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Intrige (German Edition)

Intrige (German Edition)

Titel: Intrige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Sekretärinnen. Wenn Sie eine Akte brauchen, sagen Sie es Gribelin. Wenn Sie Hilfe bei einer Abschrift brauchen, rufen Sie einen der Hauptleute. Valdant kann tippen.«
    Ich komme mir vor, als hätte es mich in eine mysteriöse religiöse Sekte mit ganz eigenen, bizarren Ritualen verschlagen. Das Kriegsministerium steht auf dem Gelände eines alten Nonnenklosters, und die Offiziere des Generalstabs in der Rue Saint-Dominique werden wegen ihrer Geheimniskrämerei gern Dominikaner genannt. Aber ich sehe schon jetzt, dass sie der Statistik-Ableitung nicht das Wasser reichen können.
    »Sie wollten mir noch sagen, woran Hauptmann Lauth gerade gearbeitet hat.«
    »Wir haben eine Agentin in der deutschen Botschaft. Sie versorgt uns regelmäßig mit Dokumenten, die man weggeworfen hat und die eigentlich zusammen mit dem Müll im Heizkessel der Botschaft verbrannt werden sollen. Stattdessen gelangen sie zu uns. Meistens sind sie zerrissen, also müssen wir sie wieder zusammensetzen. Arbeit für einen Fachmann. Und das ist Lauth.«
    »Sind Sie so Dreyfus auf die Schliche gekommen?«
    »Ja.«
    »Durch einen zerrissenen Brief, den Sie wieder zusammengeklebt haben?«
    »Genau.«
    »Mein Gott, mit was für Kleinigkeiten alles anfängt …! Wer ist diese Agentin?«
    »Sie läuft bei uns unter dem Decknamen Auguste. Das Material bezeichnen wir als der übliche Weg.«
    Ich lächele. »Na gut, dann frage ich anders: Wer ist Auguste?« Henry zögert, aber ich bin entschlossen, ihm so lange zuzusetzen, bis er den Namen herausrückt: Wenn ich jemals meiner Aufgabe Herr werden soll, dann muss ich wissen, wie der Dienst in all seinen Verästelungen funktioniert, je früher, desto besser. »Na los, Major Henry, ich bin der Chef der Abteilung. Sie müssen es mir sagen.«
    »Eine Frau namens Marie Bastian«, sagt er widerwillig. »Sie ist eine der Putzfrauen in der Botschaft und vor allem für das Büro des deutschen Militärattachés verantwortlich.«
    »Wie lange arbeitet sie schon für uns?«
    »Fünf Jahre. Ich bin ihr Führungsoffizier. Ich bezahle ihr zweihundert Francs im Monat.« Er zögert kurz, kann der Versuchung aber nicht widerstehen. »Das ist das beste Geschäft in ganz Europa!«, fügt er prahlerisch hinzu.
    »Wie übergibt sie uns das Material?«
    »Ich treffe mich mit ihr in einer Kirche ganz in der Nähe. Manchmal jede Woche, manchmal nur alle zwei Wochen – am Abend, wenn es ruhig ist. Kein Mensch sieht uns. Danach gehe ich mit dem Zeug direkt zu mir nach Hause.«
    »Sie nehmen das Material mit nach Hause?« Ich kann meine Überraschung nicht verbergen. »Ist das sicher?«
    »Selbstverständlich. Nur ich, meine Frau und unser kleiner Junge leben in der Wohnung. Ich schaue die Sachen kurz durch und werfe einen schnellen Blick auf alles Französische. Ich spreche kein Deutsch, das deutsche Zeug schaut sich Lauth hier im Haus an.«
    »Verstehe. Gut.« Obwohl ich zustimmend nicke, erscheint mir diese Vorgehensweise in höchstem Maße dilettantisch. Aber ich werde an meinem ersten Tag keinen Streit vom Zaun brechen. »Ich habe das Gefühl, dass wir gut miteinander auskommen werden, Major Henry.«
    »Das hoffe ich, Herr Oberstleutnant.«
    Ich schaue auf meine Uhr. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich treffe mich gleich mit dem Stabschef.«
    »Soll ich Sie begleiten?«
    »Nein.« Wieder bin ich mir nicht sicher, ob er das ernst meint. »Das wird nicht nötig sein. Wir sind außer Haus, er hat mich zum Essen eingeladen.«
    »Großartig. Ich bin in meinem Büro, wenn Sie mich brauchen.« Unser Wortwechsel ist so formell wie ein Pas de deux.
    Henry salutiert und geht. Ich schließe die Tür, schaue mich um und bekomme eine leichte Gänsehaut. Ich fühle mich, als trüge ich die Kleidung eines Toten. Wo Sandherrs Bilder hingen, sind Schatten an den Wänden, auf dem Schreibtisch Brandflecken von seinen Zigaretten, auf dem Tisch Ränder, wo er seine Getränke abgestellt hat. Ein abgewetzter Streifen auf dem Teppich verrät, wo er den Schreibtischstuhl zurückgeschoben hat. Seine Anwesenheit ist bedrückend. Ich nehme den passenden Schlüssel und öffne den Tresor. Ich finde ein paar Dutzend Briefe, ungeöffnet, mit unterschiedlichen Absendern überall in der Stadt, an vier oder fünf verschiedene Personen – vermutlich unter deren Decknamen. Ich vermute, dass es sich um Berichte von Sandherrs Agenten handelt, die nach seinem Abschied eingetroffen sind. Ich öffne einen – Ungewöhnliche Vorgänge werden aus der Garnison

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