Intimer Betrug
besonders gewütet, da Sie seinen Niedergang herbeigeführt hätten. Pinky sagt, sein Blick sei wirr und …«
»Sprechen Sie weiter, Wedgewood«, bat Vincent und kämpfte gegen die Wut an, die in ihm aufstieg.
»Nun, er hat zu Pinky gesagt, Sie würden schon noch bekommen, was Sie verdient hätten. Und er würde dabei sein und sich keine Sekunde entgehen lassen.«
»Was hat er damit gemeint?«, fragte Carmody und griff nach einem Glas Champagner. »In meinen Ohren klingt das unschön nach einer Drohung.«
Auch Vincent griff nach einem Glas. »Das ist es auch.«
Nachdem er einen großen Schluck getrunken hatte, erzählte er seinen beiden Schwägern von dem Attentat und dem Brandanschlag.
»Verdammt, Raeborn«, sagte Carmody. »Warum haben Sie keinem davon erzählt? Dann hätten wir alle nach dem Mann Ausschau gehalten. Er ist gefährlicher, als uns allen klar war.«
Vincent leerte sein Champagnerglas und hörte zu, wie Wedgewood und Carmody Fentingtons Geisteszustand diskutierten, über die Möglichkeiten sprachen, die Vincent blieben, wenn er nicht beweisen könnte, wer auf ihn geschossen hatte, und darüber Mutmaßungen anstellten, wer versucht hatte,Grace und ihn im Schlaf zu verbrennen. Er wusste, dass ihm nur eine Wahl blieb. Der Mann hatte bereits zwei Mal versucht, ihn zu töten. Er wollte das Risiko nicht eingehen, dass ihm beim nächsten Mal Erfolg beschieden wäre.
Es läutete zum nächsten Akt und Vincent kehrte zurück in seine Loge, hörte aber kaum zu, während Wedgewood und Carmody Pläne schmiedeten, um Fentington in eine Falle zu locken. Als er in die Loge trat, blickte er in dem Moment zu Grace, als diese sich umdrehte und einen Blick über die Schulter warf. Ihre Blicke trafen sich und Graces Lippen verzogen sich zu einem strahlenden Lächeln. Das Herz schlug ihm bis zum Halse.
Er trat zu seinem Stuhl hinter dem ihren, streckte jedoch, bevor er sich setzte, den Arm nach ihr aus. Er musste sie berühren, ihre Haut spüren.
Er legte die Hand auf die warme Haut an ihrer Halsbeuge und sah, wie sie errötete. Ohne zu zögern, bedeckte sie mit ihrer behandschuhten Hand seine. Dann drehte sie ihre Hand um, sodass ihre Handflächen aneinanderlagen, und drückte seine Finger an ihre Wange.
Vincents Körper reagierte mit geradezu schmerzhaftem Verlangen. So war es immer, wenn er in ihrer Nähe war. So sehr er sich auch bemühte, sie nicht zu lieben, es war zu spät. Er begehrte sie mit einer Verzweiflung, die er nicht mehr unter Kontrolle hatte.
Er nahm auf seinem Stuhl Platz und beachtete den Rest der Vorführung kaum. In Gedanken war er bereits zwei Stunden weiter, wenn er seine Frau in den Armen halten und ein Teil von ihr werden konnte. In nur wenigen Stunden, wenn sie allein miteinander wären, nur sie beide.
Die Aufführung kam zu einem fesselnden Abschluss, der das Publikum zu stehenden Ovationen hinriss. Vincent war in seinem Leben noch nie so froh gewesen, dass eine Oper zu Ende war. Er stand auf und reichte Grace den Arm.
»Das war wundervoll, nicht wahr, Vincent?«, fragte Grace, als er sie näher als nötig an sich zog.
»Ja. Wundervoll.«
Sie lachte, als wüsste sie, wie wenig Aufmerksamkeit er der Oper geschenkt hatte. Als wüsste sie, wohin seine Gedanken in der letzten Stunde abgeschweift waren. Als hätte sie an dasselbe gedacht.
Sie begaben sich die Wendeltreppe hinab und durchquerten das große Foyer. Die Menschenmenge, die draußen wartete, war wie immer groß, doch Vincent führte ihr Grüppchen vom Eingang weg, um auf ihre Kutsche zu warten. Solange er Grace im Arm halten konnte, machte ihm das Warten nicht viel aus. Solange sie neben ihm stand und ihn berührte.
Wie immer hatte sie mit ihren Schwestern viel zu besprechen. Es verblüffte ihn immer wieder, dass ihnen der Gesprächsstoff nie ausging.
Als er die Straße hinabblickte, sah er ihre Kutsche kommen. Er trat näher zum Bordstein und lockerte den Griff um Graces Arm, um seinen Kutscher zu herbeizuwinken. Der Kutscher gab ihm ein Zeichen, und Vincent trat zurück, um in die entgegengesetzte Richtung zu schauen.
Eine Kutsche kam in gleichmäßigem Tempo auf sie zu. Vincent sah noch ein zweites Mal hin und wandte sich wieder seinen Begleitern zu.
Gerade als er nach Graces Hand griff, versetzte ihm jemand einen heftigen Stoß. Er stolperte und verlor das Gleichgewicht.
Er fing sich zwar rasch wieder, spürte jedoch ein heftiges Ziehen an seinem Ärmel, wo Grace seinen Arm hielt. Sein Blick schoss in ihre
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