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Invasion 05 - Heldentaten

Invasion 05 - Heldentaten

Titel: Invasion 05 - Heldentaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
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das dachte, flatterten fledermausähnliche Schwingen an seinem Gesicht vorbei. Er schrie.

    Tirdal hörte den Schrei nicht, wohl aber die Sensoren seines Anzugs, die die Anomalie als einen möglicherweise verwundeten »Teamkameraden« meldeten. Er grinste, als er seine Folgerung bestätigt sah. Dagger hatte also nachts Angst. Schade, dass er die Gelegenheit nicht nutzen und ihn einfach töten konnte, aber die nur wenig zurückliegende Tötung des Räubers machte ihm klar, dass das Töten eines vernunftbegabten Wesens ihn in den Abgrund des Lintatai schleudern würde. Es hieß also immer noch geduldig sein und die richtigen Voraussetzungen für eine Begegnung suchen.
    In der Zwischenzeit gab es freilich keinen Grund, seinem Widersacher nicht ein paar Nadelstiche zu versetzen. »Oh Dagger«, sagte er in sein Komm, »wie geht's denn?«
    »G-g-gut, du kleiner Freak«, kam die Antwort.
    »Interessant, Dagger, das klingt ja, als wärst du erleichtert, meine Stimme zu hören«, stichelte er.
    »Na ja, lieber würde ich natürlich deine Schreie hören«, sagte Dagger. Es klang, als versuchte er besonders mutig zu sein. »Und weil wir schon gerade miteinander reden: Die Aussicht darauf ist nicht schlecht.«
    »Aha«, sagte Tirdal. »Es könnte doch nicht etwa sein, dass du Angst vor der Dunkelheit hast?«
    Dagger lachte, und es klang angestrengt. »Wie kommst du denn darauf?«
    Tirdal ließ sein Sensorlog zurücklaufen und spielte den in Rede stehenden Laut vor dem Hintergrund der Kakophonie anderer Waldbewohner verstärkt ab. »Das ist doch nicht dein Schreckensschrei, Dagger? Oder hast du dir den Zeh angestoßen?«
    »Du dreckiger, kleiner Motherfuck …« Dagger ließ einen ganzen Strom Verwünschungen ab und hörte erst nach einer Minute damit auf.
    Als der andere schließlich Luft schöpfen musste, sagte Tirdal: »Dagger, das war weder kreativ noch schlau, wenn ich auch sicher bin, dass es von Herzen kam. Außerdem ist das meiste, was du mir da nahe gelegt hast, selbst für Menschen unmöglich, von Darhel ganz zu schweigen. Aber es verrät mir einiges über deinen persönlichen Geschmack. Da du offensichtlich nichts wirklich Produktives zu sagen hast, sollten wir dieses Gespräch beenden. Es sei denn, du hättest gern im Dunkeln meine Gesellschaft?«
    Wieder eine Kette von Obszönitäten, lauter und noch hysterischer. Anscheinend sehnte sich Dagger sehr nach Gesellschaft, würde das aber nie zugeben.
    »Also schön, Dagger«, meinte Tirdal, als der andere erneut verstummt war. »Ich schalte jetzt ab. Aber vielleicht sollte ich jetzt kommen und dich von deinem Leid erlösen. Sieh dich nur um, vielleicht entdeckst du mich in den Schatten«, fügte er mit Grabesstimme hinzu, wie er sie einmal in einem menschlichen »Vampir«-Film gehört hatte. Er konnte natürlich nicht angreifen. Aber wenn Dagger das glaubte, wäre das … amüsant.
    Jetzt richtete Tirdal seine Aufmerksamkeit wieder darauf, den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern. Vielleicht würde Dagger ohnmächtig werden und sich zusammenrollen, bis der Tag anbrach. Aber in Wirklichkeit war der Mann trotz seiner Phobien und seiner moralischen Feigheit tatsächlich in vieler Hinsicht tapfer, wobei ›Tapferkeit‹ als die Fähigkeit definiert war, trotz seiner Ängste weiterzumachen. Wenn er das begriffen hätte, hätte er sich möglicherweise zu einem viel besseren menschlichen Wesen entwickelt. Stattdessen hatte er offenbar sein ganzes Leben mit dem Versuch verbracht, seine Phobien irgendwie zu kompensieren. Was für eine Verschwendung von Potenzial!
    Vor ihm bewegte sich etwas, und er erstarrte, ging in die Hocke und arbeitete sich möglichst lautlos zu einem Gebüsch hinüber. Dann hob er seine Punch-Gun und hoffte, sie nicht einsetzen zu müssen. Er versetzte sich in Jem, bereitete sich darauf vor, das Tal zu sperren, sollte es notwendig werden zu töten. Vorsichtig ließ er seinen Spürsinn nach vorne tasten.
    Er sah in einem etwas größeren Frequenzbereich als Menschen und brauchte sein Nachtsichtgerät daher die meiste Zeit nicht. Jetzt schaltete er es aber ein, weil das, was auch immer dort draußen war, sich jenseits seines Schärfebereichs befand. Ein Blick beruhigte ihn. In einer Lichtung ästen große Pflanzenfresser und schnatterten dabei leise, während sie das lokale holzige Gras fraßen, das an Bambus oder Felda erinnerte. Trotzdem sollte er ihnen wohl besser aus dem Weg gehen.
    Aber sollte er das wirklich? Die Herde war groß, und ein Umweg mochte

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