ihn an. Er lief los wie aufgezogen, während Tina sich zu Kent hinunterbeugte.
    Ehe sie ihn berühren konnte, wälzte er sich herum und wandte sein Gesicht ab. Dann übergab er sich gurgelnd auf den Zellenboden. Sein Körper wurde von Krämpfen geschüttelt und zuckte unkontrolliert. Tina sprang auf und brachte sich in Sicherheit, um nicht von seinen wild um sich schlagenden Armen und Beinen getroffen zu werden. Kent gelang es, sich für einen Moment auf ein Knie aufzustützen, ehe er wieder einen Schwall Erbrochenes ausstieß, der Tina nur knapp verfehlte. Schließlich sank er zu Boden, rollte sich auf den Rücken und blieb bewegungslos liegen. Doch obwohl sein Gesicht noch

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