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Instinkt

Instinkt

Titel: Instinkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
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gut hätte ich versuchen können, eine alte Eiche zu entwurzeln, er schüttelte mich ab, verfehlte meine Nieren und erwischte mich mit einem Schlag der mittlerweile völlig zerstörten Remington auf dem Hintern, wo er keinen vernichtenden Schaden anrichtete.
    »Schluss jetzt, Clarence«, rief Wolfe, immer noch schwer atmend. »Hör auf, er hat genug.«
    Ich rollte mich steif auf den Rücken, jede Bewegung tat mir weh, und mein Brustkorb fühlte sich an, als wären ein paar Rippen gebrochen. »Ich habe nichts getan«, flüsterte ich heiser, jedes Wort tat mir weh. »Ich habe nur gefragt, was wir hier machen.«
    »Du hast eine verfickte Knarre auf mich gerichtet«, herrschte Wolfe mich an.
    »Und du deine auf mich. Also sind wir quitt.«
    »Schaffen wir ihn uns doch einfach vom Hals«, mischte sich Haddock ein. »Wir brauchen ihn nicht mehr, und wir können seinen Anteil unter uns aufteilen.«
    »Hey, Jungs, macht mal halblang«, meldete sich Tommy. »Passt ein bisschen auf, was ihr hier sagt.«
    Haddock schüttelte den Kopf. »Ich trau ihm nicht. Das Einzige, was er macht, ist dumme Fragen zu stellen.«
    »Das Einzige, was ich wissen will, ist, warum wir Kent entführt haben. Und das will ich immer noch.«
    »Weil er ein dreckiges Vergewaltigerschwein ist. Deshalb!«, antwortete Lee und stöckelte klackend herüber.
    »Hört mal«, sagte ich und wandte mich verzweifelt an jeden, der mir zuhören wollte. »Diese ganze Geschichte stinkt doch.« Mühsam drehte ich mich zu Wolfe. »Ich meine, wenn dein Kunde mit einem von Kents Opfern verwandt ist, wie hat er es dann geschafft, die Sache so schnell aufzuziehen? Kent wurde erst gestern festgenommen. Und wann hat er euch angeheuert? Wenn das schon vorher war, dann ist diese ganze Selbstjustiznummer doch Schwachsinn.«
    Lee sah zu Wolfe hinüber. »Stimmt das?«
    »Der Kunde ist ein Verwandter«, erwiderte Wolfe defensiv. »Vielleicht hat er Insiderwissen. Wer soll sich sonst für einen Sexkiller wie Kent interessieren?«
    »Wir können diesen Schweinehund hier nicht laufenlassen«, sagte Haddock. »Er weiß zu viel. Und wir wissen nichts über ihn.«
    »Ich hab für ihn gebürgt«, entgegnete Tommy. »Und das tu ich immer noch.« Doch er klang halbherzig, als wäre er sich seiner Sache selbst nicht mehr sicher.
    Dies bestätigte mir, was ich schon geahnt hatte: dass ich hier um mein Leben redete. Wenn ich versagte, war ich tot. So einfach war das. »Hört zu«, sagte ich und umklammerte meine gebrochenen Rippen. »Ihr habt euren Spaß gehabt. Ihr habt mich zusammengetreten und klargemacht, wie es hier läuft. Von mir aus könnt ihr den Rest der Kohle behalten.« Mir fiel ein, dass mein dicker Umschlag noch im Bus lag. »Ach Scheiße, von mir aus könnt ihr auch die Anzahlung haben. Ich will nur noch aussteigen.«
    »Er hat dir eine Knarre unter die Nase gehalten, Ty«, sagte Haddock. »Was glaubst du, wie du dastehst, wenn du den Wichser gehen lässt?«
    Ich fand Lees Blick, sie hatte Wolfe dazu gebracht aufzuhören, sprich, sie war meine beste Chance, damit er mich gehen ließ.
    Sie sah schnell weg, wandte sich aber an Wolfe. »Bring ihn nicht um, Ty, er ist es nicht wert.«
    Ein Hauch von Irritation huschte über Wolfes Gesicht, und ich hoffte schon, er würde ins Wanken geraten, doch dann sah ich, wie Haddock ihn anstarrte, und schon verdüsterte sich Wolfes Miene. »Halt deine verdammte Klappe. Der Hundesohn wollte mich umbringen.«
    Bevor ich protestieren konnte, verpasste er mir einen Tritt in die Eier, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ich krümmte mich zusammen und rang nach Luft.
    Wolfe zog die Sig aus dem Hosenbund und riss mich am Hemdkragen hoch. »Schluss jetzt. Bringen wir ihn nach oben.«
    Lee legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Bring ihn nicht um, Ty. Bitte. Du bist kein Killer.«
    Er schob sie beiseite, wirbelte mich herum und drückte mir die Pistole in die Nieren, während Haddock meinen rechten Arm packte und so brutal auf den Rücken drehte, dass mir die Tränen in die Augen schossen und ich laut aufschrie.
    Durch den Tränenschleier schaute ich zu Tommy hinüber, doch der hatte sich bereits abgewendet, und auch Lee drehte mir jetzt den Rücken zu. Da wusste ich, dass ich Wolfe und Haddock ausgeliefert war, die mich zur Treppe bugsierten und die Treppe hinauf in die Dunkelheit stießen.

DREISSIG
    Ich verdrehte mir den Nacken, um Wolfe zu bitten, mich nicht umzubringen. Ich hasste mich dafür, den Mann anzubetteln, der meinen Bruder ermordet hatte,

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