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Intimer Betrug

Intimer Betrug

Titel: Intimer Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Landon
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anders vorgestellt hast.«
    »Niemand bekommt alles, was er sich wünscht. Manche bekommen sogar sehr viel weniger. Das weißt du so gut wie ich.«
    Ihre Freundin umarmte sie rasch und trat mit ernstem Gesicht zurück. »Gibt es jemand Besonderen, dem du deine Unschuld schenken willst?«, fragte sie.
    Graces Wangen brannten. »Ich will ihn nicht kennen, Hannah. Aber da ich länger als zehn Jahre nicht mehr am Londoner Gesellschaftsleben teilgenommen habe, ist das wohl ohnehin wenig wahrscheinlich. Und er darf nicht jünger sein als ich. Es wäre falsch, mich dazu mit jemandem einzulassen, der so jung ist wie die Ehemänner meiner Schwestern. Und vor allem«, fügte sie hinzu und sah verlegen zu Boden, »darf er nicht verheiratet sein.«
    »Ach, Grace. Ich wünschte, es müsste nicht so sein.«
    »Ich auch.« Nach einem kurzen Zögern fragte Grace: »Verlange ich zu viel? Glaubst du, es gibt in London jemanden, der meinen Erfordernissen entspricht?«
    Hannah lief auf und ab, blieb am Feuer stehen und starrte in die Flammen. Grace kämpfte gegen ihre Nervosität, während sie auf Hannahs Antwort wartete. Als ihre Freundin sich ihr wieder zuwandte, war ihr Gesicht ernst.
    »Ja, Grace. Da könnte es jemanden geben. Ich lasse dich am Donnerstag abholen. Es ist nicht nötig, dass Philus die ganze Nacht am Hintereingang wartet und das Risiko eingeht, dass jemand deine Kutsche erkennt.«
    »Danke, Hannah.« Grace wischte sich eine einzelne Träne weg, die es gewagt hatte, ihr über die Wange zu rollen.
    Hannahs Augen verengten sich, Entschlossenheit ließ ihr Gesicht hart erscheinen. »Ich hätte ihn töten sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte.«
    »Nein«, widersprach Grace. »Er ist es nicht wert.«
    Doch ein kleiner Teil von ihr wünschte, jemand hätte genau das getan.

Kapitel 3

    V incent Germaine, der Duke of Raeborn, saß an seinem riesigen Eichenschreibtisch und kämpfte sich durch die Papiere, die sich vor ihm stapelten. Rechnungen. Jede einzelne davon ein weiteres belastendes Beweisstück für die Extravaganz und Verschwendungssucht seines Cousins.
    Wann würde er es je begreifen?
    Gereizt rieb sich Vincent das Kinn. In den letzten sechs Jahren hatte er als Vormund seines Cousins fungiert, seit der Vater des Jungen gestorben war, als dieser erst sechzehn war. Als einziges Kind seiner Eltern war er mit zu vielen Freiheiten aufgewachsen, doch Vincent hatte gehofft, dass sein Cousin mit Erreichen des Mannesalters seinen verschwenderischen Gewohnheiten entwachsen würde. Dass Kevin Germaine mit der Zeit reif genug werden würde, um zu erkennen, welch große Verantwortung eines Tages auf ihn zukäme. Dass er sich mit der Zeit als würdig erweisen würde, den Raeborn-Titel zu führen.
    Stattdessen waren seine Ausgaben mit jedem Monat unverantwortlicher geworden. Kevin war jetzt zweiundzwanzig und wenn sich nicht bald etwas änderte, wäre der junge Mann so hoch verschuldet, dass sogar das Erbe, das ihm an seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag zufiel, nicht ausreichen würde, um ihn vor dem Schuldgefängnis zu bewahren.
    Vincent schob seinen Stuhl vom Schreibtisch zurück und kam abrupt auf die Beine. Verärgert schlug er mit der Faust auf den wachsenden Berg Rechnungen. Was war nur schief gelaufen? Wo hatte er versagt? Kevin war der einzige noch lebendeGermaine, der das Herzogtum erben und die Raeborn-Dynastie weiterführen konnte, und es war nicht auszudenken, was mit dem Vermögen geschehen würde, das seine Vorfahren erwirtschaftet und gehütet hatten, wenn es an seinen Cousin überging.
    Ein Gefühl der Übelkeit brannte in seinem Magen bei dem Gedanken, wie leicht es Kevin mit seiner ausschweifenden Lebensweise, seiner Spielsucht und den wechselnden Geliebten fiele, alles zu verprassen. Wie schnell die blühenden Ländereien verfallen würden. Wie leichtsinnig Kevin bereits jetzt das Geld mit vollen Händen ausgab, das er von ihm als Apanage erhielt.
    Er blätterte die Papiere durch, die auf seinem Schreibtisch verstreut lagen, obwohl er jedes einzelne davon in- und auswendig kannte. Rechnungen für ein Paar Rappen, für ein Smaragdcollier und dazu passende Ohrhänger, deren Kosten hundert Familien ein Jahr lang Essen und ein Dach über dem Kopf sichern würden. Zahlreiche Rechnungen von einem halben Dutzend der erlesensten Modistinnen in London, die sich auf Hunderte von Pfund beliefen, plus Tausende von Pfund für Spielschulden, Haushaltsschulden, seinen Schneider …
    Die Liste nahm kein Ende. Er fuhr

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