Invasion der Götter
es schon für sie schlimm anzusehen war, wie würde es dann erst für den Jungen sein? Sie war froh, dass er sich das nicht anschauen musste und sich stattdessen vor dem Zimmer um Kimi kümmern konnte.
Sie kehrte zu Jamie und Kimi zurück, begab sich vor den beiden Kindern auf die Knie und sah Tylers Sohn mit Tränen in den Augen an. Auch wenn der Junge bereits vermutet hatte, dass seine Großmutter nicht mehr am Leben war, so fiel es Iris doch sehr schwer, ihm dies nun bestätigen zu müssen. Jamie sah in diesem Moment so glücklich aus, wie er mit Kimi umging und den Zwerg zum Lachen brachte. Wieso sollte sie ihn wieder unglücklich und traurig machen?
»Jamie!«, sagte sie, woraufhin der Junge sie aufmerksam ansah. Iris streichelte ihm liebevoll über seinen blonden Schopf.
»Möchtest du nicht mit uns gehen? Kimi mag dich sehr gerne, und wenn ich ehrlich bin, könnten sie und ich einen großen starken Mann als Beschützer gut gebrauchen.«
Welches männliche Wesen hörte so etwas nicht gerne? Jamie sah in die Dunkelheit des Raumes hinein, in dem der Leichnam seiner Granny lag.
»Ich will nicht alleine hier bleiben!«, sagte er mit bedrückter Stimme.
»Musst du nicht. Wie ich schon sagte, ich könnte einen starken Mann an unserer Seite gebrauchen, und außerdem hatte ich dir versprochen, deinen Vater mit dir zu suchen.«
Vielleicht war es nicht richtig, den Jungen über den Verbleib seines Vaters im Unklaren zu lassen. Doch was hätte sie ihm sagen sollen? – Hör zu, Junge. Dein Vater wurde von Aliens entführt, und nachdem deine Granny nun den Löffel abgegeben hat, bist du ganz alleine auf der Welt?
Da zog sie es schon vor, ihm die Hoffnung zu lassen, den Major wiederzusehen. Erneut wanderten seine Blicke in die Finsternis.
»Ist meine Granny wirklich tot?«, fragte er wimmernd. Seine Mundwinkel zogen sich krampfhaft nach unten, und seine blauen Augen verloren ihr Strahlen. Tränen traten aus ihnen hervor und liefen seine Wangen hinunter. Es schmerzte Iris, den Jungen so leiden zu sehen. Sie sah ihn nur an, und auch ihr stiegen Tränen in die Augen, doch was sie sagen oder antworteten sollte, wusste sie nicht. Da legte Jamie seinen linken Arm um ihren Hals und weinte sich an ihrer Schulter aus. Sanft strich sie ihm dabei über den Rücken.
»Komm mit Kimi und mir. Wir werden gemeinsam einen Weg hier rausfinden«, sprach sie nach einer Weile mit ruhiger Stimme zu ihm. Jamie ließ von der Umarmung ab, wischte sich mit seinem Jackenärmel die Tränen weg und nickte.
»Okay!«, schluchzte er.
»Alleine kann ich mich nicht um Kimi kümmern. Sie mag dich, das kann ich sehen, und sie ist im Gegensatz zu dir vollkommen alleine. Das Mädchen könnte einen großen Bruder gut gebrauchen. Jemanden, der sie beschützt und aufpasst, dass sie keine Dummheiten anstellt.«
Fast verliebt sah Jamie den kleinen Knirps an, den er auf seinem rechten Arm trug und der ihn geradezu anhimmelte.
»Ja, das werde ich ganz sicher!«
Iris war glücklich darüber, dem blonden Jungen ein Lächeln entlockt zu haben. Seine Augen funkelten wieder.
»Na siehst du! Und jetzt suchen wir den Ausgang. Wenn ich richtig liege, dann müsste hier links ein Notschott sein.«
Jamie runzelte die Stirn.
»Nein, Lady. Da liegen Sie leider falsch. Der Gang mit dem Schott befindet sich rechts und nicht links.«
Grummelnd sah sie den Jungen an, der schon wieder ganz der Alte war.
»Wir werden sehen! Doch tu mir bitte einen Gefallen. Nenne mich nicht immer Lady! Da komm ich mir vor wie eine tattrige alte Frau mit Gehhilfe, die es nötig hat, über die Straße gebracht zu werden. Mein Name ist Iris, das kannst du dir doch merken, oder?«
Jamie grinste sie verschmitzt an.
»Sicher doch, Ma’am!«
Iris versuchte sich ihren Ärger nicht anmerken zu lassen und lief voran. Es waren nur wenige Schritte bis zur T-Kreuzung. Dort angekommen, blickte sie zuerst nach links. Es war nichts von einem Notschott zu sehen. Dann wendete sie sich nach rechts, und in der Tat war dort das Zeichen des Notausganges. Jamie grinste siegreich. Iris blickte ihn nur emotionslos an, tätschelte ihm den Kopf und sagte: »Gut geraten, junger Knabe«, woraufhin das Lächeln aus seinem Gesicht prompt verschwand.
Iris hatte große Mühe, das kleine Rad am Schott zu bewegen. Mit aller Kraft stemmte sie sich dagegen, während Jamie mit der kleinen Kimi auf dem Arm danebenstand und zusah.
Als sie schon beinahe die Hoffnung verlor, diesen alten verrosteten
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