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Intimer Betrug

Intimer Betrug

Titel: Intimer Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Landon
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nach.
    »Ja?«
    »Hast du ihn gefunden?«
    Sie sah die Überraschung in seinem Gesicht, die er zu verbergen suchte. »Wen?«
    »Du weißt ganz genau, wen. Fentington. Ich weiß, dass du heute Nachmittag wieder auf der Suche nach ihm warst.«
    »Wer sagt denn, dass ich ihn suche?«
    »Das braucht mir keiner zu sagen. Ich weiß selbst, dass du das jetzt schon seit Wochen tust.«
    Nach kurzem Zögern schüttelte Vincent den Kopf. »Nein. Ich habe ihn nicht gefunden. Seit kurz vor unserer Hochzeit hat ihn keiner mehr gesehen.«
    »Vielleicht hat er das Land verlassen.«
    »Vielleicht.«
    »Aber das glaubst du nicht, stimmt’s?«
    »Ich weiß nicht.«
    Er fuhr mit der Hand durch die Luft, als wollte er die Diskussion beenden. Und Grace ließ es zu. Vorerst.
    »Zieh dich jetzt lieber an. Bevor ich beschließe, deine dürftige Bekleidung zu meinem Vorteil zu nutzen.«
    Grace lachte. »Raus. Ich komme gleich nach unten.«
    Mit der Hand auf ihrem Bauch sah Grace ihm nach, als er das Zimmer verließ. Sie betete, dass er Fentington niemals finden würde. Sie wusste, dass Vincent ihn sonst töten würde. Sie wollte nicht, dass sie für Fentingtons Tod verantwortlich wären.
    Doch dass Vincent in Gefahr schwebte, wollte sie auch nicht. Und so lange Fentington da draußen rumlief, war Vincent nun einmal in Gefahr.

    Vincent nahm das Duett am Ende des zweiten Aktes von Verdis Rigoletto gar nicht richtig wahr. Stattdessen durchlebte er die Szene in Graces Ankleidezimmer noch einmal. Die Furcht, die ihm alle Luft zum Atmen nahm, wenn ihm auffiel, wie sehr das Kind in ihrem Bauch gewachsen war. Dabei war sie noch nicht einmal im fünften Monat.
    Flankiert von ihren Schwestern Caroline und Josalyn saß Grace in der Raeborn-Loge vor ihm. Auf den Stühlen dahinter saßen die Männer, Wedgewood und Carmody rechts undlinks von ihm. Vincent versuchte vergeblich, sich auf die Aufführung zu konzentrieren. Sein Blick ruhte auf seiner Frau und er verglich sie unwillkürlich mit ihren Schwestern. Sie war die Kleinste von den Dreien, mit schmaleren Schultern und einer zierlicheren Figur. Und dennoch hatte er gesehen, wie groß das Baby in ihrem Bauch bereits war.
    Er ertrug es nicht, daran zu denken. Wieder musste er feststellen, wie sehr er sich um sie ängstigte. Wie sehr er ihr inzwischen zugetan war.
    Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie hatte er zulassen können, dass sie ihm so wichtig wurde, obwohl er sich geschworen hatte, es nicht zu tun? Mehr als irgendjemand sonst wusste er um die Risiken, die ein Mann einging, wenn er einer Frau sein Herz schenkte. Besser als sonst irgendjemand kannte er den Schmerz, jemanden zu verlieren, der einem nahestand. Und dennoch hatte er es zugelassen. Ungeachtet seines Schwures hatte er Gefühle für Grace entwickelt.
    Er konnte es nicht erwarten, aus der beengten Opernloge herauszukommen. Nach dem Schluss des zweiten Aktes erhob er sich mit Wedgewood und Carmody. Er musste an die frische Luft, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Grace und ihre Schwestern beschlossen, lieber hier oben zu bleiben, während die Männer sich die Beine vertraten.
    »Ich habe Neuigkeiten, die Sie interessieren könnten, Raeborn«, erklärte Wedgewood, während sie die breite, geschwungene Treppe zum Foyer hinabstiegen.
    Mit einem kurzen Blick gab Vincent ihm zu verstehen, weiterzusprechen. Als sie am Fuße der Treppe angekommen waren, ging er durch die Türen der Eingangshalle zu einem weniger überfüllten Bereich voraus, wo niemand mithören konnte.
    »Pinky sagt, er ist Fentington neulich rein zufällig begegnet.«
    Vincents Puls begann zu rasen. Obwohl Baron Pinkerton nicht gerade für seine Nüchternheit bekannt war, konnte man sich auf seine Aussagen normalerweise verlassen. »Wo?«
    »Pinky kam gerade aus einem weniger angesehenen Etablissement, das er in einem heruntergekommenen Viertel der Stadt frequentiert, und sah Fentington aus einem Bordell unten am Kai kommen. Pinky sagt, mit seinen abgetragenen und zerlumpten Kleidern hätte er ausgesehen wie der Teufel in Menschengestalt. Als hätte er sich seit über einer Woche nicht mehr umgezogen. Oder ein Bad genommen.«
    »Hat Pinky mit ihm gesprochen?«, fragte Vincent.
    »Er hat es versucht. Aber Fentington war nicht in der Verfassung, ein Gespräch zu führen. Hat nur frömmelnd allerlei Unsinn gebrabbelt, ein paar wüste Schmähungen ausgestoßen und sich darüber aufgeregt, dass die Gesellschaft sich von ihm abgewandt hat. Und gegen Sie hat er ganz

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