Invasion 02 - Der Angriff
Young sich mit einem Bauarbeiter in Zivil unterhielt. Die Stromversorgung der Stadt war inzwischen ausgefallen und damit auch die Straßenbeleuchtung, aber inzwischen hatte man bereits Bauscheinwerfer aufgebaut, und die Bulldozer und sonstigen Erdbewegungsmaschinen konnten ungehindert weiterarbeiten. Der Hügel gegenüber der Bahnstation, der die Frederick Street flankiert hatte, war eingeebnet worden, und die Straße war praktisch verschwunden. Von den Gebäuden, die einmal dort gestanden hatten, war keine Spur mehr zu sehen, auch nicht mehr von der Montessori-Schule an der Ecke. Stattdessen verfügte der Rappahanock jetzt über ein neues Steilufer. Die Gegend sah aus, als ob ein Rudel riesiger Maulwürfe über sie hergefallen wäre.
Das Pumpenhaus war ein flacher Betonbau von etwa fünfzehn Meter Länge und zehn Meter Breite gewesen, über dem man einen etwa sechs Meter hohen Silo errichtet hatte. Der untere Teil des Gebäudes war zum Teil von Schwemmland bedeckt, oben und an der Flussseite schützten es seine meterdicken Stahlbetonwände. Zu der Tür an der Oberseite des Silos hatte ein schmaler Steg geführt, dort gab es einen ringsum von Fenstern umgebenen Raum: den »wunderschönen Ausblick auf den Fluss«. Auf der Stegseite war eine weitere, größere Tür gewesen, über der ein Kran angebracht war. Als das Pumpenhaus noch im Einsatz gewesen war, hatte man mit Hilfe des Krans schweres Gerät durch diese Tür befördert.
Jetzt war das umliegende Areal bis fast zur Höhe der Tür mit Bauschutt aufgefüllt worden, um damit das untere Gebäude zu sichern, in dem man die Nicht-Kombattanten untergebracht hatte. Colonel Robertson beobachtete, wie Pioniere die Brücke bereits zur Sprengung vorbereiteten, während die letzten Nicht-Kombattanten langsam über die breite Stahlrampe strömten, die man anstelle des Steges errichtet hatte. Oben hatte man die Wand rings um die Tür aufgerissen, und weitere Pioniere und Bauarbeiter brachten dort Sprengstoff an. Die Schlange aus Frauen und Kindern, deren Atem in der kalten Nachtluft dampfte, verschwand in den Schlund der Bestie am oberen Teil der Rampe.
Während Colonel Robertson geduldig darauf wartete, dass der junge Lieutenant seine Besprechung beendete, spürte er, wie er einzunicken drohte. Er sah auf die Uhr und stellte fest, dass es ihnen gelungen war, die Posleen jetzt schon länger als sechs Stunden aufzuhalten. Aber jetzt, wo die Posleen die 95 überschritten und die Verteidigungsstellungen an der Jeff Davis durchbrochen hatten und den Tidewater Trail heraufrückten, war es vorbei, und das Geschrei würde gleich anfangen.
Lieutenant Young wandte sich von dem Bauarbeiter ab und wäre fast gegen den Colonel geprallt. Als der Lieutenant das Hindernis schließlich wahrnahm, schwankte er einen Augenblick und salutierte dann. Irgendwann im Laufe dieses Höllenabends hatte er seine Brille verloren und spähte jetzt seinen Vorgesetzten mit Eulenaugen an.
»Guten Abend, Sir.« Er sah sich um und schwankte wieder müde. »Ich freue mich berichten zu können, dass wir ausreichend Platz für alle noch übrigen Frauen und Kinder haben.« Er betrachtete die Schlange aus weinenden Kindern und abgehärmten Frauen, die als letzte von den Nicht-Kombattanten Fredericksburgs übrig geblieben waren.
Noch vor Stunden waren sie so relativ sorglos gewesen, wie das irgendeine Gruppe von Menschen im Angesicht einer bevorstehenden Invasion sein konnte: Mütter und ihre Kinder einer aufstrebenden Mittelklasse, die Blüte der amerikanischen Vororte. Jetzt fröstelten sie in der eisigen Nacht, und zu beiden Seiten rückten blutgierige Aliens heran, und zwischen ihnen und einem Ende im Bauch der Bestien stand nur eine schwache Hoffnung. »Ich kann nur hoffen, dass das funktioniert.«
»Das wird es«, versicherte der Colonel dem Mann, der den Plan entwickelt hatte. Er hatte selbst seine düsteren Zweifel am Gelingen ihres Plans, aber jetzt war es zu spät, diese Zweifel in Worte zu kleiden. Und schließlich hatten sie ja keine Wahl zwischen diesem Plan und einem besseren, nur die Wahl zwischen diesem und nichts.
»Nun, selbst wenn es das nicht tut, Sir, werden die das nie merken.«
»Sie werden alle unter Hiberzine setzen?«
»Alle, mit Ausnahme der letzten paar Mütter, die bei klarem Verstand sind. In dem unwahrscheinlichen Fall, dass etwas schief geht, was man beheben könnte, wäre es doch schrecklich, wenn die ganze Gruppe sterben würde, weil niemand eingreifen kann.«
»So etwas
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