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Intimer Betrug

Intimer Betrug

Titel: Intimer Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Landon
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war sie fortgegangen? Welchen Vorteil versprach sie sich davon, einfach wegzulaufen? Die Gedankengänge einer Frau würden ihm ein ewiges Rätsel bleiben. Er würde niemals verstehen, was sie zu erreichen glaubte, wenn sie ihm aus dem Weg ging.
    Vincent senkte den Kopf über den Hals des Pferdes, um sich vor dem strömenden Regen zu schützen, und schalt sich selbst zum tausendsten Mal dafür, nicht vorausgesehen zu haben, dass sie die Flucht ergreifen würde. Aber seine Geschäfte hatten ihn den ganzen Vormittag und fast den ganzen Nachmittag über in Anspruch genommen, sodass er gezwungen gewesen war, ihr durch einen Boten sein Bedauern zu übermitteln und ihre geplante Spazierfahrt abzusagen – natürlich ohne zu ahnen, dass sie längst fort war.
    Er versuchte, nicht daran zu denken, wie wütend er geworden war, als ihm klar wurde, dass sie ihn verlassen hatte. Genau wie er sich dazu zwang, sich jeden einzelnen Grund ins Gedächtnis zu rufen, mit dem er vor sich selbst gerechtfertigt hatte, warum er sich nie wieder eine Frau suchen wollte. Und das hätte er auch nicht. Wenn sie ihn nicht dazu gezwungen hätte.
    Er dachte an sie, an die Nacht, in der sie unter ihm gelegen hatte, sich ihm hingegeben hatte, und wusste, dass es eine Erinnerung war, die ein Leben lang genügen müsste. Sobald dieses Kind gesund auf der Welt war – und er betete zum lieben Gott, dass es so sein möge –, würde er nie wieder bei ihr liegen. Würde es niemals riskieren, sie noch einmal zu schwängern.
    Genauso wenig, wie er es riskieren würde, sich in sie zu verlieben. Den ganzen vergangenen Monat hatte er ihr den Hof gemacht, mit ihr getanzt und sich mit ihr unterhalten. Er hatte mit ihr gelacht, sie im Arm gehalten und einmal sogar den Fehler begangen, sie zu küssen. Es wäre so ungemein leicht, sich in sie zu verlieben, das wusste er. Doch das war genau das Gefühl, das er sich nie mehr gestatten würde. Er hatte diesen Verlustbereits zwei Mal nur mit Mühe und Not überlebt und wollte diesen Schmerz nicht noch einmal durchmachen.
    Vincent trieb sein Pferd an. Er war bis auf die Haut durchweicht und je schneller er ans Ziel käme, desto schneller wäre er im Warmen und Trockenen. Und umso schneller konnte er diese Konfrontation hinter sich bringen.
    Er hielt das Pferd abrupt an und riss es herum, als er bemerkte, dass er an dem Weg vorbeigeritten war, der Lady Wedgewood zufolge zu dem Landsitz führte, auf den Grace geflüchtet war.
    Sein Pferd hatte nur wenige Schritte gemacht, als Vincent in der Seite ein heftiger Schmerz durchzuckte. Eine Sekunde später hallte ein gedämpfter Schuss in der Luft wider. Er brauchte noch einen Moment, bis ihm klar wurde, dass man ihn angeschossen hatte.
    Vincent hielt sich die Seite und blickte nach rechts zu einem kleinen Wäldchen. Er registrierte eine Bewegung im Dunkeln, sah jedoch nichts außer einem weißen, verschwommenen Fleck, der zwischen den Bäumen davonhuschte. Doch als er noch einmal genauer hinschaute, war er fort. Verschwunden, als wäre er niemals da gewesen.
    Er versuchte, tief durchzuatmen, doch weißglühender Schmerz durchzuckte seine Brust und schoss an seinen Armen hinab bis in seine Fingerspitzen. Er kämpfte gegen den schier überwältigenden Schmerz an, beugte sich wieder tief über den Hals des Pferdes und drückte ihm die Fersen in die Flanken.
    Ein zweiter Schuss hallte durch die Luft. Er musste seine ganze Kraft aufbringen, um sich im Sattel zu halten. Sein ganzes Durchhaltevermögen, um nicht zu Boden zu stürzen.
    Als Vincent die Hand an seine Seite drückte, lief Blut über seine Finger. Ein Schmerz, so brennend wie ein glühender Schürhaken, durchzuckte ihn.
    Der Himmel drehte sich um ihn und ihm wurde klar, dass er gleich das Bewusstsein verlieren würde. Er schaffte es nur mit Mühe den Kiesweg zum Vordereingang des Gutshauses hinauf,bevor die Welt um ihn schwarz wurde und er aus dem Sattel rutschte.

    »Mylady, kommen Sie schnell!«
    Grace erhob sich von dem Bett, auf dem sie sich ausgeruht hatte, und eilte durch das Zimmer, das sie für sich ausgesucht hatte. Einen Augenblick lang drehte sich der Raum gefährlich und sie streckte die Hand aus, um sich abzustützen. Das Gefühl währte nicht lange, wurde jedoch von einer Welle der Angst begleitet. Sie wusste, dass Schwindel nur ein weiteres Symptom des Zustandes war, den sie nicht länger leugnen konnte.
    Wie konnte sie ihm je wieder gegenübertreten? Was für eine Wahl blieb ihm, außer sie zu heiraten, sie

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