Invasion 04 - Die Rettung
fünfzig Prozent. Sie brauchten also ständig neue Rekruten. Und die Rekruten waren immer nur zur Hälfte ausgebildet.
Nachdem die 147 th zum zweiten Mal ihren Etappenzyklus durchlaufen hatte, fuhr Arkady selbst zum Wall mit, als sie dorthin zurückkehrten. Und nachdem die Einheit ihren Ausbildungszyklus in der Etappe abgeschlossen hatte, waren die Rekruten nur mit Mühe fähig, ihre Waffen zu warten und voll zu nutzen, das war ihm wohl bewusst, aber statt am Wall selbst das Training massiv fortzusetzen, hatte die Division sich dort wie die Schnecken niedergelassen. Die wenigen Rekruten, mit denen er redete, wussten, dass sie keine Ahnung davon hatten, wie man gegen Posleen kämpft, selbst aus so massiv befestigten Stellungen. Aber ihre Offiziere und Unteroffiziersdienstgrade lehnten jedes Ansinnen ab, die Ausbildung fortzusetzen. Und wenn man die »Veteranen« fragte, so waren die einhellig der Meinung, dass es sowieso keinen Sinn hatte, die grünen Neulinge auszubilden. Die meisten von ihnen würden ohnehin beim ersten Angriff fallen. Warum sich also die Mühe machen?
Wie gesagt, das war alles nie ihre Schuld.
Einer der wenigen militärischen Aphorismen, an die Arkady vorbehaltlos glaubte, war, dass es »keine schlechten Regimenter, bloß schlechte Offiziere« gibt. Er war zwar speziell für die Ausbildung in der Etappe zuständig, aber ein Wort zu seinem G-3 reichte aus, dass dieser ihn beauftragte, sich speziell um die Methoden der 147 th zu kümmern, gerade rechtzeitig für den nächsten Angriff.
Falls jemand Mittel und Wege gefunden haben sollte, die Gedanken von Posleen zu lesen, dann war das ganz sicherlich nicht der G-2 des in Asheville stationierten Korps. Marshall war kein übler Bursche, aber die Posleen überstiegen ganz einfach seine Vorstellungskraft oder die seiner Analysten. Arkady Simosin hatte sich das tägliche Briefing angehört und tauchte auch von Zeit zu Zeit dort auf, um sich zu vergewissern, dass »sein« Major nicht plötzlich anfing, in Zungen zu sprechen oder dergleichen. »Vertrauen ja, aber anschließend kontrollieren« war eine Maxime, die sich ebenso gut auf die handwerkliche Kunst der Führung wie auf nukleare Diplomatie anwenden ließ.
Der junge Lieutenant Colonel von G-2 – seit es routinemäßige Verjüngungsbehandlungen gab, sahen sie alle wie junge Spunde aus, aber dass dieser Typ auch wirklich einer war, fünfunddreißig vielleicht, allerhöchstens vierzig, war offensichtlich – hatte soeben seine Präsentation beendet, in der er zu dem Schluss gelangt war, dass »nur zwei von fünfunddreißig Indizes darauf hindeuten, in der nächsten Woche sei mit einem größeren Angriff der Posleen zu rechnen«. Mit anderen Worten: Alle konnten es sich wieder bequem machen und es sich gut gehen lassen. Soeben beendet, und der Typ von der Korps-Ari war gerade etwa in der Mitte seiner täglichen Valiumlieferung, als die Posleen Rabun Gap einnahmen und sich anschickten, sozusagen durch die Hintertür Asheville anzugreifen.
Mit den Posleen vor beiden Toren und immer mehr durch die ungeschützte Hinterseite heranrückenden Aliens hatte der Korpskommandeur keine andere Wahl gehabt, als die 147 th dafür einzusetzen, die von Rabun anrückenden Posleen aufzuhalten. Das Rabun-Korps hatte bei dem unerwarteten Angriff massive Verluste erlitten, was nicht zuletzt mehreren nuklearen Detonationen eines zerstörten SheVa-Geschützes und mehrerer Lander zuzuschreiben war, die ein weiteres SheVa beim Rückzug abgeschossen hatte. Die Folge davon war, dass die ganze Einheit entweder ersetzt oder von Grund auf neu aufgebaut werden musste.
In der Zwischenzeit sollte das Asheville-Korps »ergänzend zu seinen anderen Pflichten« anfangen, die Posleen wieder aus dem »Flaschenhals« hinauszudrängen, sie durch enge Gebirgstäler und Pässe zurückzutreiben. Fast eine Million Zentauren aus dem Tal und von der schmalen Lebensader, der 1-40, zurückzudrängen, die die einzige Gewähr für das Überleben von Asheville war.
Eine gewaltige Aufgabe für Truppen jeder Art. Und ausgerechnet die 147 th bekam sie.
Es war eine Aufgabe für die Zehntausend oder für die gepanzerten Kampfanzüge. Ein Auftrag für eine mechanisierte Eliteeinheit der Infanterie mit massiver Artillerieunterstützung.
Aber die 147 th bekam ihn.
Die Division hatte unglaublich lange gebraucht, um sich überhaupt in Bewegung zu setzen. So lange, dass ein mobiler Verband der Posleen den äußerst wichtigen Balsam-Pass eingenommen und
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