Intimer Betrug
leistet.«
Vincent nickte. Eine Familie an seiner Seite zu haben, war eine ganz neue Erfahrung für ihn. Er war immer allein gewesen.Hatte alle Probleme stets allein lösen müssen. Doch jetzt hatte er Grace und ihre Angehörigen, die sie mit in die Ehe gebracht hatte. Und von seiner Seite, überlegte er, immerhin seinen Cousin.
»Ich muss jetzt zu meiner Frau. Lassen Sie mich sofort wissen, wenn einer von Ihnen etwas über Fentington erfährt.«
»Das werden wir«, versicherten sie ihm.
Vincent schickte ein Dienstmädchen nach oben, um Caroline und Josalyn zu informieren, dass ihre Ehemänner zur Abfahrt bereit seien, und brachte sie zur Tür. Er nahm ihre Versicherungen entgegen, dass Fentington aufgespürt und ausgeschaltet werden würde, sodass er für Grace keine Gefahr mehr darstellen würde.
Germaine versprach Mr. Parker umgehend zu ihm zu schicken und Vincent dankte ihnen allen für die Unterstützung.
Sobald sich die Tür hinter ihnen schloss, steuerte er schon auf die Treppe zu. Er hatte getan, was er konnte, und jetzt wollte er bei Grace sein. Wollte sie in den Armen halten und sich vergewissern, dass es ihr gut ging.
Er schlüpfte aus seinem Rock und löste sein Halstuch. Dann nahm er immer zwei Stufen auf einmal. Mit jeder Stufe schwor er sich, Grace nicht mehr aus den Augen zu lassen. Niemals wieder zu riskieren, sie in Gefahr zu bringen.
Es war ein Versprechen, das zu halten er die feste Absicht hatte.
Grace stand in dem von Kerzenlicht erhellten Schlafzimmer, in dem immer noch ein Feuer brannte, um den Raum warm zu halten, doch aus irgendeinem Grund fror sie, und ihr wollte einfach nicht warm werden.
Caroline und Josalyn waren inzwischen gegangen, hatten jedoch versprochen, morgen wiederzukommen, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Bald würde Vincent zu ihr kommen,und sie war froh darüber. Sie wollte ihn sehen. Wünschte sich verzweifelt, seine Umarmung und seine Lippen auf ihren zu spüren.
Sie legte die Hände auf ihren Bauch. Dem Baby ging es gut. Sie wusste, dass es so war, und dankte Gott, dass ER sie beide beschützt hatte. Dann fügte sie noch ein Gebet hinzu, dass ER auch Vincent behüten möge. Nicht auszudenken, wenn ihm etwas geschähe.
»Du solltest im Bett sein«, sagte seine Stimme hinter ihr.
Sie drehte sich um. »War ich auch. Aber da war es einsam ohne dich.«
Er trat ein und schloss die Tür hinter sich. Er trug immer noch das weiße Leinenhemd, doch es stand am Kragen offen. Seine Haare waren zerzaust, als hätte er sie sich gerauft, wie er es zu tun pflegte, wenn er unzufrieden oder wütend war. Und die Wut stand ihm noch ins Gesicht geschrieben.
»Es war Fentington, nicht wahr?«
Er zögerte, als sei sein erster Impuls, sie anzulügen. Mit einem schweren Seufzer befand er wohl, dass es sinnlos wäre, dass sie nicht locker lassen würde, bis sie die Wahrheit aus ihm herausgequetscht hatte. »Ich weiß es nicht, aber ich glaube schon.«
»Ach, Vincent. Ich dachte, nach unserer Hochzeit würde er uns in Ruhe lassen. Ich dachte, ihm würde klar sein, dass es ihm keinen Vorteil bringen würde.«
»Ganz offensichtlich nicht.«
»Vielleicht sollten wir uns aufs Land zurückziehen.«
Er schüttelte den Kopf. »Weglaufen ist keine Lösung. Wir können nicht bis ans Ende unserer Tage auf der Hut vor ihm sein.«
Eine schwere Last senkte sich auf ihr Herz. Er würde Fentington jagen und sie konnte ihn durch nichts davon abbringen. Vincent blieb keine Wahl. Wenn man nichts gegen Fentington unternahm, würde er nicht ruhen, bis einer von ihnen oder sie beide tot waren.
Grace verschränkte die Hände vor ihrem Bauch, damit sie nicht zitterten, und blinzelte, um die Tränen zurückzuhalten. Sie hatte solche Angst. Mehr Angst als je zuvor. Aber nicht um sich selbst, sondern um Vincent. Um das Kind, das sie bekommen würde. Ein Kind, das vielleicht aufwachsen würde, ohne seinen Vater zu kennen.
Die Tränen rollten ihr über die Wangen. Tränen, die sie seit Beginn dieser monatelangen Tortur reichlich vergossen hatte.
Nur verschwommen nahm sie wahr, dass er die Arme ausbreitete. Sah, wie er einen Schritt näher zu ihr trat.
Mit einem leisen Seufzer lief sie in seine Arme.
»Ach, Grace«, sagte er und küsste sie auf Augen, Gesicht und die tränennassen Wangen. »Nicht weinen. Es wird alles gut. Ich lasse nicht zu, dass dir etwas zustößt.
»Ich weine nicht. Es ist nur …«
Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. »Ich weiß.« Er schlang die Arme um sie und
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