Intimer Betrug
Augen auf. Er sah sich im Zimmer um und versuchte sich zu erinnern, wo er sich befand und mit wem er zusammen gewesen war. Er fühlte sich verdammt schlecht. In seinem Kopf hämmerte es aufgrund einer Kombination aus dem Whiskey, den er noch zu Hause getrunken hatte, und dem Zeug, das Genevieve ihm in den Drink getan hatte.
Schlagartig fiel es ihm wieder ein. Das Mädchen. Die unglaubliche Liebesnacht. Ihre Hände, die ihn berührt hatten, ihre Lippen, die ihn geküsst hatten, ihre Beine, die ihn umschlungen hatten. Ihr weicher, bereitwilliger Körper. Die Barriere, die er durchbrochen hatte.
Verdammt!
Seine Gedanken rasten zu den Stunden, die er ihn ihren Armen verbracht hatte. Von dem Moment an, in dem er sie geküsst hatte, war er verloren gewesen. Ihr ausgeliefert, sobald ersie berührt hatte. Er hatte sich verzweifelt gewünscht, tief in sie zu dringen, sie zu besitzen und nie wieder loszulassen. Und dort hatte er auch seine Erlösung gefunden. Tief in ihr.
Er erinnerte sich, wie er sie das erste Mal genommen hatte, und später noch einmal. Wie er sie an sich gezogen hatte, wie sie ihn gedrängt hatte, sich härter, schneller in ihr zu bewegen. Wie sie ihre Erfüllung hinausgeschrien hatte.
Wie er seinen Samen in ihr vergossen hatte.
Bei dieser Erinnerung wurde ihm eiskalt. Eine Welle des Entsetzens schlug über ihm zusammen und raubte ihm den Atem.
Mit einem Ruck hob er den Kopf vom Kissen und sah sich in der Hoffnung, dass sie vielleicht noch da wäre, im Zimmer um. Auch wenn er wusste, dass es nicht so war. Nur ihr Hemd lag noch immer auf dem Boden, wo es gelandet war, als er es ihr abgestreift hatte.
Er musste sie unbedingt finden.
Er schlug die Decke zurück und schwang die Füße über die Bettkante. Sein erster Aufstehversuch scheiterte und er sank benommen zurück. Er hielt sich den Kopf, bis der Schwindel nachließ. Als die Welt nicht mehr schwankte, kam er vorsichtig auf die Beine und griff nach seinen Kleidern. Er knöpfte gerade seine Weste zu, als es an der Tür klopfte. Im offenen Türbogen stand Genevieve.
»Sie haben lange geschlafen, Euer Gnaden.«
Vincent warf ihr den finstersten Blick zu, zu dem er fähig war, doch sie kannte ihn zu gut, um sich davon einschüchtern zu lassen. Das Lächeln verließ ihre Lippen nicht.
»Es ist lange her, seit Sie über Nacht geblieben sind. Jahre.«
»Wo ist sie?«
»Möchten Sie mit mir frühstücken, bevor Sie gehen?«
»Wo ist sie?«
Er hörte sie seufzen. »Sie ist weg.«
Sein Herz pochte schmerzhaft in seiner Brust. »Was soll das heißen, sie ist weg?«
Genevieve zuckte mit den Achseln. »Sie ist heute Morgen in aller Frühe gegangen.«
»Wohin?«
»Das weiß ich nicht, Euer Gnaden.«
»Sie müssen es wissen. Sie wissen alles über jedes Ihrer Mädchen.«
Als Genevieve nicht antwortete, musterte er ihre unergründliche Miene eingehender. »Sie
ist
doch eines Ihrer Mädchen oder etwa nicht?«
Genevieve wandte sich ab.
In Vincent stieg quälende Verzweiflung auf. Er griff nach der Tasse mit heißem Kaffee, die ihm jemand auf den Tisch gestellt hatte, und trank davon. »Was haben Sie mir in den Drink getan, Genny?«
Keine Antwort.
»Was war es?«
Sie trat ans offene Fenster und sah hinaus. »Nur etwas, das Ihnen beim Entspannen helfen sollte. Nichts, das Ihnen hätte schaden können oder Sie zu etwas hätte verleiten können, das Sie normalerweise nicht täten.«
Er traute seinen Ohren nicht. Er musste nachdenken, konnte es aber nicht. In seinem Kopf dröhnte es, als rasten mehrere Pferdegespanne hindurch. Er rieb sich die Schläfen. »Wie ist ihr Name? Ihr
richtiger
Name.«
»Das darf ich Ihnen nicht sagen, Raeborn.«
»Warum nicht?«
»Ich habe ihr mein Wort gegeben.«
»Ihr Wort ist mir egal. Sie war noch Jungfrau.«
»Ich weiß.«
»Dann wissen Sie auch, dass ich sie finden muss. Ich könnte sie geschwängert haben.«
Auf Genevieves Gesicht breitete sich Verwirrung aus. »Das ist nicht sehr wahrscheinlich. Sie ziehen sich immer zurück, bevor Sie sich ergießen. Sie kommen nie …«
Vincent fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Nun, bei ihr aber nicht.«
Beklemmendes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus. »Ich verstehe.« Sie griff nach der Sofalehne und hielt sich daran fest.
»Jetzt sagen Sie mir, wo sie ist. Ich muss es wissen.«
Genevieve schüttelte den Kopf.
»Sie ist vielleicht schwanger.«
»Das ist ihr Problem, Raeborn. Sie kannte die Risiken, als sie herkam.«
Unfähig zu glauben, dass sie
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