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Internat auf Probe

Internat auf Probe

Titel: Internat auf Probe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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Plätzchen frei?“, fragt sie und setzt sich, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Carlotta grinst zurück. „Klar!“
    Während Sofie in ihrem Salat stochert, stopft Manu sich die Ohrstöpsel ihres MP3-Players in die Ohren und dreht das kleine Gerät auf volle Lautstärke.
    Carlotta fragt sich, warum sie überhaupt Ohrhörer benutzt. So laut, wie die Musik dröhnt, kann man sie auch ohne hören.
    Am Nachbartisch stecken zwei blonde Mädchen die Köpfe zusammen und tuscheln miteinander. Über die Schultern mustern sie Manu, Sofie und Carlotta und fangen an zu kichern.
    Manu bemerkt die Blicke der beiden. „Aus welcher Barbie-Packung seid ihr denn geklettert?“, fragt sie so laut, dass alle es hören können.
    An den Nebentischen verstummen die Gespräche. Carlotta hält die Luft an. Hat Manu denn nicht mitbekommen, dass die beiden Mädchen in ihre Klasse gehen? Sie waren in der Aula und bei der Zimmerverteilung dabei. Wenn Carlotta sich richtig erinnert, heißen sie Nadine und Simone.
    Grinsend widmet sich Manu wieder ihrem Essen und stampft zum Takt der Musik mit den Füßen.
    Die Mädchen am Nachbartisch reißen empört die Augen auf. Die eine will gerade etwas erwidern, als sich ihr Handy mit einem melodischen Klingeln bemerkbar macht. Sie zieht es aus einem pinkfarbenen Gürteltäschchen und nimmt das Gespräch entgegen, woraufhin ihre Nachbarin ebenfalls ihr Handy aus der Tasche zaubert, um es auf eingegangene SMS zu überprüfen.
    Frau Heselein sitzt mit den anderen Lehrern an einem langen Extratisch und wirft den Mädchen und ihren strassbesetzten Telefonen einen kritischen Blick zu.
    „Nadine und Simone, bitte schaltet eure Telefone aus“, sagt sie streng, „und lasst sie künftig auf euren Zimmern. Handys und andere elektronische Kleingeräte wie CD- und MP3-Player sind eure Privatsachen. Die haben im Schulbetrieb nichts zu suchen. Das gilt übrigens für alle.“
    Nadine spricht hastig in ihr Handy, bevor sie es zuklappt und Frau Heselein mit einem beleidigten Stirnrunzeln bedenkt. Auch Simone steckt ihr Handy schnell in die Tasche zurück und setzt eine unschuldige Miene auf. Nur Manu, die wegen der Lautstärke ihrer Rockmusik nichts von Frau Heseleins Ansprache mitbekommen hat, schaufelt fröhlich Gabel für Gabel ihres Mittagessens in sich hinein.
    „Ich glaub, sie meint dich“, flüstert Carlotta ihr zu, aber Manu reagiert nicht. Unter dem Tisch gibt Carlotta ihr einen kleinen Tritt.
    „Aua, Mann!“, blafft Manu sofort. „Bist du bescheuert, oder was?“
    „Manuela, bitte!“, ruft Frau Heselein.
    „Was denn?“, fragt die zurück.
    Carlotta macht ihr hektische Zeichen, dass sie die Ohrstöpsel herausnehmen soll, aber es dauert eine ganze Weile, bis Manu versteht, was sie von ihr will.
    „Wozu der Stress?“, knurrt sie unwillig, nimmt aber endlich die Stöpsel heraus und dreht den Miniplayer aus.
    „Hier ist Musikhören und Telefonieren verboten“, raunt Carlotta ihr zu. „Hat Frau Eselbein gerade verkündet!“
    Manu stutzt kurz, dann prustet sie los. „Schon kapiert, alles klar. Ich vergess ständig, dass wir hier nicht in einer normalen Schule sind, sondern in einer Elite-Anstalt für Schöne und Reiche.“ Sie grinst Nadine und Simone an.
    „Fragt sich nur, was du dann hier verloren hast“, zischt Nadine postwendend zurück.
    „Das frag ich mich auch.“ Manu schiebt ihren leeren Teller beiseite und steht auf. „Aber mach dir keine Sorgen, Barbie. Ich bleib nicht lange.“
    Immer noch grinsend schiebt sie sich durch die Reihen und verlässt den Speisesaal. Ein paar Jungs grölen ihr hinterher und applaudieren. Manu dreht sich kurz um und verneigt sich.
    Meine Güte, die hat Nerven, denkt Carlotta. Was sie wohl damit meint, dass sie nicht lange hierbleibt? Das war jetzt schon das zweite Mal, dass sie es gesagt hat. So, wie sie sich benimmt, riskiert Manu glatt einen Rauswurf, bevor die Probezeit vorbei ist. Ob es das ist, was sie erreichen will? Rausgeworfen und nach Hause geschickt zu werden? Nachdenklich stellt Carlotta ihr Geschirr zusammen und bringt das Tablett zur Geschirrabgabe neben der Küche. Frau Heselein hat gesagt, dass sie sich nach dem Essen im Foyer des Schlosses versammeln sollen. An Sofie, die immer noch am Tisch sitzt, denkt sie gar nicht mehr.
    Nach kurzem Zögern springt Sofie auf und bringt ebenfalls ihr Tablett weg. Wenig später huscht sie auf leisen Sohlen hinter Carlotta her, ohne dass die es bemerkt.
    Der Rest des Tages verläuft zu Carlottas Erleichterung

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